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Ein Dämon macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Dämon macht noch keinen Sommer
Autoren: Robert Asprin
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wohltuend in die Arme. Ich sagte nicht viel; ich war so stolz auf mein Werk, dass ich fürchtete, ich könnte mir diesen wunderbaren Augenblick durch irgendeine dumme Bemerkung ruinieren.
    Schließlich breitete Aahz die Karte auf dem Tisch aus und sagte: »Machen wir uns an die Arbeit. Wir müssen herausfinden, woher der Zauber, mit dem Graf Rind diese Dimension belegt hat, seine Kraft bezieht.«
    Gemeinsam mit den anderen studierte ich die fließenden blauen Linien und sah zu, wie sie aus dem Grundplan des Palastes in die Luft emporzusteigen schienen.
    Die Karte war magisch, also zeigte sie uns all die verschiedenen Ebenen des Palastes, als würden wir in ein Goldfischglas blicken, was gleichzeitig wunderschön und irgendwie beunruhigend war.
    »Seht euch die unterirdischen Geschosse des Palastes an«, sagte Tanda und deutete auf die passende Stelle.
    Ich wartete, bis sich meine Augen an den veränderten Blickwinkel gewöhnt hatten, damit ich den Plan des Tiefgeschosses erkennen konnte. Sogleich sah ich, was sie meinte. Der breite Strom der Energien, der aus der Erde quoll, war plötzlich viel dünner geworden, als wäre ein großer Teil einfach durch einen unsichtbaren Kanal abgeleitet worden. Dieser unsichtbare Kanal, der so viel Energie abzweigte, konnte durchaus ein Zauber sein, der machtvoll genug war, die ganze Dimension zu kontrollieren.
    »Ich schätze, du hast die Stelle gefunden«, kommentierte Aahz mit einem zufriedenen Nicken.
    »Das denke ich auch«, stimmte ich ihm zu, während ich daran dachte, wie sich die Energie unterhalb dieses Punktes angefühlt hatte, als ich über dem Palast geschwebt war, und wie sie sich darüber angefühlt hatte.
    »Woher habt ihr diesen Plan?«, fragte Harold, während er auf die Karte starrte. »So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen. Dieser Korridor ist nicht da, und ich habe keine Ahnung, wohin der Tunnel da führt.«
    Ich warf Aahz einen Blick zu, worauf jener lächelte.
    »Sie haben das schon gesehen«, sagte er. »Der Plan ist an die Decke der Bibliothek da drüben gezeichnet worden.«
    »Nein, ist er nicht«, sagte Harold und schüttelte entschieden den Kopf. »Dieser Plan zeigt das Schloss in den Anfangszeiten von Graf Rind.«
    »Gehen Sie rüber und sehen Sie selbst«, forderte ihn Tanda auf. »Ich habe selbst eine Weile gebraucht, bis ich ihn sehen konnte. Skeeve hat ihn als Erster entdeckt.«
    Harold starrte uns an, als hätten wir kollektiv den Verstand verloren, was ich ihm kaum vorwerfen konnte. Wäre ich so viele Jahre an einem Ort gefangen gewesen wie er und ein Fremder wäre gekommen und hätte behauptet, dass ich etwas so Wichtiges übersehen hätte, ich hätte ihm sicher auch kein Wort geglaubt.
    Nun jedenfalls schnaufte er wütend und stürmte in die Bibliothek.
    »Schön«, sagte ich, »wir wissen jetzt, wo Graf Rind den Energiestrom angezapft hat. Wie unterbrechen wir ihn?«
    »Wir werden da runter müssen«, entgegnete Aahz. »Dann müssen wir den Strom für einen kurzen Moment ablenken, um die Verbindung zu unterbrechen. Das ist alles.«
    Ich starrte den gewaltigen Strom der Energien an, die aus dem Boden aufstiegen. Ich konnte kleine Kraftlinien anzapfen, aber ich hatte keine Ahnung, wie irgendjemand so etwas Machtvolles manipulieren sollte. Und ich war nicht sicher, ob ich es überhaupt wissen wollte.
    Harold kehrte mit ebenso verblüffter wie verlegener Miene zurück.
    »Wenn es uns gelingt, die Energieversorgung zu unterbrechen«, sagte Tanda, »was denkst du, wird dann passieren?«
    Aahz studierte die Karte. »Vermutlich wird jeder Zauber, der je von irgendeinem von Graf Rinds Leuten gelegt wurde, wirkungslos.«
    »Mein Volk wird seinen freien Willen und sein Bewusstsein zurückerhalten«, frohlockte Harold.
    »Ja«, gab ich zurück, »und jeder Vampir wird plötzlich an jedem Tag des Monats hier sein.«
    »Die Hälfte der Vampirpopulation wird in dem Augenblick sterben, in dem sie ihre Kuhgestalt verlieren«, erinnerte mich Aahz. »Und alle anderen werden mittellos sein, ohne Kleider, ohne eine Zuflucht, ohne Nahrung, und die Sonne wird bald wieder aufgehen.«
    »Denkt ihr, meine Leute werden sich an all die Jahre erinnern, in denen sie sich der Lese unterwerfen mussten?«, fragte Harold.
    »Davon bin ich überzeugt«, entgegnete Aahz. »Sie erinnern sich doch auch an die Zeit vor Ihrer Rettung, oder nicht?«
    Harold nickte. »Meine Leute werden die verbliebenen Vampire jagen und zur Strecke bringen.«
    »Und Ihnen wird es freistehen,
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