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Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
Autoren: Amanda Addison
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– ohne Hund!
    Nachdem ich den Weg entlanggegangen bin, schlage ich den Pfad in den Wald ein. Habe ich eigentlich gar keinen Orientierungssinn? Der Schuppen ist nicht mehr da! Vielleicht hätte ich ja doch Prada mitbringen sollen. Hunde haben doch diese Fähigkeit, immer wieder zu einem bestimmten Ort zurückzufinden, oder? Ich bin mir sicher, dass ich mir diese ganze lächerliche Szene in Chris’ Schuppen nicht einfach nur eingebildet habe. Sogar das Engels-Zitat habe ich mittlerweile nachgeschaut. Er hat tatsächlich gesagt, dass Stoff zur Unterscheidung zwischen dem zivilisierten Menschen und dem primitiven Wesen geführt hat und dass man ihn tatsächlich als eine Art Verlängerung unserer Haut ansehen kann.
    Schnell verlasse ich den Wald wieder und mache mich auf den Weg ins Buddhistenzentrum, während ich immer noch überlege, was ich sagen soll. Wie beendet man etwas, das eigentlich gar nicht erst begonnen hat?
    Ich klopfe an die Tür.
    »Mit Ihnen wollte ich ohnehin noch reden«, begrüßt mich John. »Ich habe einen ganzen Sack voller abgelegter Kleider meiner Schwester. Jetzt können Sie mit der Tasche für sie anfangen. Den Rest des Stoffs können Sie gern behalten. Betrachten Sie es als meinen Beitrag zu Ihrem unternehmerischen Vorhaben.«
    »Vielen Dank«, erwidere ich und atme erleichtert auf. »Ist Chris vielleicht hier?«, frage ich dann so beiläufig wie möglich.
    John schüttelt den Kopf. »Es ist alles so schnell passiert. Er ist in Durham.«
    »In Durham? Er kommt also nicht mehr her …?«
    Wieder schüttelt John den Kopf. »Nein, er kommt nicht mehr zurück. Er ist aber nicht rausgeworfen oder ausgeschlossen worden«, fährt John fort, als er meinen Gesichtsausdruck bemerkt.
    »Gibt es denn in Durham auch ein Buddhistenzentrum?«
    »Nein, nein. Chris ist gar kein Buddhist. Hat er Ihnen das denn gar nicht erzählt? Seine Arbeit beschäftigte sich damit, Kunstwerke zu untersuchen, die unsere Art der Gottesanbetung darstellen, unsere Art des Betens und der Andacht in einer säkularisierten Welt wie der unseren. Darum hat er auch sofort zugesagt, als ihm ein Aufenthaltsstipendium in der Durham Cathedral angeboten wurde.«
    »Aber wo ist der Schuppen hin?«
    »Der ist abgebaut worden und befindet sich nun wieder hier. Wir brauchen ihn als Lager.«
    Ich verschweige lieber, dass Chris niemals etwas über diese Untersuchung zu Gott erzählt hat, oder dass er sich dies möglicherweise nur hat einfallen lassen, um das Stipendium zu bekommen. Eigentlich bin ich ganz schön gemein.
    »Er ist eben eine Art Salvador Dalí«, erwidere ich stattdessen.
    »Ist das dieser surrealistische Maler? Ich glaube aber nicht, dass Chris malt«, sinniert John. »Rückblickend ist es schon ein wenig seltsam, dass er bei seiner Abreise nichts zusammenpacken musste – keine Gemälde, keine Leinwände, nichts. Er hat einfach nur seinen Laptop in die Tasche gesteckt und sich dann ein Taxi gerufen, mit dem er zum Bahnhof gefahren ist.«
    »Dalí war ein Künstler, der aber auch viel Wert darauf gelegt hat, wie er sich gibt«, erkläre ich.
    »Das stimmt«, nickt John. »Chris lebt seine Arbeit. Ich denke, man kann es nicht nur einen Beruf nennen, sondern eher eine Berufung«, räumt er ein. »Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Sie sehen ein wenig blass aus …«
    »Nein, mir geht’s gut. Vielen Dank für den Stoff. Ich muss aber jetzt leider wieder zurück.«
    Natürlich ist es ganz allein Chris’ Entscheidung, welcher Kunst er sich widmet. Aber ich kann mich nicht ganz gegen den Eindruck wehren, dass er eigentlich nichts Künstlerisches macht oder herstellt. Dann kommt mir ein grundlegender, ziemlich amüsanter Gedanke; ich muss selbst ein wenig kichern. Eigentlich ist er wie diese Banker, die von allen immer verhöhnt und verspottet werden, weil sie selbst nichts tun oder produzieren. Vielleicht sind ja auch die Tage seiner Kunst schon gezählt?

Nachwort
    Norwich-Stich – Dieser Stich wird in einem Quadrat gearbeitet und wirkt wie gewebt, weil eine Reihe von Fäden in diesem Quadrat zu einem Karo über- und untereinander gearbeitet sind. Der Stich eignet sich sowohl als einzelnes Muster als auch zum Füllen größerer Flächen, als individuelles Motiv und für geometrische Muster.
    Die Abende bei uns haben sich zu einem wahren Familienabenteuer entwickelt. Wir schauen nicht mehr fern oder spielen Gesellschaftsspiele, obwohl wir das früher schon nicht sehr häufig getan haben. Unsere Abendbeschäftigung sieht nun
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