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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen
Autoren: Lynda Curnyn
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linke Hand voller Goldringe, einer davon war ein Eineinhalb-Karäter.
    Ich muss zugeben, dass dieser Ring mich fast überzeugt hätte. Bis mir Susan, Kirks Exfreundin, einfiel. Sie war zwar keine Ballkönigin gewesen, hatte aber immerhin einen Abschluss in Ingenieurwesen, und war so gesehen eine ziemlich starke Konkurrenz als Deckelöffner. „Kirks Exfreundin hat ihm ein Ultimatum gesetzt. Aber deswegen glaube ich nicht, dass er in naher Zukunft mit mir Ringe einkaufen geht. Er hat mich ja nicht einmal zu seinen Eltern eingeladen, Himmelherrgottnochmal. Klingt das nach einem Mann, der kurz davor ist, DIE Frage zu stellen?“
    Michelle schüttelte den Kopf und blies Rauch in die Luft. „Du kapierst es verdammt noch mal nicht“, sagte sie. „Der Deckel ist schon lose, aber noch nicht offen. Jetzt musst du ein wenig Druck ausüben. Du musst das Spiel spielen. Im Grunde geht es dabei nur um drei Schritte.“
    „Schritte?“
    „Ja, damit er die verdammte Frage stellt. Der erste Schritt ist, sich zu entziehen.“
    Das klang nicht gut. „Und was genau soll das bedeuten?“
    „Du darfst einfach nicht immer verfügbar sein. Wenn er dich sehen will, dann hast du keine Zeit.“
    Vielleicht machte ich da wirklich einen Fehler. Mir fiel Justins sehnsuchtsvoller Blick ein, wenn er erzählte, dass er Lauren nach drei Monaten wiedersehen würde. Hm …
    „Und du darfst alles tun, nur nicht mit ihm schlafen.“
    „Was
?“ Speziell dieser Schritt würde mir fehlen. Schließlich war der Sex mit das Beste in unserer Beziehung.
    „Ich weiß, wie verrückt das klingt, aber dieser ganze Mist von wegen seinen Spaß umsonst bekommen, ist wahr.“ Sie trat die Kippe mit ihren Zehn-Zentimeter-Absätzen aus.
    „Ich weiß nicht, Michelle, das klingt irgendwie … manipulativ.“ Ich wollte einen ehrlich gemeinten Heiratsantrag von Kirk „So bin ich nicht“, fuhr ich fort. „Ich spiele nicht gerne.“
    „Okay“, sagte sie, hob die Hand mit dem schweren Verlobungsring, um die Tür zu öffnen und zurück ins Büro zu gehen. „Aber vergiss nicht. Wenn du gewinnen willst, musst du mitspielen.“

3. KAPITEL
    W illkommen in Brooklyn.
    Einwohner: Verheiratet
    „Mir gefällt das nicht, Angela.“ Meine Mutter stand über eine brutzelnde Pfanne mit Auberginen gebeugt. Es war Sonntag. Nach einem völlig ereignislosen Wochenende, das ich überwiegend alleine verbracht hatte (Justin und Lauren hatten sich am Samstag Gott sei Dank in die
Hamptons
verzogen, um ihr Wiedersehen zu feiern), war ich schon früh bei meiner Mutter angekommen. Angeblich, um ihr beim Kochen zu helfen. Während ich den Knoblauch schnitt, nahm sie mich ins Kreuzverhör. Selbst Schuld, hatte ich ihr doch erzählt, dass Kirk zu seinen Eltern gefahren war.
    „Wie oft ist er schon bei uns gewesen?“ Meine Mutter wendete die Auberginen mit kaum verhohlener Entrüstung. „Das ist einfach nicht in Ordnung.“
    Dieses eine Mal musste ich ihr Recht geben. Sie war noch von der alten Schule, und da musste ein Mann eine Frau mit äußerstem Respekt behandeln. Mein Vater war so ein Mann gewesen. Ich glaube, dass er die Wünsche meiner Mutter immer über seine eigenen gestellt hatte. Selbst kurz vor seinem Tod bat er meine Mutter, die an seinem Krankenbett wachte, endlich schlafen zu gehen, obwohl er wusste, dass er den Rest der Nacht Schmerzen haben würde. Meine Mutter macht sich heute noch Vorwürfe, dass sie ausgerechnet in der Nacht, in der er starb, ihrer Erschöpfung nachgab. „Ich habe meine Augen nur eine Minute zugemacht, und er war tot!“ lamentierte sie, als ob das der wahre Grund für seinen Tod sei. Auch noch vier Jahre später trug sie Schwarz, und dem Strickrock nach zu urteilen, der an den Ecken schon ausfranste, trug sie noch dieselben Kleider, die sie in ihrem ersten Witwenjahr gekauft hatte.
    „Ma, warum ziehst du nicht mal das Kleid an, das ich dir geschenkt habe?“ fragte ich sie, um von Kirk abzulenken. „Was hast du damit gemacht? Es weggeschmissen?“
    „Ich hab’s noch. Es hängt im Schrank.“
    Klar. Vermutlich neben den Laken, die sie günstig erstanden und nie benutzt hatte, und den Tischdecken aus Italien, die sie für eine „besondere Gelegenheit“ aufbewahrte, die nie kam. Und das genau war der Nachteil an der alten Schule: Man durfte nie etwas genießen, solange es noch frisch und neu war. „Ich weiß nicht, worauf du eigentlich wartest“, sagte ich.
    „Mach dir keine Sorgen um mich. Du solltest dir lieber Sorgen um dich selbst
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