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Ein diebisches Vergnügen

Ein diebisches Vergnügen

Titel: Ein diebisches Vergnügen
Autoren: P Mayle
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zugetan. Er entschuldigte sich bei Sophie, zog sich in sein Zimmer zurück und sank in voller Montur aufs Bett.
    Sechs Stunden und eine Dusche später hatte er seine Batterien ausreichend aufgeladen, um sich auf die schattige Terrasse des Hotels hinauszuwagen und sich mit einem Glas Champagner zu stärken. Er schaltete sein Handy ein und
überprüfte, ob in der Zwischenzeit irgendwelche Nachrichten eingegangen waren: Elena hatte sich gemeldet und wollte einen Zwischenbericht, und Axel Schröder hatte wieder auf den Busch zu klopfen versucht. Er beschloss, sich Elena für später aufzuheben, und rief Schröder an.
    »Axel, ich bin’s, Sam.«
    »Mein lieber Junge, ich habe mir langsam Sorgen um Sie gemacht. Ich hoffe, Sie haben nicht zu schwer gearbeitet.« Er klang wie ein Arzt am Krankenbett.
    »Sie wissen doch, wie das so ist, Axel. Der verbrannten Erde den Lebensunterhalt abzutrotzen ist ein hartes Brot. Aber ich hatte eine Glückssträhne.«
    Von Schröder kam keine Reaktion. Das war auch nicht nötig. Seine Neugierde war unverkennbar.
    »Ich habe den Wein gefunden. Sämtliche Flaschen.«
    »Wo befindet er sich?«
    »In Sicherheit.«
    Schröder ließ sich mit der Antwort Zeit. »Sam, wir müssen reden. Ich kenne zufällig einige Leute, die sehr, sehr interessiert wären.«
    »Das kann ich mir lebhaft vorstellen.«
    »Kein Risiko, und wir könnten uns den Erlös teilen.«
    »Axel, das klingt ja so, als hätten Sie bereits alles in die Wege geleitet.«
    »Sechzig-vierzig, zu Ihren Gunsten. Ein guter Quotient.«
    »Vielleicht beim nächsten Mal, alter Halunke.«
    Schröder lachte stillvergnügt in sich hinein. »War einen Versuch wert, mein Junge. Sie wissen ja, wie Sie mich erreichen, falls Sie Ihre Meinung ändern. Und tun Sie nichts, was ich nicht auch tun würde.«
    Sams Blick schweifte über die Terrasse. Die Tische waren für das Mittagessen eingedeckt, und er verspürte mit einem
Mal einen gewaltigen Appetit auf ein Steak, leicht angebraten und blutig, und eine gute Flasche Rotwein. Er würde Sophie anrufen und fragen, ob sie Lust hatte, ihm Gesellschaft zu leisten. Doch zuerst Elena.
    Nachdem sie ihm gratuliert hatte, wollte sie alle Einzelheiten wissen.
    »Elena, darüber möchte ich am Telefon ungern reden.Wie schnell kannst du herkommen?«
    »Vergiss es, Sam. Knox besitzt eine französische Niederlassung, in der Franzosen arbeiten. Sie sind für Frankreich zuständig. Wann kannst du in Paris sein?«
    »Morgen Abend, wenn alles nach Plan läuft.«
    »Steigst du im Montalembert ab?«
    »Ja. Im Montalembert. Elena …«
    Doch ihre Stimme klang kurz angebunden und geschäftsmäßig. »Ich werde dafür sorgen, dass sich jemand von Knox mit dir in Verbindung setzt. Erstklassige Arbeit, Sam. Gut gemacht. Roth verdient es nicht, aber mein Chef wird glücklich sein. Ich sage ihm umgehend Bescheid.«
    Der Anruf hatte bewirkt, dass sich Sam mit einem Mal deprimiert fühlte; selbst ein weiteres Glas Champagner trug wenig dazu bei, seine Stimmung zu heben. Die Terrasse begann sich mit Hotelgästen und dem einen oder anderen miteinander flirtenden Pärchen aus Aix zu füllen. Alle schienen sich prächtig zu amüsieren, was zur Folge hatte, dass Sam noch trübsinniger wurde. Sophie ging nicht ans Telefon, und die Aussicht, allein zu essen, die er normalerweise genoss, besaß heute Abend keinen Reiz für ihn. Aber er hatte keine Wahl. Und so verbrachte er den Abend mit seinem Steak, seinem Wein und seinen Gedanken.
    Als er Sophie am nächsten Morgen zum Frühstück traf, erklärte sie, warum er sie nicht erreicht hatte. In der Annahme,
dass Sam die Nacht durchschlafen würde, war sie ins Kino gegangen, wo sie sich einen der erschütternden, emotional erschöpfenden Filme angesehen hatte, die sich bei französischen Regisseuren großer Beliebtheit erfreuen. Sie hatte jede Menge Tränen vergossen, immer ein gutes Zeichen. Der Film hatte ihr enorm gefallen.
    »Philippe hat für heute ein Abschiedsessen vorgeschlagen, bevor wir zum Flughafen fahren. Er kennt ein kleines Lokal im Hafen von Cassis, wo sie eine bouillabaisse nach allen Regeln der Kunst machen. Es ist nicht weit entfernt – eine knappe Stunde mit dem Auto. Was meinen Sie, hört sich das gut an?«
    Sehr gut sogar. Nach der ausgiebigen Nachtruhe verbesserte sich Sams Gemütsverfassung von Minute zu Minute, ein Fortschritt, der durch den ersten Eindruck von Cassis unterstützt wurde. Ein Fischerdorf am Meer ist ein magischer Anblick an einem sonnigen Tag; und ein
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