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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser
Autoren: Jacques Berndorf
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so.«
    »Dieser Naturfreak? Der? Das tut mir aber Leid. Der Mann war sehr nett, fand ich. Rodenstock telefoniert mit Kischkewitz, wahrscheinlich wittert er Unrat. Und nun zu uns, meine Liebe: Was hältst du von blau und rot kariertem Bauernleinen für die Fenster in dem Haus in Heyroth? Das macht sich sicher zauberhaft.«
    »O ja«, freute sich meine Gefährtin. »Ganz fantastisch. Die könnten wir doch selber machen, oder?«
    »Wie wäre es, wenn ihr den Schuppen erst einmal kauft?«, schlug ich vor.
    Aber sie hörten nicht auf mich, und da ich nicht allzu viel von zauberhaftem, fantastischem Bauernleinen verstand, verzog ich mich ins Haus, wo ich hörte, wie Rodenstock stinkwütend ins Telefon brüllte: »Verdammt noch mal, ich habe dich doch nur höflich gefragt! Tut mit Leid, dass ich geboren wurde. Alter Trampel!«
    Es schepperte, als er das schnurlose Telefon in die Halterung donnerte. Er riss die Tür auf, stand mit hochrotem Kopf vor mir und sagte, mühsam um Haltung ringend: »Dieser Scheißkischkewitz macht mich irre. Frage ich ihn harmlos, wen er zu dem verunglückten Breidenbach geschickt hat und ob das alles seine Ordnung habe. Da schreit er los, ich hätte wohl nicht alle im Tassen im Schrank und ich sei ein Nagel zu seinem Sarg. Er hätte die Tötung eines Rentnerehepaares an der Mosel am Arsch, drei Selbstmorde und einen Raubmord mit versuchter Notzucht und ähnlichen Kleinkram. Dieser ... dieser Esel fragt mich, ob ich glaubte, dass sein bester Mann mit einem Unfalltod durch Felslawinenabgang nicht fertig wird. Ich solle gefälligst in Pension bleiben und mich bloß nicht reaktivieren lassen. Stiesel, der, dummer, einfältiger Stiesel.«
    »Seine Truppe ist doch immer hoffnungslos unterbesetzt, er hat keine Leute«, wandte ich ein. »Das weißt du doch. Was sagt er denn?«
    »Zweifelsfrei Tod durch Felsschlag. Aber deswegen braucht er mich doch nicht anzubrüllen. Ich bin doch nicht sein Ladenschwengel.«
    »Du lieber Himmel«, regte ich mich nun auf. »Wen soll er denn anbrüllen, wenn nicht dich? Du kennst den Laden immerhin. Ruf ihn an und entschuldige dich, verdammt noch mal. Ich wette, er hat einen Achtzehn-Stunden-Tag und weiß nicht mehr, wie seine Frau aussieht. Du bist aber auch ein Dickschädel!«
    Er starrte ausdruckslos an mir vorbei. »Ja, du hast Recht, ich ruf ihn an und entschuldige mich.« Damit trabte er zurück ins Wohnzimmer.
    Emma und Vera tauchten auf und verkündeten, sie führen zu dem alten Bauernhaus in Heyroth. Wir beiden Mannsleute könnten daher endlich mal aufatmen.
    Rodenstock musste es gehört haben, er streckte den Kopf durch die Tür und fauchte: »Ich habe sowieso Wichtigeres zu tun.«
    Emma stemmte die Arme in die Hüften. »Der König tobt, es zittern seine Untertanen. Was hat er denn? Sitzt ihm ein Wind quer?«
    »Ich hol schon mal Verbandszeug«, sagte ich eilig und stürmte die Treppen hoch, um die Abgeschiedenheit meines Arbeitszimmers zu erreichen. Mein Hund Cisco musste erwacht sein, denn er begann wütend zu bellen, und nach dem Klang zu urteilen, befand er sich auf dem Dachboden.
    »Halt den Mund, du Töle!«, befahl Emma rau. Lieblich und heiter setzte sie hinzu: »Wir fahren, wir gehen ins Exil.«
    Die Haustür klackte. Cisco schoss in mein Zimmer und seinem Benehmen nach hätte er wahrscheinlich am liebsten gefragt: »Was, zum Teufel, ist denn hier schon wieder los?« Er wollte auf meinen Schoß springen, berechnete aber den Schwung falsch und riss einen Holzkorb mit zwanzig Pfeifen vom Schreibtisch, dazu eine offene Flasche Sprudelwasser, einen Pott voll Kaffee und ein offenes rotes Stempelkissen. Irgendwie war das nicht unser Tag.
    Etwa zehn Minuten später kam Rodenstock herein, sah mich auf dem Fußboden herumfuhrwerken und fragte zackig: »Fährst du mit?«
    »Wohin?«
    »Na ja, in den Steinbruch, in dem Breidenbach starb. Ich will mir das angucken. Ich muss mir das angucken.«
    »Gut, ich bin gleich fertig.«
    Erst jetzt erkundigte er sich ohne sonderliches Interesse: »Was machst du da auf dem Fußboden?«
    Ich fragte dagegen: »Warum bist du so sauer? Und auf wen?«
    Er stockte, überlegte einen Augenblick und antwortete dann: »Auf die ganze Welt, nein, auf mich. Ach, vergiss es.«
    »Hast du Zoff mit Emma?«
    »Nein, wirklich nicht.«
    »Du willst das Haus in Heyroth gar nicht?«
    »Nein, ich will es nicht.« Er schüttelte heftig den Kopf. »Ich bin einfach zu alt.«
    »Abgesehen davon, dass das Blödsinn ist, hast du Emma das schon
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