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Eifel-Wasser

Eifel-Wasser

Titel: Eifel-Wasser
Autoren: Jacques Berndorf
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treffen konnten.«
    »Richtig«, nickte er. »Hättest du die Güte, ein bisschen herumzukriechen. Ich bin ein alter Mann, ich muss meine Knie schonen.«
    »Du bist ein Sauhund!«, knurrte ich. »Aber ich liebe dich und dein Misstrauen.«
    »Jetzt übertreibst du«, kicherte er. Dann wurde er unvermittelt ernst. »Und sofort stellt sich eine wichtige Frage. Kommst du drauf?«
    »O ja«, sagte ich und kniete schon im schlammigen Grund. »Schließlich bin ich bei dir in die Schule gegangen. Die Frage lautet: Hat die Ehefrau das auch begriffen? Und die nächste Frage ist: Haben deine Kollegen von der Todesermittlung das begriffen? Antwort: Nein!«
    »Setzen. Eins. Weißt du, was du suchen musst?«
    »Diese modernen Igluzelte brauchen keine schweren Heringe mehr. In der Regel haben sie vier oder auch nur drei im Boden steckende Befestigungshaken. Wir suchen also nach drei oder vier Löchern. Und nach Adam Riese müssten die hier irgendwo sein. Diese Pfeifenweide ist ein idealer Windfänger und hier droht keine Gefahr von oben. Er konnte hinter diesem Felsbrocken notfalls pinkeln und anderes tun. Weißt du was, ich habe ein wenig Angst, dass wir die Löcher finden.«
    »Ich auch«, sagte Rodenstock. »Wenn wir Recht haben, müssen wir herausfinden, was zuerst passierte. Ist Breidenbach vor der Lawine gestorben oder nach der Lawine? Du lieber Himmel, Kischkewitz wird mich erschlagen, die ganze Mordkommission wird Schlange stehen, um mich zu erschlagen.«
    »Deine Kollegen müssen ihn doch eigentlich obduziert haben.« Meine Finger waren lehmig, die Pfeife, die ich angefasst hatte, war richtig schön versaut.
    »Müssen sie nicht. Das Land Rheinland-Pfalz, mein Lieber, ist geradezu berühmt für seine auf ein Minimum beschränkten Untersuchungen bei unklaren Todesfällen. Das gilt im Übrigen besonders bei Babys. Nein, Sektionen sind teuer und ziehen einen Riesenpapierkram nach sich. Wenn der Unglücksfall klar zu sein scheint, wird nicht obduziert.«
    »Dann ist Breidenbach für die Beerdigung freigegeben?«
    »Kann gut sein.«
    »Da ist noch was komisch. Wieso ist das Zelttuch in so kleine Tuchstücke zerfetzt? Wenn Steinregen von oben kommt, können Löcher im Zelttuch sein, aber doch nicht so viele kleine und große Fetzen. Das Zeug ist eigentlich reißfest.«
    Rodenstock starrte vor sich hin. Dann schimpfte er: »Du lieber Himmel, wieso haben wir uns damit beschäftigt?«
    »Weil du ein misstrauischer alter Bock bist. Und was macht mein Hund da auf dem Steinhaufen?«
    Cisco jaulte und fuhrwerkte aufgeregt an einigen Steinbrocken herum, die er wegen ihres Gewichtes nicht bewegen konnte.
    Ich stand auf und ging zu ihm. »Was hast du gefunden? Den Stein der Weisen?«
    Er jaulte noch mal erregt und versuchte mit schnellen Pfotenbewegungen die Steine beiseite zu rollen.
    »Lass mich mal«, sagte ich. Ich entfernte zwei Steinbrocken und hielt den Hund zurück, weil er keinen Platz machen wollte. »Was haben wir denn da? Wir haben da einen Finger.«
    »Was?«, fragte Rodenstock hinter mir erschrocken.
    »Einen Finger, einen abgequetschten Finger. Ich würde sagen: Kleiner Finger der rechten Hand.«
    »Willst du mich verarschen?«
    »Will ich nicht«, sagte ich. »Sieh doch selbst.« Ich gab Cisco einen kräftigen Klaps auf den Hintern. Er bellte beleidigt und verzog sich. Wahrscheinlich würde er vierundzwanzig Stunden schmollen.
    Rodenstock bewegte sich sehr zögerlich zu mir hin, als weigere er sich, meinen Fund zu akzeptieren. »Kleiner Finger der rechten Hand. Stimmt. Sieht einigermaßen sauber aus, einigermaßen gepflegt.«
    »Rufst du Kischkewitz an? Oder soll ich?«
    »Du machst es«, bestimmte Rodenstock. »Auf mich ist er ohnehin schon sauer. Wir lassen ihn liegen, den Finger.«
    Ich wählte die Nummer der Kripo in Wittlich, ich verlangte Kischkewitz, der auch mir im Laufe der Zeit ein Freund geworden war.
    Er grüßte nicht, sondern sagte schroff: »Komm mir bloß nicht mit Schwierigkeiten!«
    »Fehlte Franz-Josef Breidenbach der kleine Finger der rechten Hand?«
    »Wie bitte?«, fragte er nach einigen Sekunden verblüfft.
    »Ob dem toten Franz-Josef Breidenbach der kleine Finger der rechten Hand fehlte?«
    »Das weiß ich nicht. Warum?«
    »Wir sind im Steinbruch und haben den kleinen Finger einer rechten Hand gefunden. Sauber am Handteller abgetrennt. Sieht aus wie von einem Mann. Ich dachte, ich frag mal nach.«
    »Moment.« Kischkewitz' Stimme wurde laut und schrill. »Gregor, Gregor! Komm mal her.«
    Es folgten
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