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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund.
Autoren: Tom Sharpe
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brauchte, um seinen Schlips zu binden. Aber nichtsdestotrotz ein prima Bursche, und natürlich hat die Familie nichts unversucht gelassen, um ihn auf seinen neuen Beruf vorzubereiten. Ich glaube mich zu erinnern, daß Charlie, der Onkel deiner Großmutter, den Ausweg fand. Er schuldete einem Buchmacher in Newmarket eine größere Summe und wäre dem Burschen normalerweise ein Weilchen aus dem Weg gegangen. Statt dessen brachte er die Familie dazu, das nötige Geld zusammenzukratzen, und dann traf Charlie eine Vereinbarung mit dem Buchmacher. Er erklärte sich bereit, den Mann sofort und komplett auszuzahlen, vorausgesetzt, der nahm Großonkel Harold unter seine Fittiche und weihte ihn in alles ein. Der Buchmacher hielt Harold für einen Trottel, war einverstanden, und als Harold ausgelernt hatte, wurde er Banker in der Londoner City. Noch dazu ein verdammt guter, so daß er es bis zum hochgeachteten Präsidenten der Royal Western brachte. Es hieß, er habe herausgefunden, was jemand dachte, indem er sich einfach dessen Hände ansah. Außerordentliche Begabung für einen Burschen, der sozusagen nichts im Kopf hatte. Ich möchte behaupten, daß du im Bankgeschäft eine prima Figur machst, und die Familie könnte im Moment ein wenig finanzielle Unterstützung gut gebrauchen.«
    Vom Vorbild seines Großonkels inspiriert, hatte Timothy Bright seinen Vater zu überreden versucht, das Geld dafür vorzuschießen, daß er bei einem Buchmacher in Newmarket in die Lehre ging, sah sich jedoch mit der hartnäckigen Weigerung konfrontiert, Geld zum Fenster rauszuschmeißen.
    »Du hast dir Onkel Fergus’ Gefasel angehört«, erklärte ihm Bletchley. »Onkel Harold war gar nicht so vertrottelt, und Fergus vergißt, daß er ein mathematisches Genie war. Darauf beruhte sein Erfolg. Hatte nichts mit dem Betrachten von Kundenhänden zu tun. Fergus’ Erzählungen nach könnte man meinen, er sei so eine Art Buchmachergehilfe gewesen.«
    »Aber Onkel Fergus hat gesagt, er hätte immer auf ...«
    »Er war so kurzsichtig, daß er so weit gar nicht deutlich sehen konnte. Allerdings konnte er im Handumdrehen Quadratwurzeln ausrechnen und etwas, das man Primzahlen nennt. Kam einem menschlichen Taschenrechner verdammt nahe.« Dennoch folgte Timothy Bright dem Rat seines Onkels insofern, als er sich zahlreiche Rennen ansah, bei denen er Buchmachern beträchtliche Geldbeträge gab und rein gar nichts lernte. Dennoch ging er ins Bankfach und wurde an seinem einundzwanzigsten Geburtstag ein Name bei Lloyds. Bletchley versuchte ihm klarzumachen, was ein Name war. »Die Sache ist die«, sagte er verlegen. »Die Sache ist die, daß man überhaupt kein Geld einsetzen muß. Dein gesamtes Kapital bleibt angelegt oder in Immobilien oder dergleichen. Vermutlich lassen es einige Leute auf Bausparkassen liegen. Und jedes Jahr zahlt einem Lloyds Prämien. So einfach ist das.«
    »Prämien?« sagte Timothy. »Meinst du so was wie Versicherungsprämien?«
    »Ganz genau.« Bletchley war hocherfreut, daß der Junge so schnell begriffen hatte. »Genau wie bei einer Autoversicherung. Statt daß die Gesellschaft die Prämien kassiert, verteilt Lloyds sie unter den Names. Es ist ein wunderbar gerechtes System, und ich weiß nicht, was wir ohne es getan hätten. Meines Wissens waren die Brights Names, seit man Names erfunden hat. Wahrscheinlich vor Jahrhunderten. War für uns wirklich ein absolutes Gottesgeschenk.«
    Mit diesem ein wenig einseitig optimistischen Ausblick endete das Gespräch. Timothy Bright war ein Name.
    Nach ein paar Jahren hatte er sich selbst einen gewissen Namen gemacht. Als er Anfang der achtziger Jahre in die City kam, stimmte seine Auffassung, daß die Welt wie auf dem Präsentierteller vor ihm lag, ganz genau mit der Ansicht der damaligen Machthabenden überein. Von seiner Position in der Investmentabteilung der Bimburg Bank aus spielte er bald eine erstaunlich wichtige Rolle bei der Umstrukturierung des Aktienmarktes. Lange bevor sich die Presse des langen und breiten mit Insiderhandel beschäftigte, hatten ein paar eher zwielichtige und – wie einige meinten – clevere Börsenmakler Timothy als Mittelsmann benutzt, in der Gewißheit, ihn aushorchen zu können, ohne daß er auch nur die mindeste Ahnung hatte, worum es ging. Vor allem diese beneidenswerte unfreiwillige Diskretion trug dazu bei, daß er auf der Investmentbanking-Leiter immer höher kletterte. Wenn man Timothy Bright drängte, Aktien schönzureden, tat er dies, und wenn man
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