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Ehe auf krummen Beinen

Ehe auf krummen Beinen

Titel: Ehe auf krummen Beinen
Autoren: Hans Gruhl
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kopfschüttelnd einen Blick auf mich und stakste hinaus. Wir hörten das Wasser rauschen. Später plätscherte er vernehmlich, aber er vermied den üblichen Badegesang, um die Nachbarn nicht auf unseren Fehltritt zu stoßen. Währenddessen tilgte Reni die letzten Spuren des Gelages und stellte zerbrechliche Tassen auf den Tisch. Kaffeeduft quoll durch die Räume, und Spiegeleier knisterten im Fett. Wie ich Dan kenne, hätten wir diese Hausfrau bestimmt behalten, wenn wir nicht verheiratet gewesen wären. Er trat ein, rosig wie ein Marzipanferkel.
    «Heu! Ist das ein Heiligenschein?»
    «Es ist deine Babyseife. Nur der Bart...»
    «Ich habe einen Rasierer.»
    «Für solche Fälle?»
    «Für meine Beine!»
    Als der Bart ab war, setzten sie sich zur Tafel. Dan aß mit bestem Appetit, als hätte das Abendbrot nie stattgefunden. Der konnte essen.
    «Gut der Kaffee», sagte er. «Kann vor Kraft nicht aus der Kanne. Mein Hut wird nicht mehr passen.»
    «Das liegt am Schnaps. Schieb's nicht auf den Kaffee.»
    Das Frühstück ging zu Ende. Sie rauchten eine Zigarette und redeten Unsinn. Es wurde langsam Zeit, den Abendbrotbesuch zu beenden. Dan schien auch dieser Ansicht zu sein. Außerdem mußte ich runter.
    «Tja, Reni», sagte Dan und zerquetschte seinen Stummel. «Ich glaube, wir müssen von hinnen weichen, Graf Ernst, sprach also von Gleichen.»
    «Schon?»
    «Schon ist gut. Wir sind viel zu lange da. Noch länger, und du verlangst Miete.»
    Sie strich über sein frischgewaschenes Haupt.
    «Von dir würde ich keine Miete verlangen.»
    «Das ist nett. Wo man so viel liest von raffgierigen Wirtinnen. Ich werde einen Leserbrief schreiben.»
    «Seh ich euch einmal wieder?»
    «Warum sollst du uns nicht mal Wiedersehen. Die Palastbar ist allen Durstigen geöffnet.»
    Reni stand auf, trat dicht vor ihn und faßte ihn an den Revers des Wochenendanzuges.
    «Du — eigentlich könnt ihr uns auch mal einladen! Geht das nicht? Ich mache das Essen...»
    Dan schwieg und sah sie an. Ich war gespannt, was kommen würde. Mal mußte es doch heraus. Lieber gleich als später. Viel zu lange hatte er schon gewartet. Zum Belügen war sie eigentlich zu nett. Warum schlecht denken von ihr? Sie hatte uns nun mal gern.
    «Ich fürchte, Reni», sagte Dan, «es geht nicht.»
    Sie ließ ihn los. «Nicht? Warum nicht?»
    Einen Augenblick zögerte er noch. Dann sagte er: «Meine Frau wird was dagegen haben.»
    Sie wurde nicht blaß, aber sah so enttäuscht aus, daß sie mir leid tat.
    «Deine Frau? Du bist verheiratet?»
    Er nickte. «Ich bin. Mit der feschen Schwarzen, die dich geknipst hat.»
    «Ja und...»
    «Sie ist verreist. Bis Montag.»
    Reni schien es nicht zu fassen.
    «Blasius ist auch vergeben», sagte Dan. «Seit ein paar Monaten hat er eine Frau, und sie lieben sich sehr. Wir haben euch besucht, und wir waren gern hier. Wirklich. Aber nun müssen wir wieder. Bist du böse?»
    Sie war nicht böse. Sie machte auch kein Theater. Nur traurig sah sie aus. Dan zog sie an den Ohren heran und küßte sie mit Anstand und nett.
    «Ärgere dich nicht, Reni. Wir sind ein verwahrloster Haufen, ich weiß. Ich liebe Eva. Wenn ich dein Mann wäre, würde ich dich auch nicht betrügen.»
    Sie nickte und fingerte nach einer neuen Zigarette. Dan gab ihr Feuer.
    «Nehmen wir noch einen Bacardi», sagte er. «Auf dein schönes Wohl.»
    Sie tranken, und ich verabschiedete mich von Topsy. Hatte sie ganz gerne, die kleine Spitzmaus, trotz ihrer Angabe und ihres Getues. Wahrscheinlich dasselbe wie bei Reni und Dan.
    Dann gingen wir. Wir machten es kurz. Nichts ist so scheußlich, wie in die Länge gezogene Abschiede.
    «Alles Gute, Reni», sagte Dan. «Ich wünsche dir einen Modesalon, so groß wie das Saargebiet. Wiedersehen.»
    Er gab ihr noch einen Kuß, und ich hopste an ihr hoch und bedankte mich für alles. Dann wanderten wir auf dem glatten Korridor dem Ausgang zu.
    Auf der Straße sagte Dan: «Jetzt ist Schluß damit, hörst du? Reiß dich zusammen, denk an dein Weib!»
    Er hatte völlig recht. Wir hatten unseren Ausflug ins Laster elegant überstanden und näherten uns wieder dem rechten Weg. Niemand würde etwas merken, und in Zukunft würden wir allen Anfechtungen aus dem Wege gehen. Und schließlich - was war schon passiert. Nichts. Wenn Eva Dans Abschiedsworte gehört hätte, könnte sie gar nichts sagen.
    Leider hatte sie nichts gehört.
    Wir traten in den heimatlichen Hausflur. Im Lift witterte ich einen Geruch, der mir den Kreislauf
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