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Ein Dämon dreht durch

Ein Dämon dreht durch

Titel: Ein Dämon dreht durch
Autoren: Robert Asprin
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und reckte dabei den Hals, um die Straße entlang zu spähen.
    Soviel zum Thema Bluff. Nun, da ich zugegeben hatte, die Ähnlichkeiten zwischen Perv und Män-hat-tin ... wo immer das schon wieder liegen mochte, wurde von mir auch erwartet, daß ich mich zu den Unterschieden äußerte. Doch wenn ich in meiner kurzen Karriere als Drachenpokerspieler eins gelernt habe, dann ist es die Erkenntnis, daß man einen Bluff nicht auf halber Strecke aufgeben darf.
    »Laß mir etwas Zeit«, sagte ich und machte eine richtige Schau daraus, in dieselbe Richtung zu blicken wie Massha. »Ich komme noch drauf.«
    Tatsächlich zählte ich dabei auf die Ungeduld meines Lehrlings. Ich erwartete, daß sie mit der Sache herausrücken würde, noch bevor ich eingestehen mußte, daß ich keine Ahnung hatte, wovon sie sprach. Und ich behielt recht.
    »Langes Wort ... hört sich an wie ein Tarnungszauber, nicht?«
    Sie hörte auf, die Straße entlang zu gaffen, und warf mir einen vielsagenden Blick zu.
    »Oh! Klar. Richtig.«
    Meine Zeit im Bazar hatte mich verdorben. Dort, im Handelszentrum der Dimensionen, hatte ich mich daran gewöhnt, Wesen aus verschiedensten Dimensionen Seite an Seite beim Einkaufen zu beobachten, ohne dabei mit der Wimper zu zucken. So neigte ich dazu zu vergessen, daß Wesen von anderen Welten in anderen Dimensionen nicht nur etwas seltsam, sondern gelegentlich auch höchst unwillkommen waren.
    Und Perv war natürlich eine dieser Dimensionen. Was Massha bemerkt hatte, während ich in die Gegend stierte, war die Tatsache, daß wir inzwischen nicht eben wenige feindselige Blicke ernteten, als immer mehr Passanten uns in der Straßenmündung erblickten. Ich hatte das auf zwei Dinge geschoben: auf das allgemein bekannte Temperament der Perfekter (die notorisch übelgelaunt sind) und auf Massha.
    Denn wenngleich mein Lehrling auch eine wunderbare Person ist, ist ihr Aussehen doch nicht gerade vom Kaliber eines Pin-up-Girls ... es sei denn, man bezieht seine Jahreskalender aus dem Zoo. Zu behaupten, daß Massha natürlicher aussähe, wenn ein paar Wurmfresservögel auf ihr herumstolzierten, wäre ungerecht ... sie hat schließlich nie auch nur versucht, natürlich auszusehen. Ich meine, jeder mit orangefarbenem Haar, der grünen Lippenstift benutzt und türkisfarbenen Nagellack, ganz zu schweigen von Tätowierungen zweifelhaften Geschmacks, kann es nicht gerade darauf abgesehen haben, den Titel einer >Miß Natürlich< zu gewinnen.
    Es gab Zeiten, da regte ich mich auf, wenn die Leute Massha anstarrten. Denn sie ist tatsächlich eine wunderbare Person, auch wenn sich einem angesichts ihres Geschmacks in Sachen Kleidung und Make-up schnell die Fußnägel aufrollen. Schließlich überwand ich die Sache aber, nachdem sie mich darauf hingewiesen hatte, daß sie von den Leuten sogar erwartete, daß sie sie anstarrten, und daß sie sich dementsprechend auch kleidete.
    Mit alledem will ich ja nur erklären, weshalb es mir nicht ungewöhnlich vorkam, daß die Leute uns ansahen. Zudem sind die Bürger von Perv dafür bekannt, daß sie eigentlich niemanden mögen, ganz besonders keine Leute aus anderen Dimensionen, so daß der Mangel an Wärme in den Blicken, die sich auf uns richteten, gar nicht weiter bemerkenswert schien.
    Woran Massha mich allerdings erinnert hatte, obwohl es eigentlich nicht hätte erforderlich sein dürfen, war die Tatsache, daß wir uns auf Perv befanden, in der Heimatdimension der Perfekter, so daß wir es nun nicht nur mit gelegentlichen Begegnungen zu tun haben würden; vielmehr würden wir uns fast ausschließlich nur mit ihnen auseinandersetzen müssen. Wie gesagt, ich hätte von selbst darauf kommen müssen, aber nachdem ich jahrelang von Perv immer nur gehört hatte, dauerte es eine Weile, bis mir klar wurde, daß ich nun wirklich hier war.
    Natürlich hätte uns niemand auch nur im entferntesten mit Einheimischen verwechseln können. Denn die besaßen grüne Schuppen, gelbe Augen und spitze Zähne, während Massha und ich ... na ja, irgendwie normal aussahen. In gewissem Sinne sagt es schon sehr viel über das ziemlich beunruhigende Aussehen der Perfekter aus, wenn ich behaupte, daß Massha im Vergleich dazu normal wirkte.
    Massha hatte jedoch recht damit, mich darauf hinzuweisen, daß ich wohl einen Verkleidungs- oder Tarnungszauber benutzen müßte, wenn ich auch nur auf das leiseste Entgegenkommen der Einheimischen hoffen wollte. Zuvor würde ich sie eben blenden müssen, und so schloß ich die Augen
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