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Ein bissfestes Abenteuer

Ein bissfestes Abenteuer

Titel: Ein bissfestes Abenteuer
Autoren: Franziska Gehm
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sah Helene, die noch auf dem Fußboden kniete, ernst an.
    Helene wurde blass. Sie öffnete die Lippen ganz leicht. Dann trat ein Glanz in ihre Augen. »Ihr wollt mir euer Geheimnis verraten, stimmt's?«, flüsterte sie.
    Daka und Silvania nickten. Aber keine der Schwestern sagte etwas.
    Helene setzte sich in den Schneidersitz und warf ihre blonden Haare über die Schultern. »Ich bin bereit. Mein Hörgerät ist eingeschaltet. Legt los!«
    Daka und Silvania warfen sich einen letzten fragenden Blick zu. War Helene wirklich bereit? Sie würden es gleich sehen. Wahrscheinlich rannte ihre neue, allerbeste Freundin schreiend aus dem Haus. Vielleicht stürzte sie sich auch aus dem Fenster. Das wäre noch schlechter.
    »Ich verrate es keinem. Allerernstes Ehrenwort«, versprach Helene leise.
    »Also«, begann Silvania mit belegter Stimme. »Wie du ja schon gemerkt hast, sind wir nicht ganz normal.«
    Helene nickte.
    »Wir sind anders als andere Menschen. Genau genommen sind wir anders als alle Menschen«, fügte Daka hinzu.
    »Das liegt an unseren Chromosomen«, sagte Silvania.
    »Du weißt schon, die Dinger mit dem Erbgut drin«, warf Daka ein. »Da haben wir nämlich welche von unserer Mutter und unserem Vater.«
    Helene runzelte die Stirn. »Ist das nicht normal?«
    »Schon. Aber das Problem sind die Chromosomen von unserem Papa«, erklärte Silvania.
    Helene zog hastig Luft ein und riss die Augen auf. »Ist er krank?«
    »Nein. Er ist nur ... anders.«
    »Ah! Ich weiß. Die Chromosomen von eurer Mama und eurem Papa vertragen sich nicht so toll. Ihr leidet an einer seltenen Stoffwechselkrankheit. Deswegen seid ihr immer so blass und müde.« Helene warf den Schwestern einen triumphierenden Blick zu.
    Daka und Silvania sahen sich mit gerunzelter Stirn an. »Nicht ganz«, sagte Silvania schließlich.
    »Also, eigentlich vertragen sich die Chromosomen schon ganz gut«, fuhr Daka fort. »Ungefähr so wie bei einem Maultier.« Daka war sehr stolz, dass ihr dieser treffende Vergleich eingefallen war.
    »Ein Maultier?« Helene machte ein Gesicht wie ein Schaf.
    Silvania begriff sofort. »Genau. Ein Maultier entsteht durch Kreuzung zwischen Pferdestute und Eselhengst. Unsere Mama ist sozusagen die Pferdestute und unser Papa der Hengst.«
    »Und wir sind die Maultiere«, ergänzte Daka.
    Helene sagte einen Moment nichts und blickte zwischen Daka und Silvania hin und her. »Ihr – seid – Maultiere?«
    »Genau.« Daka nickte.
    »Also natürlich keine richtigen«, wandte Silvania ein. »Das ist nur ein Vergleich, verstehst du?«
    Helene schüttelte den Kopf.
    Daka und Silvania seufzten. Das war schwieriger, als sie gedacht hatten. »Na gut«, begann Daka wieder. »Dann sagen wir es dir eben einfach, wie es ist.«
    Helene nickte eifrig.
    »Sitzt du gut?« Silvania betrachtete Helene ängstlich, die sich bequem zurückgelehnt hatte.
    Daka holte einmal tief Luft, dann sagte sie in einem Atemzug: »Unsere Mama ist ein Mensch, unser Papa ist ein Vampir und wir sind Halbvampire.«
    Die Zwillinge starrten Helene an. Für Sekunden blieb es mucksmäuschenstill im Zimmer. Helene blickte von einer Schwester zur anderen, nur ihre Augen bewegten sich, sonst saß sie stocksteif da. Immerhin – sie lief nicht schreiend weg und sprang auch nicht aus dem Fenster.
    Plötzlich stieß Helene einen markerschütternden Schrei aus, ließ sich mit dem Rücken nach hinten auf den Boden fallen und krampfte sich zusammen.
    Silvania sprang auf. »Sie hat einen Anfall!«
    Daka sprang auf. »Das war doch zu viel für sie.«
    Die Schwestern knieten sich neben Helene, die zusammengerollt am Boden lag, wild zuckte und seltsame Geräusche von sich gab.
    »Helene, wir sind bei dir, keine Panik«, sagte Silvania.
    »Vielleicht macht ihr genau das Angst«, entgegnete Daka.
    »Ruhig atmen«, versuchte es Silvania erneut. »Denk an etwas Schönes. Schokoladeneis, Horrorfilme oder Pusteblumen.«
    Pusteblumen? Daka sah ihre Schwester verwirrt an. Den Vergleich mit den Horrorfilmen verstand sie ja noch – schließlich war Helene ein Fan davon. Aber Pusteblumen? Sie beschloss, es auf ihre Weise zu versuchen. Mit beiden Händen packte sie die zuckende Helene an den Schultern und schüttelte sie. »Alles wird gut. Hoi boi, hoi boi, hoi boi!«
    Es wirkte. Helene schnappte nach Luft und richtete sich auf. Da sahen die Schwestern, dass ihre neue allerbeste Freundin Tränen in den Augen hatte.
    »Nicht heulen. So schlimm ist das doch gar nicht«, fand Daka.
    Helene schüttelte
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