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Ein Dämon auf Abwegen

Ein Dämon auf Abwegen

Titel: Ein Dämon auf Abwegen
Autoren: Robert Asprin
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versuchte Gliep daraufhin gleichzeitig zurückzuspringen und zu wenden. Wie erfolgreich er dabei war, weiß ich nicht so genau, denn mitten in dieses Manöver fiel auch der Augenblick, in dem wir vorerst voneinander Abschied nahmen.
    Normalerweise hätte mich so etwas nicht aus der Fassung gebracht. Als Gliep mich beim Training abgeworfen hatte, war ich einfach davongeflogen, um in einiger Entfernung sanft auf dem Boden zu landen. Diesmal jedoch war ich bereits aus dem Gleichgewicht geraten, durch den Sturz verlor ich völlig die Orientierung. Als ich schließlich merkte, daß ich in der Luft war, versuchte ich zu fliegen ... und plumpste mit der Anmut eines Müllsacks auf den Rasen. Das half mir nicht gerade, meine Orientierungslosigkeit zu überwinden.
    Wie ich so dalag, überlegte ich ganz ruhig, welches meiner Körperteile ich wohl einbüßen würde, falls ich mich bewegen sollte. Irgendwo in der Ferne vernahm ich ein Brüllen und unter mir schien der Boden zu beben. Weit, weit entfernt hörte ich, wie Aahz etwas schrie. Ja, es schien mir eine ausgezeichnete Idee, einfach hier liegenzubleiben.
    » ...hoch, Kind!« ertönte die Stimme meines Ausbilders. »Lauf!«
    Lauf? Der machte wohl Witze! Mein Verstand wurde zwar langsam wieder klarer, aber der Boden zitterte noch immer. Ich wälzte mich herum und öffnete ein Auge, um mich zurechtzufinden, bereute dies aber sofort.
    Das war gar nicht mein Kopf! Der Boden bebte tatsächlich! Der Käfer kam gerade in vollem Tempo auf mich zu, anscheinend in der Absicht, mich mit seinen zahllosen winzigen Füßen zu Tode zu trampeln. Mir kam nicht einmal der Gedanke, daß dies ein reichlich lächerlicher Abgang gewesen wäre. Alles, was ich begriff war, daß es ein Abgang wäre, und irgendwie sagte mir dieser Gedanke nicht sonderlich zu.
    Ich sprang auf die Beine und stürzte prompt wieder zu Boden. Anscheinend hatte ich mich von dem Sturz doch noch nicht erholt. Ich versuchte es noch einmal und gelangte immerhin auf meine Knie und Hände. Aus dieser Perspektive erschien das herandonnernde Unheil noch um einiges fürchterlicher, und ich konnte gar nichts dagegen unternehmen!
    Dann kam Aahz. Er mußte mitten im Schritt über mich hinweggesprungen sein, um in Position zu kommen, aber er war da, auf halber Strecke zwischen dem angreifenden Käfer und mir. Mit gespreizten, in den Boden gestemmten Beinen, die Knie leicht gekrümmt, stellte er sich ohne mit der Wimper zu zucken dem Angreifer entgegen. Ohne mit der Wimper zu zucken? Er spreizte einladend die Arme und fletschte herausfordernd die Zähne.
    »Kämpfen willst du?« brüllte er. »Dann versuch's doch mal mit mir!«
    Der Käfer mochte seine Worte vielleicht nicht verstehen, aber die Körpersprache sagte ihm genug, um zu erkennen, daß er in Schwierigkeiten war. Nur wenige Tiere oder Lebewesen sämtlicher Dimensionen sind so tapfer oder dumm, sich einem Perfekten in den Weg zu stellen, der gerade voll auf Touren ist. Und Aahz war voll auf Touren! Er hatte die Schuppen gespreizt, bis er doppelt so breit aussah, und darunter zuckten seine angespannten Muskeln gefährlich. Sogar seine Farbe hatte einen dunkleren Grünton als sonst und pulsierte zornig, als mein Ausbilder seinen Gefühlen Ausdruck verlieh.
    Welcher Intelligenzstufe der Käfer auch angehören mochte, ein Narr war er jedenfalls nicht. Irgendwie gelang es ihm, eine Vollbremsung gerade noch außerhalb von Aahz' Reichweite zu vollführen. Nicht einmal die hektischen Befehle und Ermahnungen seines Reiters mit dem hakenförmigen Lenkstab konnten ihn dazu bewegen, seinen Angriff fortzusetzen. Statt dessen versuchte er, vorsichtig zur Seite auszuweichen, um Aahz ganz zu umgehen.
    »Kämpfen willst du?« dröhnte mein Lehrer mit furchterregender Stimme und trat auf das Tier zu. »Dann komm schon! Ich bin bereit!«
    Das gab den Ausschlag! Der Käfer legte den Rückwärtsgang ein und schlitterte voller Panik rückwärts davon, trotz aller stürmischen Anfeuerungen durch Reiter und Zuschauer.
    »He, ihr Jungs scheint die Dinge hier ja im Griff zu haben.«
    Eine mächtige Hand packte mich an der Schulter und hob mich hoch. Sie hob mich solange hoch bis meine Beine frei in der Luft baumelten.
    »Äh ... ich kann jetzt wieder gehen, Chumly«, schlug ich vor.
    »Oh, das tut mir schrecklich leid«, entschuldigte sich der Troll und setzte mich sanft auf dem Boden ab. »War nur ein bißchen abgelenkt, das ist alles.«
    »Gliep?«
    Ein vertrauter Kopf schlängelte sich um Chumly's
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