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Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Titel: Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman
Autoren: Kerstin Gier
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aber unsere brave Irmela hatte ein Verhältnis mit dem Pfarrer. Gestern hat er ihr den Laufpass gegeben.«
    »Wer hätte das gedacht?«, sagte Amelie. »Wo er doch so harmlos aussieht! Ich komme übrigens gerade vom Autohaus Lohmann, wo Pfarrer Hoffmann seinen Wagen verkaufen wollte. Mitsamt Inhalt. Stell dir vor, er hatte essbare Kondome im Handschuhfach und Lacklederstiefel in Größe 46 hinter dem Beifahrersitz. Im Kofferraum lag eine Gummipuppe, und darunter hat Lohmann ein Pornomagazin mit dem Titel Andersrum gefunden. Ich fürchte, Hoffmanns Tage als Pfarrer sind gezählt.«
    Über Carolas Gesicht glitt ein grimmiges Lächeln. »Das hoffe ich«, sagte sie. »Sieh doch nur, was er mit der armen Irmi angestellt hat. Hier im Haus geht alles drunter und drüber. Die verdammten Kinder tun keinen Handschlag.«
    »Und wer kümmert sich um Georg?«, fragte Amelie.
    »Ich.« Carola seufzte. »Irgendjemand muss es ja tun. Außerdem bin ich hier immer noch Gemeindehelferin. Bis heute morgen war Martin hier, ich habe ihn abgelöst.«
    »Ich habe in der Apotheke gehört, dass ihr euch trennt«, sagte Amelie. »Tut mir wirklich leid, ich dachte, ihr beiden seid glücklich miteinander. In letzter Zeit war ich wohl nicht besonders aufmerksam, was?«
    »Unglaublich, wie schnell sich so etwas herumspricht.« Carola legte einen feuchten Lappen auf Irmis Stirn und zog die Bettdecke glatt. »Martin und ich trennen uns in aller Freundschaft. Und mach dir keine Vorwürfe, du hattest genug eigene Probleme.«
    »Ja.« Amelie begann die herumliegenden Kleidungsstücke aufzuheben. »Nichts bleibt, wie es ist. Über dieser Straße scheint ein richtiger Fluch zu liegen. Unter jedem Dach ein Ach.«
    »Manchmal passiert aber auch etwas Gutes«, sagte Carola. »Es soll eigentlich noch ein Geheimnis bleiben, aber dir verrate ich es.«
    Amelie sah in das hübsche, intelligente Gesicht ihrer Freundin und wusste, was sie sagen würde. »Du bist schwanger?«
    »Ja«, lächelte Carola. »Das ist doch fast wie ein Wunder, oder?«
    »Allerdings«, sagte Amelie. »Nur zum falschen Zeitpunkt. Ausgerechnet jetzt, wo ihr euch trennt.«
    »Es gibt keinen besseren Zeitpunkt«, behauptete Carola.
    Irmi stöhnte unter dem feuchten Lappen.
    Carola beugte sich erneut über sie. »Doktor Sonntaghat sie ruhiggestellt, aber wenn sie bis heute Abend nicht ansprechbar ist, muss er sie einweisen, sagt er.«
    »Wir kriegen sie schon wieder auf die Beine«, sagte Amelie zuversichtlich.

Louisa
    W
ie gefällt dir Gabor? «, fragte ich.
    »Nicht besonders«, antwortete Gilbert. »Aber immer noch besser als Frithjof .«
    »Wie findest du Linus? «
    Gilbert blätterte in meinem Namensbuch. »Es bedeutet der Betrauerte – das scheidet ja wohl aus.«
    »Schade. Und was ist mit Jonas? «
    »So hieß mein Zimmergenosse im Kongo«, sagte Gilbert. »Hatte eine Tankstelle ausgeraubt. Guck mal, das ist Fraxinus ornus, eine Blumenesche, sieht man selten in Hausgärten.«
    »Toll«, sagte ich, von dem kahlen Baum eher unbeeindruckt. Gilbert hatte sich angewöhnt, mich auf meinem täglichen Spaziergang – »Bewegen statt essen«, hatte die Ärztin gesagt – zu begleiten und mir dabei allerlei botanische Bezeichnungen an den Kopf zu werfen. Das Namensbuch war auch immer dabei.
    »Wie gefällt dir Cecilia? «, fragte er. Aus irgendeinem Grund war er überzeugt, das Baby würde ein Mädchen werden.
    »Nicht übel«, sagte ich. »Was bedeutet es?«
    »Aus dem Geschlecht der Cäcilier«, sagte Gilbert. »Etwas dünn, oder stammt einer von euch zufällig aus dem Geschlecht der Cäcilier?«
    »Nicht, dass ich wüsste.« Wir schlenderten gemächlich unter der alten Rosskastanie – Aesculus hippocastanum – an der Ecke entlang, vorbei an dem Zigarettenautomaten, den Gilbert zu Beginn unserer Bekanntschaft geknackt hatte. Onkel Harry hatte uns ja glücklicherweise den Verkauf der Zigaretten abgenommen. Offenbar hatte er damit ein gutes Geschäft gemacht, denn am ersten Weihnachtstag war er vorbeigekommen und hatte meiner Mutter einen etwa fingerhutgroßen Topf mit einem Weihnachtsstern überreicht – eine für seine Verhältnisse ungewöhnlich großzügige Geste.
    Bei Heinzelmanns standen mehrere Umzugskartons in der Einfahrt. Martin Heinzelmann zog aus, er und Carola ließen sich scheiden, hatte meine Mutter erzählt. Carolas Auto war nirgendwo zu sehen. Wahrscheinlich wollte sie nicht dabei sein, wenn Martin seinen Anteil vom Inventar entfernte. Das musste entsetzlich sein. Ich war
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