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Ein bissfestes Abenteuer

Ein bissfestes Abenteuer

Titel: Ein bissfestes Abenteuer
Autoren: Franziska Gehm
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war sie schon zum zweiten Mal überstimmt worden. Entweder sie brauchte noch eine Freundin oder sie musste die Demokratie in der Freundschaft abschaffen.

Drei kleine
Engelein
    H err Tepes schaltete in den dritten Gang und der Motor heulte auf. »Ruhig, Grüner, immer schön ruhig«, sagte er und streichelte das Armaturenbrett des Dacias.
    Elvira sah versonnen in den Nachthimmel. »Das war wirklich ein toller Abend.«
    »Hm«, brummte ihr Mann. Auch in Akt vier und fünf waren keine echten Ratten aufgetaucht. Der Titel des Stücks war einfach irreführend.
    Als sie in den Lindenweg bogen, fuhr Elvira mit einer Hand unter die halblangen Haare ihres Mannes und kraulte ihn im Nacken.
    Mihai Tepes brummte. Er parkte quer auf dem Rasen vor dem Reihenhaus Nummer 23 ein, flopste sich zur Beifahrertür und öffnete sie galant.
    Elvira stieg aus und atmete die kühle Nachtluft ein. »Was für ein wunderschöner Sternenhimmel!«
    »Wie wäre es mit einem Mondscheinspaziergang?« Herr Tepes lächelte, und unter seinem Lakritzschnauzer blitzte ein Eckzahn auf.
    Elvira schielte zum Haus. Kein einziges Licht brannte.
    Herr Tepes bemerkte den Blick seiner Frau. »Siehst du, sie schlafen. Wie die Engelein.«
    Elvira zögerte. Dann hakte sie sich bei ihrem Mann ein. Gemeinsam gingen sie Richtung Feldweg.
    Wie die Engelein – da hatte Herr Tepes gar nicht so unrecht. Es gab nur einen kleinen, aber entscheidenden Unterschied: Seine Töchter schliefen nicht wie die Engelein, sie flogen wie die Engelein.
    Sie waren auf ausdrücklichen Wunsch von Helene direkt vom Dach gestartet. So hatten sie gleich eine ordentliche Höhe und mussten sich nicht mühsam Höhenmeter um Höhenmeter nach oben kämpfen. Die ersten Minuten hielt sich Helene mit beiden Händen krampfhaft an der Klobrille fest. Ihr Gesichtsausdruck sah ein wenig danach aus, als hätte sie Durchfall. Sie hatte die Augen weit aufgerissen und schrie alle paar Sekunden: »Oh nein, ich fliege! Oh nein, ich fliege wirklich!«
    Daka und Silvania konzentrierten sich aufs Fliegen. Sie hatten die Klobrille mit jeweils zwei Seilen um ihre Oberkörper und um ihre Taillen festgebunden. Dabei hatten sie darauf geachtet, dass für ihre Arme genug Platz zum Steuern blieb. Am Anfang war es sehr ungewohnt, mit der zusätzlichen Last zu fliegen, denn der Transport von Menschen auf Klobrillen gehörte nicht zur gängigen Flugausbildung.
    Silvania verlor das Gleichgewicht, kippte einmal kurz weg und flog ein Stück in Seitenlage. Dabei wäre Helene beinahe von der Klobrille gerutscht. Wie gut, dass sie mit einem Gürtel von Herrn Tepes angeschnallt war. Es dauerte ein paar Versuche, bis es den Schwestern gelang, geradeaus zu fliegen. Das Gewicht des Fluggastes zog sie immer wieder nach innen und führte dazu, dass sie erst mal ein paar Minuten im Kreis flogen.
    Doch je länger sie in der Luft waren, desto besser flogen sie. Es war noch kein Kunstflug, aber Helene war begeistert. Das war die Hauptsache. Sie entspannte sich, baumelte mit den Beinen und wagte sogar ab und zu einen Blick auf die Erde. Nebenbei stellte sie alle möglichen Fragen.
    »Konntet ihr sofort fliegen, als ihr auf die Welt gekommen seid?«
    »Nein, das lernt man so mit fünf oder sechs Jahren«, antwortete Daka.
    »Ist das schwierig?«
    »Nein!« (Das war Daka.)
    »Ja!« (Das war Silvania.)
    »Wie gebt ihr beim Fliegen Gas?«
    »Man muss den Kopf senken oder die Arme anlegen«, erklärte Silvania.
    »Oder beides. Dann geht man richtig ab«, fügte Daka hinzu.
    »Und wie bremst man?«
    »Man richtet den Oberkörper etwas auf«, sagte Silvania.
    »Und dreht die Handflächen nach vorn«, ergänzte Daka.
    »Und Lenken?«
    »Das macht man mit dem ganzen Körper, als ob man sich in eine Kurve legt«, sagte Daka. »So zum Beispiel.« Daka legte sich in eine steile Linkskurve. Silvania konnte ihr gerade noch schnell genug folgen. WUSCH!, schossen die Halbvampire mit ihrem Klobrillenfluggast durch die Nacht.
    »Juchuuu!«, schrie Helene. Sie hatte die Arme ausgebreitet und lehnte sich nach vorn. Man hätte meinen können, sie wäre ein echter, fliegender Vampir. Ein Vampir, der sich eine Klobrille an den Popo gebunden hatte.
    »Boi, boi, boi!«, schrie Daka und setzte zu einer rasanten Rechtskurve an.
    Silvania, die sich gerade von der Linkskurve erholt hatte, folgte in letzter Sekunde. Sie atmete schwer. Schweißtropfen bildeten sich unter der Fliegerhaube auf ihrer Stirn. Der nächtliche Ausflug war ihr zu anstrengend, zu rasant und zu
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