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Ein Freund aus alten Tagen

Ein Freund aus alten Tagen

Titel: Ein Freund aus alten Tagen
Autoren: Magnus Montelius
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zufällig. Ich bin ja nicht gerade einmalig. Sie wissen schon, limited edition . Von meiner Sorte gibt es eine Menge, trotz aller Bemühungen der Mode- und Kosmetikindustrie.«
    Åke Sundström grinste, und aus irgendeinem Grund war es sein unbeholfener Scherz, der Meijtens endgültig überzeugte.
    »Ich denke, Sie haben immer geahnt, was los war. Vielleicht wissen Sie auch etwas, was wir nicht wissen. Unsere Artikel haben Sie jedenfalls in Ihrem Verdacht bestärkt, aber Sie waren sich nicht sicher. Als Sie ungeduldig wurden und in der Zeitung nichts mehr erschien, begannen Sie, eigene Nachforschungen anzustellen. Dann gingen Sie dazu über, Natalie zu folgen, und begriffen, welchen Verdacht wir hatten. Dass wir in Erik Lindmans Kreis aus alten Veritas-Mitgliedern nach Tristan fahndeten. Ihnen dämmerte, dass Laurén der Schuldige sein könnte. Ich glaube, dass Sie den größten Teil von Natalies Gespräch mit Rebecka Wester mitgehört haben, vielleicht auch von ihrem anschließenden Telefonat mit mir.«
    Er sah Åke Sundström an, der ausdruckslos vor sich hinstierte.
    »Aber Sie konnten nicht abwarten, dass es gedruckt wurde. Nicht damit rechnen, dass man Laurén tatsächlich anklagen und verurteilen würde. Weil Männer wie Laurén immer davonkommen.«
    »Dann schreiben Sie das«, erwiderte Åke Sundström schulterzuckend. »Schreiben Sie es, und warten Sie ab, was passiert. Falls überhaupt jemand bereit sein sollte, es zu drucken.«
    »Ich habe nicht vor, das irgendwo zu veröffentlichen, ich bin kein Journalist mehr. Aber ich möchte es wissen, damit ich das letzte Puzzleteil einfügen kann.«
    Åke Sundströms Blick wanderte über das Spielfeld.
    »Ich habe Ihnen nichts zu sagen.«
    »Da bin ich aber anderer Meinung.«
    »An dem Abend habe ich mit ein paar alten Kumpels zusammengesessen und gesoffen. Und die anderen würden Ihnen das Gleiche sagen.«
    »Ich will Ihnen nichts anhängen. Egal, wer Laurén erschlagen hat – in gewisser Weise war es gerecht. Das weiß ich vielleicht besser als jeder andere.«
    »Manchmal erfährt man die Wahrheit nicht und muss dann eben damit leben. Das weiß ich besser als jeder andere. Sie werden damit leben müssen, Ihre Geschichte nicht schreiben zu können, Tobias Meijtens. Ich werde Ihnen stattdessen eine ganz andere Geschichte erzählen.«
    Er hob einen Stein auf und warf ihn auf ein unsichtbares Ziel.
    »Ich weiß ja nicht, was der alte Lindman über mich und meine Familie erzählt hat, aber besonders nett kann es nicht gewesen sein.«
    »Er meinte in etwa, wenn Erik nicht gewesen wäre, dann wären Sie mit Sicherheit Alkoholiker geworden. Alle in Ihrer Familie seien nichtsnutzige Säufer.«
    Åke Sundström seufzte. »Auch ein blindes Huhn findet einmal ein Korn.« Er lachte, aber Meijtens begriff nicht ganz, worüber.
    »Es ist schon witzig, welches Gespür man dafür hat, was einem vom Schicksal vorherbestimmt ist. Die Lehrer hatten mich seit meinem ersten Tag auf dieser verdammten Schule auf dem Kieker, und im Grunde kann ich ihnen das nicht einmal verübeln. Hätte ich meine drei älteren Brüder unterrichten müssen, wäre ich auch allen, die Sundström heißen, mit Misstrauen begegnet. Jedenfalls ging es ziemlich schnell bergab mit mir. Meine schulischen Leistungen waren nicht besonders gut, und ich fing an, Ärger zu machen.«
    Er verstummte kurz.
    »Nach ein paar Jahren gab meine Lehrerin auf. Man versetzte mich in die Parallelklasse, und es hieß, wenn ich mich nicht zusammenreißen würde, dann würde ich sitzen bleiben, in eine Sonderschulklasse kommen oder von der Schule fliegen. Mir selbst war das völlig egal, und in dieser Einstellung wurde ich ausnahmsweise einmal von meinem Vater unterstützt.«
    Er spuckte, diesmal etwas wütender, vor sich aus.
    »Die neue Lehrerin, genauso vertrocknet pietistisch wie die Erste und gebührend gewarnt vor dem jungen Sundström, nahm mich mit hochgekrempelten Ärmeln und ängstlichen Augen in Empfang.«
    Er grinste und sagte mit affektierter Stimme: »›Setz dich dahin, Åke, dann werden wir ja sehen, ob aus dir noch etwas Anständiges werden kann.‹ Sie war eine alte Schabracke, aber ohne es zu wissen, veränderte sie mein Leben. Ihre Idee war genauso simpel wie idiotisch. Man setze den größten Hohlkopf der Schule neben den Klassenprimus, vielleicht färbt dann von dem Guten etwas auf ihn ab. Das war natürlich bescheuert, aber in meinem Fall funktionierte es tatsächlich.«
    Er hob einen Finger, als wollte er
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