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Eifelbaron

Eifelbaron

Titel: Eifelbaron
Autoren: Rudolf Jagusch
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fand, war ein Zwanzig-Cent-Stück. Na klasse, dachte er, jetzt muss ich mich auch noch über die 110 verbinden lassen. Die Kollegen in der Einsatzleitstelle würden sich sicher nicht über einen derart banalen Anruf freuen. Ärgerlich haute er mit der Faust auf das Autoblech und blickte genervt über das matschige Feld, das sich vor ihm ausbreitete. Angestrengt kramte er in seinen Erinnerungen. Maria Rast. Da war er mal mit seinen Eltern eingekehrt. Pinguine kamen ihm in den Sinn. Nonnen, ja klar. Er hieb sich in die Hand. Richtig. Eine katholische Bildungsstätte. An einem Waldrand. Sie waren damals in Kreuzweingarten abgebogen, da war er sich plötzlich sicher.
    Welscher sprang wieder in seinen Fiesta, wischte erneut mit dem Handrücken den Beschlag von der Scheibe und wendete den Wagen. Vor dem Gasthaus »Zum Alten Brauhaus« bog er instinktiv links in die Antweiler Straße ein und folgte ihr, bis es rechts schließlich tatsächlich zum Parkplatz von Maria Rast hinaufging. Wenige hundert Meter weiter versperrte ihm ein quer gestellter blau-weißer Passat den Weg.
    Einer der beiden Streifenpolizisten stieg aus, stellte sich breitbeinig in Position und forderte ihn mit erhobener Hand auf, anzuhalten. Welscher hielt grinsend an. Der Kollege wirkte, als ob er Supermann wäre und einen heranrasenden Güterzug stoppen wollte. Er kurbelte die Scheibe hinunter. Sofort strich ihm ein eisiger Wind über die Wangen.
    »Presse ist nicht zugelassen«, grunzte der Mann und zog den Kragen seiner Lederjacke enger.
    Welscher zog seinen Dienstausweis aus dem Portemonnaie und hielt ihn so, dass der Kollege ihn sehen konnte.
    Der nickte. »Dich kenne ich noch nicht«, beschied er ihn und zündete sich eine Zigarette an.
    Der Beamte, der es vorgezogen hatte, im warmen Wagen sitzen zu bleiben, stieg jetzt aus und gesellte sich zu ihnen.
    Welscher stieg ebenfalls aus und stellte sich vor. »Erster Tag heute«, offenbarte er.
    Die beiden Grün-Weißen lachten. Es klang nicht amüsiert.
    »Und dann gleich so was. Herzlichen Glückwunsch auch«, sagte der mit der Zigarette.
    »Was genau ist denn eigentlich los?«, wollte Welscher wissen. »Wenn ich sehe, was für ein Fuhrpark hier herumsteht, schwant mir nichts Gutes.« Er deutete mit dem Kinn auf den Parkplatz vor dem Waldrand. Dort standen zwei weiße VW Bullys und ein nachtblauer Bentley.
    Der Kollege mit der Zigarette nickte. »Da liegst du richtig. Im Wald oben liegt eine Leiche. Vermutlich Mord, sieht zumindest ziemlich zugerichtet aus, der arme Kerl. Der Förster hat ihn heute Morgen gefunden. Etwa zweihundert Meter von hier. Brauchst nur mittig vom Parkplatz aus dem Weg in den Wald folgen.« Er deutete in die Richtung.
    Welscher schluckte schwer und zog eine Grimasse. Na toll. Erst die überraschende Zuweisung in die Einöde vor gut zwei Stunden. Und dann auch gleich voll ins Eingemachte. Nix mit gemütlich ankommen und alles in Ruhe kennenlernen. Wenn sich herausstellen sollte, dass es sich tatsächlich um einen Mord handelte, dann konnte er seinen Besuch heute Abend im Kölner Gloria, auf den er sich schon seit Wochen freute, vergessen.
    Der Wind fing sich in Welschers blonden Haaren und zerzauste seinen Scheitel. Mit einer unwirschen Handbewegung strich er die Strähnen aus dem Gesicht. Hinter sich hörte er ein näherkommendes Grollen. Er drehte sich um und blickte hangabwärts. Ein Motorrad tauchte auf der Straße auf und donnerte heran. Der deutlich übergewichtige Fahrer trug einen Stahlhelm und Lederkleidung. Ein Dreitagebart kämpfte mit einer riesigen roten Nase um Aufmerksamkeit. Trotz des diffusen Tageslichtes trug er eine Sonnenbrille. Ein Schal mit einem Aufdruck wehte im Wind. Wenn Welscher es aus der Entfernung richtig deuten konnte, stand dort »The K-Heroes«. Was zum Teufel sollte das denn bedeuten? K wie kaputt?
    »Leute, Kundschaft«, witzelte er. »Bekloppter Lokalreporter des hiesigen Käseblattes erscheint auf der Bildfläche.«
    Die beiden Kollegen sahen ihn mit verwirrtem Gesichtsausdruck an.
    »Was denn für ein Reporter?«
    »Wie, bekloppt?«
    Welscher wedelte mit der flachen Hand vor seinem Gesicht herum. »Mensch, wir haben höchstens ein, zwei Grad über Null. Und der fährt mit seiner Honda rum. Dem muss doch die Sicherung durchgebrannt sein.«
    »Das ist eine Harley«, berichtigte ihn der Kollege. »Und mit Reporter liegst du auch daneben. Das ist der Hotte.«
    Fischbach bremste vor dem Streifenwagen und drehte den Zündschlüssel. Der Motor
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