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Ehe auf krummen Beinen

Ehe auf krummen Beinen

Titel: Ehe auf krummen Beinen
Autoren: Hans Gruhl
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doch gar nichts passiert. Die lahmste aller Ausreden.
    Ebensogut könnte man sagen, man wäre in die Bank eingebrochen, um morgens der erste am Schalter zu sein. Und die Nacht war noch gar nicht herum. Wer wußte, was sie in ihrem Schoße barg. Was würde Dan tun, wenn er plötzlich erwachte und ein Mädchen neben sich vorfand, das nicht unbedingt beabsichtigte, ins Kloster zu gehen? Hoffentlich hielt die Betäubung lange genug vor.
    Meine Gedanken gerieten durcheinander wie Spielkarten. Loni, dachte ich. Eva. Sie dürfen nichts merken. Es soll nicht wieder Vorkommen. Nur nichts merken. Und der Landgerichtsdirektor! O Himmel! Der Schlag würde ihn treffen, wenn er sehen könnte, wie meilenweit wir vom rechten Pfade abgekommen waren. Wir können nichts dafür. Habt Mitleid mit uns. Sie haben uns in ihre Netze gezerrt. Vergewaltigt.
    Dann schlief ich ein.
    Ich träumte Verschiedenes. Ein Elefant verfolgte mich und trat mir in die Weichen. Ich rannte ununterbrochen und hatte furchtbaren Durst dabei. Der Elefant kam immer näher. Ich wollte gerade in mein Körbchen, da erscholl neben mir entsetzliches Wolfsgeheul. Mit einem ungeheuren Satz erreichte ich den Korb, schmiegte mich an Loni und wachte auf. Es war nicht Loni, sondern Topsy. Sie war im Traum auch gelaufen und hatte mich in den Bauch getreten, und es heulte auch kein Wolf, sondern Dan war erwacht und gähnte. Ich sah die fremden Möbel. Die Farben des Vorhangs leuchteten schon matt im Morgenlicht.
    Ach so. Wir waren ja gar nicht zu Hause.
    Ich hörte Renis Stimme.
    «Ausgeschlafen?»
    «Nein. Wie kommst du in mein Bett?»
    «Du warst ganz betrunken, mein Lieber.»
    «Kaum zu glauben. Wo ist Blasi?»
    «Drunter.»
    Die Federn knirschten.
    «Ooh», sagte Dan.
    «Kopfschmerzen? »
    «Gar kein Ausdruck.»
    «Willst du eine Tablette?»
    «Zwei. Und einen Topf Wasser.»
    «Sofort, mein Herr.»
    Ihre nackten Beine erschienen vor unserem Lager. Sie kroch in ein paar Pantöffelchen mit Fellbesatz und trippelte zur Tür. Ich riß mich von Topsy los und folgte ihr. In der Küche sah ich an ihrer leichtbekleideten Erscheinung empor.
    «Nanu? Auch Durst?»
    So war es.
    «Du hast doch gar nichts getrunken.»
    Es ist dein Steak, dachte ich. Das Salz der Liebe.
    Sie gab mir Wasser, und es tat wohl. Dan schluckte seine Pillen und goß den Krug hinterher. Topsy kam unter dem Bett vor und streckte sich ausgiebig. Was für ein heiterer Morgen.
    «Wie spät ist es?» fragte Dan.
    «So spät noch nicht.» Reni machte keine Anstalten aufzustehen. Sie schlenkerte die Fellpantoffeln fort und legte sich mit Anmut wieder neben Dan. Noch war die Gefahr nicht gebannt. Ich beschloß zu handeln. Ich nahm Anlauf quer durch das Zimmer und drückte mich mit Macht ab. Ich segelte über Renis reizende Gestalt, landete auf Dans Bauch und rollte herunter, zwischen die beiden. Reni konnte gar nicht so schnell folgen. Ich rappelte mich auf, küßte Dan auf die Nase, bis er mich an den Ohren erwischte. Dann machte ich mich lang und blieb liegen. Es war vollbracht. Nur über meinen Leichnam sollte sie sich an meinem Herrn vergreifen, die blonde Schlange.
    «Macht er das immer?» fragte sie.
    «Er kann gar nicht anders. Betten sind seine Leidenschaft.»
    «Nicht nur seine.»
    Jetzt packte Topsy die Eifersucht. Sie stellte sich jaulend am Bettrand hoch. Reni faßte sie um den Brustkorb und legte sie auch in die Anstandsritze. Da waren wir denn alle. Dan mußte an die Wand rutschen.
    «Eng, was?» fragte Reni.
    «Volk ohne Raum. Kommt noch Besuch?»
    «Heute nicht.»
    «Gott sei Dank. Hast du mich ausgezogen?»
    «Ja. Meine Zofe hat Urlaub.»
    «Nett von ihr.»
    So verbrachten sie die nächste halbe Stunde auf Renis Bett. Sie alberte mit Dan herum, aber richtig zur Entwicklung kam sie nicht, weil wir hindernd dazwischen lagen. Wie gut, daß Dan mich mitgenommen hatte.
    Mit der Zeit schien sein Kopfweh zu schwinden und das Gewissen ihn zu plagen.
    «Noch Durst?» fragte Reni.
    «Nein, Hunger. Ist das Zimmer mit Frühstück?»
    Sehr vernünftig. Wir waren einmal hier, versackt, gestrauchelt am Wege. Warum dann nicht noch das Frühstück mitnehmen?
    «In Ausnahmefällen mit», antwortete Reni.
    «Kann ich mir solange den Hals waschen?»
    «Du kannst sogar baden.»
    «Mein Körper wird staunen.»
    Reni hüpfte aus dem Bett und zog einen rassigen Morgenrock an. Sie lief ins Bad.
    «Hinaus mit euch, ihr Anstandswauwaus», sagte Dan und schubste uns über die Bettkante. Er kam hinterher. Dann sah er zur Uhr, warf
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