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Ein Engel an meiner Tafel - eine Autobiographie

Ein Engel an meiner Tafel - eine Autobiographie

Titel: Ein Engel an meiner Tafel - eine Autobiographie
Autoren: C.H.Beck
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Eisenbahnangestellter, so wie der Vater von Janet Frame, weshalb ich, ähnlich wie diese, einen besonderen Bezug zu Eisenbahnen und zu allem, was dazu gehört, habe; die soziale Schicht, der meine Familie angehörte, war in ihrer relativen Armut vergleichbar mit der der Familie Frame; meine Großmutter, an der ich hing, wurde, so wie Janet Frame, in einer Nervenklinik mit Elektroschocks behandelt und erzählte mir, die ich ein Kind war und die Tragweite dieser Berichte nicht ganz verstand, aber ahnte und fühlte, von der Angst und Qual, die für sie damit verbunden waren; und so wie Frame konnte auch ich mich vom Konformitätsdruck, dem vor allem Frauen unterworfen waren – und sind –, durch das zeitweilige Verlassen meines Landes befreien und mich als Schriftstellerin entfernt vom Ort der Herkunft entfalten.
    Jedenfalls nahm ich das Angebot, die Autobiographie zu übersetzen, ohne Zögern an.
    Es gab bestimmte, ganz spezielle Probleme, die für michmit dieser Übersetzung verbunden waren: zunächst, wie schon erwähnt, die unterschiedlichen botanischen, zoologischen, geologischen sowie generell geographischen, historischen und sozialen Gegebenheiten auf der Südhalbkugel. Diese anders gearteten Umstände haben natürlich auch eine sprachliche Ausdrucksweise mit sich gebracht, die in Vielem vom geläufigen britischen oder amerikanischen Englisch abweicht, ganz abgesehen von Frames individueller und typischer literarischer Diktion. Was ihren Stil betrifft, so waren die langen, oftmals durch Beistriche, Strichpunkte und Doppelpunkte gebrochenen Satzperioden manchmal schwierig zu übersetzen, denn es war nicht leicht zu entscheiden, wie weit man diese Schreibweise als Frames ganz persönliche beibehalten und wie weit man ihre häufig mittels der
Progressive Form
aneinandergereihten Satzteile im Deutschen in Nebensätze auflösen sollte.
    Eine weitere Herausforderung waren die zahlreichen zwischen Anführungszeichen gesetzten Wörter, Satzteile oder Sätze – eine Methode, mit der Frame die Sprache hinterfragt, das heißt, versucht, auf die ursprüngliche, verborgene oder manchmal auch doppelte bzw. mehrfache Bedeutung geläufiger Ausdrücke hinzuweisen. Es war nicht immer einfach, entsprechende deutsche Ausdrücke zu finden, in denen all diese unterschiedlichen Bedeutungen enthalten sind.
    Auch die vielen literarischen und weniger literarischen Zitate, vor allem die, Lyrik betreffend, stellten gewisse Anforderungen an mich als Übersetzerin. Die gelegentlich vorkommenden Zitate aus Shakespeares Werken waren mühelos nachzuprüfen, auch die großen Lyriker wie T. S. Eliot, Shelley, Yeats sind natürlich ins Deutsche übersetzt, allerdings in unterschiedlichen, in ihrer Qualität differierenden Versionen.Abgesehen davon aber zitiert Frame auch eigene Gedichte, die nie übersetzt worden sind; neuseeländische Lyriker, von denen es teilweise keine oder eher schlechte deutsche Übersetzungen gibt; Lieder, die hier nicht bekannt sind und die sie z.B. mit ihren Schwestern sang; Kinderreime; populäre Schlager aus der Zeit; Studentenlieder. In vielen Fällen waren Nachdichtungen zu verfassen.
    In jedem Fall war die Arbeit an der Übersetzung von
An Angel At My Table
für mich eine Entdeckungsreise, ein interessante Erkenntnisse eröffnendes Vordringen, mit Janet Frame als Begleiterin, in unbekannte, manchmal beängstigende äußere und vor allem innere Räume.
    Lilian Faschinger

 
     
     
     
     
     
     
     
    1. Auflage. 2012
Für die deutsche Ausgabe:
© Verlag C.H.Beck oHG, München 2012
Umschlaggestaltung: Leander Eisenmann
Umschlagabbildung: Katarzyna Zommer/Plainpicture
ISBN Buch 978 3 406 63955 5
ISBN eBook 978 3 406 63956 2
     
    Die gedruckte Ausgabe dieses Titels erhalten Sie im Buchhandel sowie versandkostenfrei auf unserer Website
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