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Ein echter Schatz

Ein echter Schatz

Titel: Ein echter Schatz
Autoren: Janet Evanovich
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seinem Fressnapf, packte sich die Nudeln in die Backentaschen und sprintete wieder zurück in seine Suppendose. Das war auch schon alles, was sich zwischen uns ab spielte, und trotzdem bildete Rex den Mittelpunkt der Wohnung, und ich liebte ihn.
    Ich ging mit meinem Kaffeebecher ins Badezimmer, duschte heiß und ausgiebig, trocknete mir die Haare mit dem Superföhn und trug Wimperntusche auf. Ich zog wieder meinen Sweater, Jeans und Boots an und verzog mich mit Telefon und meinem Bürokram ins Wohnzimmer. Als ich gerade dabei war, Diggerys Nachbarn am Telefon auszuquetschen und meinen zweiten Becher Kaffee trank, hörte ich, wie das Schloss der Wohnungstür aufschnappte.
    Morelli kam in die Küche geschlendert und goss sich Kaffee ein. »Ich habe Neuigkeiten.«
    »Gute oder schlechte?«
    »Wie man es nimmt«, meine Morelli. »Hängt ganz vom Standpunkt ab. Dickie Orr wird vermisst.« »Was?«
    »Seine Haustür wurde aufgebrochen. Überall Blut auf dem Boden. Aus einer Wand im Wohnzimmer haben wir zwei Kugeln herausgepult. Spuren auf dem Parkett, als wäre jemand über den Flur geschleift worden.«
    »Ist nicht wahr!«
    »Nachbarn haben die Polizei geholt, als sie Schüsse hörten. Chip Burlew und Barrelhead Baker waren als Erste am Tatort, kurz nach Mitternacht. Die Haustür stand offen. Von Dickie keine Spur. Aber es kommt noch besser. Der Fall ist bei Marty Gobel gelandet, und als er heute Morgen in Dickies Büro nachgefragt hat, haben alle Angestellten deinen Namen genannt.«
    »Warum sollten sie mich belasten?«
    »Weil du gestern bei Dickie ausgerastet bist.«
    »Ach ja, richtig, das hatte ich schon vergessen.«
    »Worum ging es da?«
    »Lula, Connie und ich wollten nur eine rechtliche Auskunft. Als ich ein Foto von Dickie und Joyce Barnhardt auf seinem Schreibtisch stehen sah, habe ich wohl die Nerven verloren.«
    »Ich dachte, du wärst längst über die Sache mit Dickie hinweg.«
    »Anscheinend ist er immer noch ein rotes Tuch für mich.«
    Dickie tot? Was sollte ich davon halten? Es erschien mir niederträchtig, sich darüber zu freuen, aber ich kann auch nicht behaupten, dass ich sonderlich viel Mitleid empfand. Das Einzige, was ich kurzfristig aufbieten konnte, war der Gedanke, dass jetzt eine Lücke in meinem Leben klaffen würde, die früher Dickie eingenommen hatte.
    Andererseits, vielleicht auch nicht. Vielleicht gab es nicht einmal diese Lücke.
    Morelli trank seinen Kaffee. Er trug ein graues Sweatshirt, darüber eine dunkelblaue Jacke, seine schwarzen Locken kringelten sich um die Ohren und hingen ihm in die Stirn. Wie in einer Rückblende sah ich ihn im Bett, als seine feuchten Haare ihm im Nacken klebten, die dunklen Augen weit aufgerissen, auf mich gerichtet.
    »Gut, dass ich ein Alibi habe«, sagte ich.
    »Und wie sieht das aus?«
    »Du warst bei mir.«
    »Ich bin um zehn Uhr gegangen, um den Mord im Berringer Building aufzunehmen.«
    Scheiße. »Glaubst du, dass ich Dickie getötet habe?«, fragte ich Morelli.
    »Nein. Du warst nackt und befriedigt, als ich ging. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du in dem entspannten Zustand zu Dickie gegangen bist.«
    »Darf ich das mal ein bisschen näher analysieren?«, fragte ich Morelli. »Dein fachmännisches Können im Bett garantiert mir also ein Alibi.«
    »So sieht es aus.«
    »Und das soll vor Gericht Bestand haben?«
    »Nein. Aber in der Boulevardpresse macht sich so was immer gut.«
    »Abgesehen von dem guten Sex und den Spaghetti hältst du mich also für fähig, Dickie zu töten.«
    »Du bist zu allem Möglichen fähig, Pilzköpfchen, zu fast allem.« Morelli grinste, und ich wusste, dass er nur Spaß machte, trotzdem steckte ein Funken Wahrheit darin.
    »Es gibt schon Grenzen für mich«, sagte ich.
    Er schlang seine Arme um meine Taille und küsste mich auf den Hals.
    »Zum Glück nicht zu viele.«
    Ich hätte ihm natürlich das mit Ranger und den Wanzen sagen sollen, aber es lief gerade so gut zwischen uns, dass ich die Stimmung nicht verderben wollte. Wenn ich Morelli das mit den Wanzen erzähle, würde das passieren: Er lässt den Italiener raushängen, brüllt mich an, fuchtelt mit den Armen und verbietet mir, mit Ranger zusammenzuarbeiten. Und ich, mütterlicherseits ungarischer Abstammung, lasse also die Ungarin in mir raushängen, stemme die Fäuste in die Taille, funkele Morelli böse an und sage ihm, dass ich zusammenarbeiten kann, mit wem ich will, verdammt noch mal. Danach stürmt er aus meiner Wohnung, und wir sehen uns eine
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