Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein diebisches Vergnügen

Ein diebisches Vergnügen

Titel: Ein diebisches Vergnügen
Autoren: P Mayle
Vom Netzwerk:
schnell mein Gepäck und begleiche die Rechnung, dann können wir losbrausen. Bevor uns der Boden unter den Füßen zu heiß wird.«
    Um halb neun, lange bevor Vials Arbeitstag im Palais du Pharo begann, verließen sie Marseille.

23. Kapitel
    E s war einer jener Frühlingstage, auf die sich die Provence so meisterhaft versteht: nicht zu heiß, ein wolkenloser, endlos blauer Himmel, die Felder mit Mohnblumen scharlachrot gesprenkelt, die schwarzen Rankgerüste der Weinreben durch das verschwommene Grün der neuen Blätter wie mit einem Weichzeichner bearbeitet. Die Atmosphäre in Sams gemietetem Renault, der Philippes Lieferwagen durch die ländliche Region folgte, war ebenso heiter wie das Wetter. Der Auftrag war erfüllt.
    »Jetzt können Sie nach Bordeaux zurückkehren, Arnaud heiraten und glücklich sein bis ans Ende Ihrer Tage. Wann findet eigentlich die Hochzeit statt?«
    »Wir haben an August gedacht, auf dem Weingut.«
    »Bin ich eingeladen?«, fragte Sam.
    »Würden Sie denn kommen?«
    »Und ob! Ich habe noch nie an einer französischen Hochzeit teilgenommen. Wissen Sie schon, wo Sie die Flitterwochen verbringen wollen? Ich könnte alles in die Wege leiten, damit Sie in L.A. einen Traumurlaub verbringen.«
    Sophie lachte. »Und was ist mit Ihnen? Was haben Sie als Nächstes vor?«
    »Hier klar Schiff machen. Und dann fliege ich nach Paris, um in der Knox-Niederlassung Bericht zu erstatten.«

    »Sind Sie sicher? Was wollen Sie denen erzählen?«
    »Nun, ich möchte die Leute keinesfalls mit den Fakten bombardieren, das wäre viel zu verwirrend. Deshalb werde ich mich an Philippes Geschichte halten. Sie wissen schon, der anonyme Hinweis und der furchtlose Reporter, der den Angaben auf den Grund geht, die ihn zu Roth führen. Die werden tunlichst darauf verzichten, zu viele Fragen zu stellen, sobald klar ist, dass sie die drei Millionen nicht zahlen müssen.«
    Vor ihnen quälte sich Philippe mit seinem Lieferwagen durch die letzte steile Haarnadelkurve der Bergstraße, die zum Plateau und zu dem alten Gehöft hinaufführte. Sam freute sich schon jetzt darauf, ihn wiederzusehen, wenn er nach L.A. kommen würde, um Roth zu interviewen. Vielleicht würden sie einen Jeep aus dem Zweiten Weltkrieg mieten, die Läden mit Waren aus Armeebeständen abklappern und Studien auf einer Gun-Show treiben, einem jener Flohmärkte für Waffenfreunde, die in der amerikanischen Provinz zu einer festen Wochenendinstitution geworden sind und Zeugnis vom Killerinstinkt blutrünstiger Männlichkeitsfanatiker ablegen. Es würde interessant sein zu erfahren, welche Schlussfolgerungen ein Franzose aus der Frage zog, warum Amerikaner es für unerlässlich halten, mit einem halb automatischen Sturmgewehr Jagd auf Eichhörnchen zu machen.
    Zum zweiten Mal an diesem Morgen ging Philippe durch das verlassene Haus in den Keller voran, einen großen Kanister mit Rattengift unter dem einen und einen Stapel flach zusammengefalteter Kartons unter dem anderen Arm. Da sie sich nun zu dritt an die Arbeit begaben, brauchten sie nicht länger als eine Stunde, um die Flaschen umzupacken. Als die anderen den Keller verlassen hatten, streute Philippe eine
großzügig bemessene Schicht der tödlichen Kügelchen auf den Boden und wünschte den Ratten bon appétit, bevor er die Tür hinter sich schloss.
    Er gesellte sich zu Sam und Sophie, die draußen die letzten leeren Kartons von Reboul in den Lieferwagen luden. Sie sollten auf dem Rückweg nach Marseille auf einer Müllhalde entsorgt werden.
    »Das war’s«, sagte Sam zu Philippe. »Jetzt müssen wir nur noch für Sophie und mich ein Hotel finden, in dem wir heute übernachten können. Fällt Ihnen auf Anhieb etwas ein?«
    Philippe kratzte sich am Kopf, wobei er weitere Spinnweben ausquartierte. »In Marseille könnte man euch entdecken, das entfällt also, und hier zu bleiben wäre eine ebenso schlechte Lösung. Die Gegend ist zu abgeschieden, man würde auf euch aufmerksam werden. Wie wäre es mit Aix? Ich habe gehört, dass die Villa Gallici sehr empfehlenswert sein soll.«
    Und das war sie in der Tat, wie sich herausstellte – klein, bezaubernd und zwei Gehminuten von den Cafés und anderen Sehenswürdigkeiten rund um den Cours Mirabeau, die Flaniermeile der Stadt, entfernt. Doch Sams Energie begann nachzulassen. Der permanente Adrenalinstoß war einer alles durchdringenden, bleiernen Müdigkeit gewichen. Abgesehen von dem kurzen Nickerchen im Lieferwagen hatte er zwei Nächte lang kein Auge
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher