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Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
Autoren: Amanda Addison
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halte es nicht mehr länger aus und zupfe an dem Samtband. In dem Paket befindet sich ein weißes Baumwollkleid mit einem Anker vorn mittig auf dem Oberteil.
    Die eigentliche Grenzüberschreitung dauerte nur wenige Minuten, obwohl sie mir damals wie eine halbe Ewigkeit vorkam. In meinem Matrosenkleid bin ich ganz selbstbewusst zur U-Bahn-Haltestelle in der Friedrichstraße gegangen. Meine braunen Plateauschuhe hatte ich rot angemalt und mit weißen Punkten versehen. Wie jeder gute Westberliner (und ich war eine wirklich gute Fälschung) gab ich an der Grenze meine nutzlosen, nicht ausgegebenen Ostmark ab. Den Teil habe ich ganz besonders genossen. Dann wurde meine Handtasche durchsucht (die ich ebenfalls selbst genäht hatte), bevor man schnell das Interesse an mir verlor, als nämlich aus einer der anderen Verhörkabinen ein lautes Kläffen ertönte.
    »Sie können keinen Hund ohne Nachweis einer Tollwutimpfung mitbringen«, dröhnte einer der Wachmänner.
    »Aber ich komme doch jede Woche her«, antwortete das Mädchen, das ich zuvor mit einem kleinen schwarzen Pudel gesehen hatte.
    Dieses ganze Durcheinander machte ich mir zunutze und stieg einfach in den Zug ein. Dieser fuhr dann los, nahm rasch an Fahrt auf und bremste wieder in den schummrig beleuchteten Geisterbahnhöfen ›Unter den Linden‹ und ›Potsdamer Platz‹ ein wenig ab. Das war, als würde man jene U-Bahn-Stationen in London passieren, die zwar am Wochenende geschlossen, aber dennoch beleuchtet sind, und bei deren Durchfahrt die Züge ihr Tempo drosseln müssen. Oben entdeckte ich Soldaten, die im Niemandsland patrouillierten. Nach einigen Minuten, die sich wie Stunden anfühlten, kam ich endlich in der ›Yorckstraße‹ an, dem Tor zu Westberlin. Ich habe nie auch nur einen Blick zurückgeworfen. Kurz darauf habe ich schon Peter kennengelernt, doch das ist eine andere Geschichte.
    Während ich das Matrosenkleid betrachte, muss ich an Mum und ihre vielen einzigartigen Kleider denken. Mit einem heißen, roten Kopf lese ich weiter.
    Ich kann nicht genau sagen, wann ich wieder zurückkommen werde, deshalb möchte ich Sie um zwei Gefallen bitten. Als Erstes möchte ich, dass Sie etwas Neues aus meinem Kleid schaffen. Ich werde es nie wieder tragen, doch es wäre falsch, es weiterhin in meinem Kleiderschrank versteckt hängen zu lassen.
    Aber ich kann doch Hannelores Kleid nicht zerschneiden! Außerdem: Was sollte ich aus einem weißen Stoff nähen? Alle meine Entwürfe basieren auf hübschen, bunten Stoffen. Vielleicht eine Strandtasche, um damit nach Great Yarmouth zu fahren? Ich lese weiter.
    Des Weiteren möchte ich, dass Sie meinen Nähkurs übernehmen. Mir ist klar, dass Sie vielleicht nicht die beste Stickerin sind.
    Hannelores so völlig unenglische Art, geradeheraus das zu sagen, was sie denkt, bringt mich zum Lachen. Doch gerade das ist es meistens, was ich hören muss.
    Es braucht Jahre und nicht etwa Monate, um auf diesem Gebiet so gut zu werden, wie einige der Damen im Kurs es schon sind. Doch Sie können eine ideale Brücke sein zwischen Kunst, Handarbeit und Design – denn genau darum geht es beim Nähen im einundzwanzigsten Jahrhundert. David wird Sie mit den Details vertraut machen.
    H.
    PS: Ich hoffe, den Mädchen gefallen die Möbel.
    »Mummy! Hast du ein Geschenk für uns?«, fragt Daisy und kommt zu mir gelaufen. »Mummy, warum weinst du?«
    »Ich weine gar nicht, das ist nur die Hitze!«, lüge ich und merke plötzlich, dass mir tatsächlich die Tränen gekommen sind. »Das hier ist für Lilly und dich«, erkläre ich und reiche Daisy das Paket.
    Innerhalb weniger Sekunden hat Daisy das Geschenkpapier aufgerissen, sodass der Inhalt des Päckchens auf den Tisch fällt.
    Ich nehme den perfekten kleinen Minitisch und die Ministühle unter die Lupe, die aus Streichhölzern, einer alten Zigarettenschachtel und kleinen Stoffresten gebaut sind.
    »Die sind für euer Puppenhaus«, erkläre ich. »Das ist ein Geschenk für uns alle zum Einzug.«
    Daisy läuft in den Garten. »Lilly! Sieh mal!«
    »Wir sind eine große – na ja, kleine, glückliche Familie, nicht wahr?«, sage ich und drücke Adis Hand, während ich mit der anderen Hand immer noch Hannelores Kleid festhalte. Dann folge ich Daisy in den Garten.
    Adi antwortet nicht, sondern schafft es irgendwie, uns drei hochzuheben und durch den Garten zu wirbeln, bis wir uns alle übereinander auf den nassen Rasen fallen lassen.
    »Können wir heute Nacht im Zelt schlafen?«, quäkt
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