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Ein Drama am Ufer des Meeres (German Edition)

Ein Drama am Ufer des Meeres (German Edition)

Titel: Ein Drama am Ufer des Meeres (German Edition)
Autoren: Honoré de Balzac
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gerichtet hat. Niemand hat gewußt, wie das zuging, aber dieser Lumpen-Jacques hatte das Gold gerochen, hatte es gegriffen und war nach le Croisic schmausen gegangen. Der gute Cambremer kam eigens mit seiner Barke nach Hause. Beim Aussteigen sieht er ein Stück Papier flattern, greift es, bringt es seiner Frau, die auf den Rücken fällt, als sie ihre eigenen Schriftzüge wieder erkennt. Cambremer sagt nichts, geht nach le Croisic, erfährt dort, daß sein Sohn beim Billard ist; alsdann läßt er die gute Frau, die das Café hat, rufen und sagt zu ihr: ›Ich habe Jacques geheißen, nicht ein Goldstück für seine Zeche bei Ihnen auszugeben; geben Sie es mir wieder, ich warte an der Tür, und werde Ihnen gutes Silber dafür geben.‹ Die gute Frau brachte ihm das Goldstück. Cambremer nimmt es und sagt: ›Ist gut!‹ und kehrt nach Hause zurück. Die ganze Stadt hat das zu wissen bekommen. Aber jetzt kommt das, was ich allein weiß und worüber die anderen nur eine ungefähre Vermutung haben. Er sagt seiner Frau, sie solle ihr Zimmer, das unten liegt, in Ordnung bringen; er macht Feuer im Kamin, zündet zwei Lichter an, stellt zwei Stühle auf die eine Seite des Herdes und einen Schemel auf die andere, heißt seine Frau, ihm seinen Hochzeitsanzug reichen, und befiehlt ihr, sich auch fein zu machen. Er kleidet sich an. Als er fertig ist, holt er seinen Bruder und trägt ihm auf, vor dem Hause Wache zu stehn, um ihm zu melden, wenn er an einem der beiden Ufer Lärm hört, dem hier und dem an den Sümpfen von Guérande. Er kommt zurück, als er glaubt, daß seine Frau angezogen ist, er lädt ein Gewehr und versteckt es in der Kaminecke. Da kommt Jacques; er kommt spät; er hatte bis zehn Uhr gezecht und gespielt; er hatte den Weg über die Landzunge von Carnouf genommen. Sein Onkel hört ihn rufen, holt ihn vom Teichufer und bringt ihn rüber, ohne ein Wort zu sprechen. Wie er eintritt, sagt sein Vater zu ihm: ›Setz dich dahin‹, wobei er auf den Schemel weist. ›Du stehst‹, sagt er, ›vor deinem Vater und deiner Mutter, gegen die du dich vergangen hast, und die über dich zu richten haben.‹ Jacques begann zu schreien, weil das Gesicht Cambremers seltsam verzerrt war. Die Mutter saß stocksteif da. ›Wenn du schreist, wenn du dich rührst, wenn du nicht wie ein Mast auf deinem Schemel sitzt,‹ sagte Peter, indem er sein Gewehr auf ihn richtete, ›schieße ich dich wie einen Hund nieder.‹ Der Sohn wurde stumm wie ein Fisch; die Mutter hat nichts gesprochen. ›Hier ist ein Stück Papier,‹ sagte Peter zu seinem Sohn, ›in das ein Goldstück eingewickelt war; das Goldstück war im Bett deiner Mutter; deine Mutter allein wußte den Platz, wo sie es hingelegt hatte; ich habe das Papier am Wasser gefunden, als ich hier an Land ging; heute abend hast du dies Goldstück der Mutter Fleurant gegeben, und deine Mutter hat ihr Goldstück nicht mehr in ihrem Bett gesehen. Erkläre dich.‹ Jacques sagte, daß er das Goldstück seiner Mutter nicht weggenommen, daß er dieses Stück noch von Nantes her habe. ›Um so besser‹, sagte Peter. ›Wie kannst du uns das beweisen?‹ ›Ich hab' es gehabt.‹ ›Du hast das nicht von deiner Mutter genommen?‹ ›Nein.‹ ›Kannst du das bei deiner ewigen Seligkeit beschwören?‹ Er wollte schwören; seine Mutter richtete ihre Augen auf ihn und sagte zu ihm: ›Jacques, mein Kind, nimm dich in acht, schwöre nicht, wenn das nicht wahr ist; du kannst dich bessern, kannst bereuen; noch ist es Zeit.‹ Und sie weinte. ›Ihr zwei beiden seid es,‹ sagte er zu ihr, ›die immer mein Verderben gewollt haben.‹ Cambremer erbleichte und sprach: ›Das, was du eben zu deiner Mutter gesagt hast, macht deine Rechnung voll. Kommen wir zur Sache. Schwörst du?‹ ›Ja.‹ ›Sieh mal an‹, sagte er, ›war auf deinem Goldstück dieses Kreuz, daß der Sardellenhändler, der es mir gegeben hat, auf das unsere gesetzt hat?‹ Jacques wurde nüchtern und begann zu weinen. ›Genug geschwätzt‹, sagte Peter. ›Ich spreche dir nicht davon, was du vordem gemacht hast, ich will nicht, daß ein Cambremer dazu bestimmt sein soll, auf dem Platz von le Croisic zu sterben. Sprich dein Gebet, und beeilen wir uns! Es wird ein Priester kommen, um dir die Beichte abzunehmen.‹ Die Mutter war rausgegangen, um nicht die Aburteilung ihres Sohnes mit anzuhören. Als sie draußen war, kam der Onkel Cambremer mit dem Rektor von Piriac, dem Jacques nichts sagen wollte. Er war schlau, er kannte
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