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Ein Dämon macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Dämon macht noch keinen Sommer
Autoren: Robert Asprin
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verborgenen Durchgang zum Tunnel zu finden. Erst mussten wir stapelweise Möbel, alte Bücher und mehr Schriftrollen, als ich zählen konnte, aus dem Weg schaffen. Die Schriftrollen bereiteten uns die größte Mühe, weil Harold uns nicht gestatten wollte, sie einfach beiseite zu treten. Irgendwann erreichten wir die Stelle, an der sich der Durchgang befinden sollte, und sahen uns einer Steinmauer gegenüber.
    »Ich glaube nicht, dass hier hinten irgendwas war«, sagte Harold. »Nach all den Jahren kenne ich den Raum gut genug.«
    Ich wollte ihn nicht darauf aufmerksam machen, dass er eben das nicht tat, immerhin war ihm die Karte an der Decke vollkommen entgangen.
    »Oh, aber sie ist hier«, sagte Aahz.
    Zu fünft standen wir in dem staubigen Raum. Ich hielt die Schaufel, Tanda die Karte.
    »Glenda?«, rief Aahz.
    Sie trat neben ihn.
    So schnell, wie ich meinen Mentor seit langer, langer Zeit nicht mehr erlebt hatte, hatte er das Seil hervorgezogen, es Glenda über den Kopf geworfen und verknotet.
    Sie fiel schlafend zu Boden, ehe sie auch nur Zeit gefunden hatte, sich zu beklagen. Ich war baff.
    »Harold«, befahl Aahz. »Sie nehmen ihre Füße, dann tragen wir sie zum Sofa.«
    Harold sah etwa so verblüfft aus, wie ich mich fühlte, wohingegen Tanda offenbar genau wusste, was vor sich ging. Aahz brachte Glenda zu dem Sofa und vergewisserte sich, dass das Seil hielt, ehe er sich zu Harold umsah. »Ganz gleich, was Sie tun oder was Sie glauben, dass um Sie herum passiert, lösen Sie das Seil auf keinen Fall, bevor wir zurück sind. Verstanden?«
    Harold nickte. »Ich verstehe nur nicht, warum.«
    »Die Karte«, sagte Aahz.
    Tanda hielt sie hoch und deutete auf eine bestimmte Stelle.
    »Genau hier«, sagte sie. »Seht ihr diese dünne Linie, die aus dem Untergeschoss kommt und in diese Suite führt?«
    Ich musterte die Karte mit höchster Konzentration. Für einen Moment dachte ich, sie hätte sich alles nur eingebildet, aber dann sah ich die blaue Linie. Sie führte direkt durch einen Punkt in der Suite, den Punkt, an dem der Sessel stand, auf dem Glenda gesessen hatte, als ich die Karte angefertigt hatte.
    »Glenda ist irgendwie mit ihnen verbunden«, sagte Aahz. »Das habe ich erst gemerkt, als wir bereits unsere Pläne geschmiedet hatten.«
    »Soll das heißen, sie wissen, dass wir kommen?«
    »Möglich«, sagte Aahz.
    »Oh, wie schön«, kommentierte ich, während ich mich im Stillen fragte, wie viele aus dem Aufgebot ich wohl mit der goldenen Schaufel treffen würde, ehe sie sie mir aus den Händen rissen.
    »Bist du so weit?«, fragte Aahz.
    »Willst du, dass ich vorausgehe?«, gab ich zurück. Mir war immer noch nicht klar, wohin der Weg führte.
    »Für den Moment übernehme ich die Führung«, sagte er und streckte mir die Fackel entgegen, die wir aus dem ersten Tunnel mitgenommen hatten. »Etwas Licht wäre hilfreich.«
    Ich löste etwas Energie aus dem Strom, gerade genug, um die Fackel in Brand zu stecken. Es war noch nicht lange her, da hatte mir dieser Zauber schreckliche Probleme bereitet. Und noch vor einem Jahr hätte ich bei dem Versuch, die Fackel anzuzünden, vermutlich die ganze Bibliothek in Flammen aufgehen lassen.
    »Folgt mir«, sagte Aahz und ging auf die Steinmauer zu.
    Und geradewegs durch sie hindurch.
    »Hier kann man schon Kopfschmerzen bekommen«, erklärte ich, als ich hinter ihm durch die Steinmauer trat. Die Schaufel hielt ich vor meinen Körper, nur für den Fall, dass die Steine beschließen sollten, sich mir gegenüber wie Steine aufzuführen.
    Ich drang ebenso problemlos hindurch wie Aahz vor mir.
    Und Tanda folgte mir auf dem Fuß.
    Der Tunnel war eng und direkt aus dem Fels gehauen. Stufen führten in die Eingeweide des Berges hinab. Mehr Stufen, als ich im Fackelschein sehen konnte. Es war kalt und sehr, sehr staubig. Jeder unserer Schritte wirbelte im flackernden Licht der Flamme Staubwolken auf, womit wohl klar war, dass hier seit langer, langer Zeit niemand mehr gewesen war.
    »Sind wir abgeschirmt?«, fragte Aahz Tanda.
    »Wie in der Bibliothek«, antwortete Tanda. »Graf Rind wollte nicht, dass der Tunnel gefunden wird, so viel steht fest.«
    »Gut für uns«, bemerkte ich.
    Aahz nickte, vergewisserte sich, dass wir beide marschbereit waren, hielt die Fackel hoch, so dass auch wir genug sehen konnten, und machte sich an den Abstieg.
    Lange, lange Zeit ging es abwärts, und mit jedem Schritt stiegen neue Staubwolken auf. Ich konnte mir beim besten Willen nicht erklären,
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