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Ein Ausflug nach wohin eigentlich keiner will - Zu Besuch in Afghanistan

Ein Ausflug nach wohin eigentlich keiner will - Zu Besuch in Afghanistan

Titel: Ein Ausflug nach wohin eigentlich keiner will - Zu Besuch in Afghanistan
Autoren: Kurt Krömer
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ich beides dankend an.
    Der Taxifahrer hat jetzt telefonisch einen Verwandten erreicht, der bereit zu sein scheint, ihm den Weg zum Militärflughafen zu beschreiben. Er sieht nicht amused aus.

    Wir nutzen die Wartezeit, um drei Zigaretten nacheinander zu rauchen. Dabei beobachten wir, wie der Taxifahrer Kleo dabei beobachtet, wie sie das schwere Gepäck in seinen Wagen lädt.
    Ich habe mich vorher schlaugemacht. Aus unserem Team haben zwei gedient: Pino, mein Manager, war beim Musikkorps, und bei Tankred, meinem Realisator, gab es während des Wehrdienstes irgendwelchen Ärger mit Haschisch. Nach eigener Aussage war er aber wohl entweder unschuldig oder wurde freigesprochen. Die anderen haben verweigert oder sind ausgemustert worden. Und ich, ich bin Totalverweigerer. Mir wird klar, wir brauchen keinen Hinterhalt zu befürchten. Wir sind bereits einer.
    Pino kommt zurück. Der Geldautomat war kaputt. Und wegen meiner Kamera, da würde man ihn – falls man sie findet – anrufen. Alles klar, denke ich, das Ding ist also für immer weg.
    Zigaretten hat Pino in der Eile vergessen zu kaufen. Er raucht eine von meinen und beobachtet uns, wie wir den Taxifahrer beobachten, der immer noch Kleo beobachtet, die nun den letzten Koffer in den Wagen gehoben hat. Warum hilft ihr denn keiner, denke ich, und zünde mir noch eine Zigarette an.

    Wir steigen ein. Das Taxameter steht bei sechsunddreißig Euro. Bei dreiundvierzig achtzig halten wir wieder an. Wir sind da. Der Militärflughafen Köln-Wahn. In der Mitte der Wartehalle steht ein Hippie mit Haaren bis zum Hintern und einer Piloten-Sonnenbrille, die sich in seinen Haaren verfangen hat. In seiner Mähne könnte man die halbe Auslage eines durchschnittlichen Optikergeschäftes verstecken. Er winkt uns zu. Es ist Christian, der Fotograf der ZEIT. Jetzt sind wir komplett und bereit für das Spiel Passlotto, wer hat ihn heute vergessen? . Die Antwort ist einfach: Keiner, weil Kleo vor Reisebeginn alle Pässe an sich genommen hat.
    Jetzt wird es ernst.

    Die Wartehalle besteht aus Glas und Stahl. Das Gebäude ist voller Soldaten. Angehörige und andere Zivilisten sind in der absoluten Unterzahl. An diesem Morgen gehen vier Flüge raus. Unser Flug geht nach Termez in Usbekistan. Ab da soll es mit der Transall erst nach Mazar-e Sharif und dann nach Kabul weitergehen. Dort dann entweder per Hubschrauber oder Konvoi. Das wissen wir noch nicht. Unser Flieger ist der dritte. Wir haben noch Zeit für ein paar Zigaretten und einen Kaffee. Der Kaffee kostet nur neunzig Cent, schmeckt aber wie zwanzig. Die Uniformen der Soldaten sind alle gleich. Unterscheiden tun sie sich nur durch die Rangabzeichen auf den Schultern. Das zivile Prinzip »Keiner ist besser angezogen als der Chef« wird somit außer Kraft gesetzt. Das ist selten. Außer bei der Bundeswehr geht das nur bei Angela Merkel und Sido. Aber die geben ihren Leuten auch kaum eine Chance.
    Dann ist es so weit: Passkontrolle, Gepäckaufgabe und Röntgen des Handgepäcks. Unser Flieger ist ein Airbus A310 – 300 und er ist gut besetzt.
    Anstatt des üblichen Bordmagazins liegt eine Ausgabe von Y – Das Magazin der Bundeswehr in der Sitztasche vor einem aus. Das ganze Heft ist ein einziger Werbeprospekt für die Bundeswehr. Ich sehe mich um, doch niemand blättert darin, außer mir.

    Einstieg in die Maschine der Luftwaffe in Köln-Wahn

    Wir fliegen unter anderem über die Grenze zwischen Kasachstan und Usbekistan. Von oben sieht es aus, als würde man Mittelerde in Richtung Auenland überfliegen. Oder als ob Kinder eine Landschaft für eine Modelleisenbahn gebaut hätten. Das eine Kind ein prachtvoller Tausendsassa aus gutem, liebevollem Elternhaus und das andere ein depressives Heimkind.
    Nach ca. fünf Stunden landen wir in Usbekistan auf dem Flughafen von Termez. Der Kapitän ist vom Rang her Major. Das weiß ich, weil er es sagt. Er bedankt sich bei allen Gästen und bittet uns sitzen zu bleiben, bis wir aufgerufen werden. Da der Flieger voll besetzt ist, kann das hier wohl dauern, denke ich mir. Doch beim Aussteigen gibt es Promibonus. Allerdings nicht für mich, sondern für einen Staatssekretär aus dem Bundesministerium der Verteidigung. Er darf als Erster aussteigen. Die Soldaten freuen sich über seine Anwesenheit ungefähr so wie die spanische Regierung über die Ratingagentur Moody’s. Unsere kleine Reisegruppe kommt aber auch recht bald dran, wir werden an der Gangway von Feldwebel Thea empfangen. Dass sie Feldwebel
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