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Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Titel: Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman
Autoren: Kerstin Gier
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froh, dass Andi und ich uns nicht schon eine Wohnung miteinander geteilt hatten, da war uns wenigstens das Auseinanderdividieren gemeinsamen Besitztums erspart geblieben.
    Vor dem Haus der Quirrenbergs blieb Gilbert stehen.
    »Guck mal«, sagte er und zeigte geradeaus.
    »Wisteria floribunda, richtig?«, sagte ich, um ihm zu zeigen, dass ich mir manchmal durchaus merkte, was er sagte.
    »Nein, Irmela«, sagte Gilbert.
    Irmela Quirrenberg trat soeben aus der Haustür. Sie trug einen Gartenschlauch in der Hand und schwankte beträchtlich.
    »Sie ist betrunken«, diagnostizierte ich.
    »Wie eine Strandhaubitze«, ergänzte Gilbert und zogmich hinter die Mülltonnenabtrennung, wo man uns nicht sehen konnte.
    Frau Quirrenberg schleppte den Gartenschlauch in die Garage. Nun ja, warum auch nicht? Ich wollte weitergehen, aber Gilbert packte mich am Ärmel und zerrte mich hinter eine Säuleneibe. Von hier hatte man einen wunderbaren Blick auf den Honda, an dem Frau Quirrenberg sich zu schaffen machte.
    »Was tut sie denn da?«, flüsterte ich.
    »Das siehst du doch«, sagte Gilbert. »Sie befestigt den Gartenschlauch am Auspuff.«
    »Aber das macht doch keinen Sinn!« War Frau Quirrenberg so betrunken, dass sie den Auspuff mit dem Wasserhahn verwechselte?
    »Sie will sich umbringen«, erklärte Gilbert geduldig. »Daher auch das Isolierband.«
    Ich war schockiert. »Wir müssen etwas tun«, sagte ich aufgeregt. »Mit ihr reden. Sie daran hindern, sich wegen so eines verlogenen Dreckskerls umzubringen! Wenn ich gewusst hätte, dass sie’s so schwer nimmt, hätte ich mir das mit den anonymen Briefen noch mal überlegt!«
    Wieder packte Gilbert meinen Arm und hielt mich fest.
    »Nichts da«, sagte er. »Lass sie ruhig mal machen.«
    »Spinnst du? Mama hat gesagt, dass sie die arme Frau Quirrenberg wahrscheinlich in eine geschlossene Anstalt einweisen lassen müssen«, sagte ich. »Sie ist akut selbstmordgefährdet, wie du sehen kannst. Die meint es ernst.«
    »Sicher doch«, knurrte Gilbert. »Je ernster, desto besser. Aber wir warten noch.«
    Frau Quirrenberg war es endlich gelungen, den Gartenschlaucham Auspuff zu befestigen und durch einen Spalt am Fahrerfenster ins Wageninnere zu leiten. Mit einem lauten »Hicks« ließ sie sich ins Auto plumpsen und begann den Spalt mit schwarzem Isolierband zu verkleben.
    »Wie lange willst du denn noch warten?«, fragte ich Gilbert.
    »Bis der Motor läuft«, antwortete er.
    »Du spinnst. Dann können wir gleich die Feuerwehr rufen«, sagte ich. »Oder einen Leichenwagen. Wenn sie von innen abschließt, ist alles zu spät.«
    »Blödsinn«, sagte Gilbert. »Vertrau mir doch nur einmal!«
    Schweigend warteten wir, bis Frau Quirrenberg endlich den Motor anstellte. Die Fenster begannen sogleich zu beschlagen.
    »Und jetzt?«
    »Warte noch ein kleines bisschen«, befahl Gilbert.
    Ich zählte nervös bis zehn.
    »Jetzt.« Endlich gab Gilbert mir einen kleinen Schubs. »Und jetzt renn zu Heinzelmanns und hol Hilfe.«
    Ich rannte los. Martin Heinzelmann war gerade dabei, eine Standuhr in seinen Kofferraum zu laden.
    »Bitte kommen Sie schnell«, rief ich atemlos. »Frau Quirrenberg sitzt in ihrem Auto und will sich vergiften!«
    Die Standuhr donnerte auf den Boden. Martin sprintete so schnell los, dass ich kaum hinterherkam.
    »Sie hat von innen abgeschlossen«, erklärte ihm Gilbert. Der Innenraum des Honda hatte sich inzwischen mit weißem Nebel gefüllt.
    »Ich hab’s gewusst, ich hab’s gewusst«, jammerte ich. »Ich rufe die Feuerwehr.«
    Martin Heinzelmann riss den Gartenschlauch vom Auspuff – warum war Gilbert denn da nicht draufgekommen? – und rüttelte an der Fahrertür.
    »Irmi!«, schrie er.
    »O Gott«, schrie ich. »Sie ist schon bewusstlos.«
    Heinzelmann rannte um das Auto herum und rüttelte an allen Türen. Die Heckklappe war unverriegelt.
    »Gott sei Dank«, rief ich. »Soll ich jetzt einen Krankenwagen rufen?«
    »Nein«, sagte Gilbert zu mir. »Und hör auf, dich aufzuregen. Es ist alles in bester Ordnung.«
    Martin Heinzelmann war über den Rücksitz zu Frau Quirrenberg geklettert, hatte den Motor abgestellt und schüttelte sie sanft.
    »Und wenn ihr was passiert ist?«, fragte ich. »Das verzeihe ich uns nie.«
    Gilbert sah mich kopfschüttelnd an. »Louisa, ihr kann gar nichts passiert sein, dieses Auto hat einen Katalysator . Da kommt nur Wasserdampf aus dem Auspuff, kein Kohlenmonoxid.«
    »Ach so«, sagte ich dümmlich. »Und warum sollte ich dann überhaupt
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