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Ein Dämon macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Dämon macht noch keinen Sommer
Autoren: Robert Asprin
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war die Tür, durch die wir gekommen waren, der einzige Zugang zu diesem Ort. Und es gab keine Fenster. Mir war schleierhaft, woher die frische Luft stammen mochte.
    »Puh«, machte Tanda, als sie aus dem Tunnel kam und keuchend nach Luft schnappte. Ich keuchte im Takt mit.
    Aahz kam zu uns, nahm Tanda die Karte ab und studierte sie, während wir beide noch um Atem rangen. Einen Augenblick später schritt er den Raum an den Wänden ab.
    Ich wusste, warum er in der Nähe der Wände blieb. In der Mitte des Raumes strömte ein gewaltiger Energiefluss aus dem Boden empor und entschwand durch die Decke. Er würde ihm kaum etwas anhaben können, sollte er mitten hindurchgehen, aber Aahz wollte wohl kein unnötiges Risiko eingehen.
    Etwa auf halbem Wege durch den Raum blieb er stehen, studierte erneut die Karte und kam wieder ein paar Schritte weit auf uns zu.
    »Genau hier«, sagte er und deutete in die Luft. »Genau hier wird die Energie abgezweigt.«
    Sein Finger zeigte nun in Richtung der Mauer neben ihm, um zu verdeutlichen, auf welchem Wege der Energiefluss sich vom Hauptstrom entfernte.
    Ich atmete tief durch und öffnete sacht meinen Geist, um den Fluss der Energien sehen zu können.
    »Wow!«, machte ich und stolperte beeindruckt ein paar Schritte zurück.
    Neben mir tat Tanda das Gleiche.
    »Er ist gewaltig!«, hauchte sie.
    Kaum ein paar Schritte von mir entfernt befand sich ein Strom reiner blauer Energien, die wie ein schnell dahinfließender Fluss aus dem Boden schossen und durch die Decke entschwanden. Der Strom maß gute vierzig oder fünfzig Schritte im Durchmesser. Ich konnte Aahz hinter ihm nur vage ausmachen. Etwa auf halbem Wege zur Decke, ungefähr in Kopfhöhe, nahm die Größe des Stroms merklich ab, schrumpfte von über vierzig auf weniger als dreißig Schritte im Durchmesser. Ich konnte sehen, wo der Rest der Energie abzweigte und an genau der Stelle, auf die Aahz gedeutet hatte, in der Wand verschwand. Diese Energie speiste den Zauber, der diese Dimension in ihrem seltsamen Zustand gefangen hielt. Wie es Graf Rind gelungen war, eine so machtvolle Energiemenge abzuzweigen, überstieg mein Verständnis als einfacher Lehrling. Ich starrte auf die goldene Schaufel in meiner Hand herab, dann wieder auf den wütenden Strom blauer Energie vor meiner Nase. Die bloße Blödheit des Gedankens, diesen Strom mit meiner albernen kleinen Schaufel manipulieren zu können, brachte mich zum Lachen.
    Aahz kehrte dicht an der Wand entlang zu uns zurück.
    »Das ist unmöglich«, erklärte ich und hielt demonstrativ die Schaufel hoch.
    »Sie füllt den Raum aus, Aahz«, sagte Tanda, und die Ehrfurcht in ihrer Stimme war unüberhörbar. »Ich habe noch nie einen derartigen Energiestrom gesehen.«
    »Wir können es trotzdem schaffen«, beharrte Aahz. Wieder fiel mein Blick auf die kleine goldene Schaufel und dann erneut auf den Strom blauer Energie, und ich schüttelte nur wortlos den Kopf. Manchmal war mein Mentor pfiffig, manchmal zornig, und in diesem Moment war er schlicht und einfach übergeschnappt.

Kapitel 17
ICH HABE VON TALMIGOLD GEHÖRT, ABER DAS IST LÄCHERLICH.
KÖNIG MIDAS
    »Skeeve«, sagte Aahz, »kannst du erkennen, wo der Strom für Graf Rinds Magik von der Hauptenergie abzweigt?«
    Wir waren inzwischen auf die Seite des Raumes gegangen, an der Graf Rinds Zauber die Energie aus dem Strom abführte, der aus dem Boden emporwallte.
    »Ja, direkt vor uns«, sagte ich.
    Ich deutete auf die Stelle, wo die Energie abzweigte, so dass auch Aahz erkennen konnte, in welcher Höhe das geschah, woraufhin mein Mentor nickte.
    Zu diesem Zweck griff ich auf einen Teil meines Geistes zurück, der es mir erlaubte, nach den Energien zu greifen und meinerseits Zauber zu schaffen. Dieser Teil gestattete mir auch, die Energie zu sehen, wohingegen Aahz, der seiner Kräfte beraubt war, sie nicht erkennen konnte.
    Die Stelle, an der die Energie für Graf Rinds Magik von dem Hauptstrom abzweigte, erinnerte an den dicken Ast eines großen Baums. Sie löste sich seitwärts und leicht nach oben gewandt aus dem Hauptstrom und versickerte bald darauf in dem Zauber, dem sie diente. Uns blieb ein Stück von der Größe eines Mannes gleich über meiner Position, um diese Verzweigung zu unterbrechen und die Energien wieder in den Hauptstrom zurückzuleiten. So zumindest sah die Theorie aus. Es war ein bisschen, als wollte man versuchen, den Nebenarm eines Flusses in einem Zug zu stauen, ohne sich dabei nass zu machen. Und selbst dieser
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