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Ein diplomatischer Zwischenfall

Ein diplomatischer Zwischenfall

Titel: Ein diplomatischer Zwischenfall
Autoren: Agatha Christie
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so, dass er uns zu Weihnachten regelmäßig bedient. Er besteht darauf. Dabei ist er schon alt und gebrechlich. Ich bilde mir immer ein, dass er einmal alles, was er gerade trägt, fallen lässt. Es ist eine Qual, ihm zusehen zu müssen…« Sie lächelte Poirot zu. »Sie sehen also, wir sind alle bereit, ein schönes Weihnachtsfest zu verleben. Ein weißes Weihnachten sogar«, fügte sie hinzu, als sie zum Fenster hinausschaute. »Sehen Sie! Es beginnt zu schneien. Ah, die Kinder kommen herein. Sie müssen sie kennen lernen, Monsieur Poirot.«
     
    Ihm wurde mit angemessener Höflichkeit zuerst Colin, dann Michael vorgestellt. Colin war der Enkel, er ging noch zur Schule, und Michael war sein Freund. Der erstere war dunkel, der zweite blond; beide waren höfliche, fünfzehnjährige Burschen. Dann wurde er Bridget, der schwarzhaarigen Kusine, vorgestellt. Sie war ungefähr genauso alt wie die beiden Jungen und strotzte vor Vitalität.
    »Und dies ist meine Enkelin Sarah«, sagte Mrs Lacey.
    Poirot betrachtete Sarah interessiert. Sie war attraktiv mit ihrem dichten roten Haarschopf. Er hatte den Eindruck, dass sie frech und ein bisschen trotzig war, aber gleichzeitig spürte man auch, dass sie ihre Großmutter sehr gern hatte.
    »Und dies ist Mr Lee-Wortley.«
    Lee-Wortley trug eine Anglerjacke und enge schwarze Jeans. Sein Haar war ziemlich lang. Man konnte nicht mit Bestimmtheit sagen, ob er sich morgens rasiert hatte. Im Gegensatz zu Lee-Wortley sah der stille junge Mann, der als David Welwyn vorgestellt wurde, solide aus. Er lächelte freundlich und schien offensichtlich der Seife und dem Wasser sehr zugetan zu sein. Außerdem gehörte zu der Gruppe noch ein hübsches, etwas exaltiertes Mädchen, Diana Middleton.
    Der Tee wurde aufgetragen, dazu eine Menge Teegebäck, Teekuchen, belegte Brote und drei verschiedene Kuchensorten. Die jüngere Generation bediente sich ungeniert. Oberst Lacey kam als letzter herein. Seine Frau reichte ihm eine Tasse. Er nahm sich zwei Teekuchen, warf Desmond Lee-Wortley einen Blick zu, der seine Abneigung keineswegs verhehlte, und setzte sich so weit wie möglich von ihm fort. Der Oberst war ein stattlicher Mann. Seine Augenbrauen waren buschig und sein Gesicht verwittert. Man hätte ihn eher für einen Bauern als für den Herrn dieses Landgutes gehalten.
    »Hat zu schneien angefangen«, murmelte er. »Wir werden voraussichtlich weiße Weihnachten bekommen.«
    Nach der Teestunde ging die Gesellschaft auseinander.
    »Sie werden sich jetzt mit ihren Schallplatten beschäftigen, vermute ich«, sagte Mrs Lacey zu Poirot. Voller Nachsicht blickte sie ihrem Enkel nach, als er aus dem Zimmer ging.
    »Sie interessieren sich nur noch für technische Dinge«, fuhr sie fort.
    Die Jungen und Bridget beschlossen aber, zum See zu gehen. Sie wollten feststellen, ob die Eisdecke schon zum Schlittschuhlaufen taugte.
    »Wir wollten schon heute Morgen Schlittschuh laufen«, sagte Colin, »aber der alte Hodgkins verbot es. Der ist immer so schrecklich vorsichtig.«
    »Komm, David, gehen wir spazieren«, schlug Diana Middleton mit sanfter Stimme vor. David zögerte. Seine Blicke hingen an Sarahs rotem Haar. Sie stand bei Desmond Lee-Wortley. Ihre Hand lag auf seinem Arm, sie sah zu ihm auf.
    »Gut!«, antwortete David Welwyn. »Ja, gehen wir!«
    Diana hakte sich schnell bei ihm unter. Beide gingen auf die Tür zu, die in den Garten führte.
    Sarah fragte: »Sollen wir auch gehen, Desmond? Es ist im Hause ziemlich stickig.«
    »Wer will schon Spazierengehen? Ich hole das Auto. Wir fahren zum Gasthaus ›Speckled Boar‹ und trinken etwas.« Desmond hob fragend den Kopf.
    »Lass uns lieber nach Market Ledbury in die Bar vom ›White Hart‹ fahren. Da ist es viel lustiger«, antwortete Sarah.
    Mit Desmond in der Dorfwirtschaft gesehen zu werden, gefiel Sarah instinktiv nicht, obwohl sie das auf keinen Fall laut ausgesprochen hätte. Die Tradition von Kings Lacey erlaubte es nicht. Sie würde die beiden Alten sehr enttäuschen, wenn sie trotzdem dorthin ginge. Es war schon großzügig von ihnen, dass sie ihr eigenes Leben führen durfte, obwohl beide nicht im Geringsten verstanden, warum sie in diesem Stil in Chelsea leben wollte. Aber sie akzeptierten es. Das lag natürlich an Em. Der Großvater hätte von sich aus kurzen Prozess gemacht. Sarah machte sich über dessen Einstellung keine Illusionen. Es war auch nicht seine Idee gewesen, Desmond nach Kings Lacey einzuladen, sondern Ems.
    Während Desmond das
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