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Ehe auf krummen Beinen

Ehe auf krummen Beinen

Titel: Ehe auf krummen Beinen
Autoren: Hans Gruhl
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man wohl sagen. Es war sicher auch der Whisky. «Und was soll aus Blasius werden?»
    «Verhungert», sagte Dan kurz. «Oder er springt von der Großhesseloher Brücke.»
    Nicht schlecht. Die war ziemlich hoch. Ich würde flach wie ein Pfannkuchen sein.
    « Kommen Sie doch am Sonnabend zu mir zum Essen. » Aha. Jetzt nahm die Sache Gestalt an. Obwohl ich Dans Gesicht nicht erkennen konnte, merkte ich, wie er nachdachte. Am Sonnabend würde Eva noch nicht zurückkommen. Es blieb nur ein Junggesellenmahl mit unaufgewaschenen Tellern oder das Wirtshaus.
    «Eigentlich würde ich mich doch lieber erschießen, als an Fleischvergiftung...»
    Reni puffte ihn in die Seite.
    «Ruhig! Ich kann sehr gut kochen.»
    «Gibt es lebende Zeugen?»
    «Ich lebe ja auch.»
    «Von Grapefruitsaft und Joghurt», sagte Dan. «Da kann nicht viel passieren. Aber ich bin kein Mannequin, und Blasi ist kein Vegetarier. Wie wollen Sie uns sattkriegen?»
    «Sie werden schon sehen.»
    «Die Lende», dozierte Dan, «muß mindestens drei Wochen abgehangen sein. Sonst schmecken die Steaks wie getrocknete Kuhfladen. An Schoten nehme man ruhig die größeren, billigeren, denn die kleinen sind zu süß. Dagegen bleibe man bei den Büchsenchampignons unbedingt bei der ersten Wahl. Ein paar handgemachte Eierspätzle runden die Zutaten ab. Kartoffeln sind völlig nutzlos, hindern nur die Aufnahme von mehr Fleisch. Als Vorspeise genügen Kaviarschnittchen und echter Lachs. Artischocken halten nur auf und Suppen sind überflüssig, da ohnehin von Anfang an Getränke gereicht werden. Man könnte an einen Pernod als Aperitif denken, später Bier, Pils Urquell oder eine ähnliche Qualität, zum Schluß und als Überleitung ins Nachtleben Bacardi Rum, ein guter Armagnac, irgend so was. Nachspeisen, Käse und dergleichen sind Ballast, wenn der Hauptgang reichlich genug war. Außerdem ißt Blasi keinen Käse wegen seiner Nase. Na ja, so etwas. Sagten Sie etwas?»
    Reni sagte nichts. Sie mußte erstmal die Eleganz verdauen, mit der ihr Dan die Speisenfolge beigebogen hatte. Sie würde den ganzen Tag zu tun haben, um das alles heranzuschleifen und zuzubereiten.
    « Sicher ist Ihre Küche zu klein », fuhr Dan fort. « Sie haben völlig recht. Gehen wir ins Palasthotel...»
    Reni protestierte energisch.
    «Nein, nein! Ich hab nur nachgedacht, wie Spätzle gemacht werden. Kommen Sie also?»
    «Wir kommen also. Was meinst du, Hund?»
    Ich schwieg. Was sollte ich anderes machen.
    Wir bogen in eine Seitenstraße ein und landeten vor einem Bienenstock von Haus. Die Klingeltafel an der Tür war groß wie ein Waschbrett.
    «Hm, hm», machte Dan. «Appartement, was? Schlafnische, Müllschlucker, Gemeinschaftsantenne? Zuschlag für Heizung und Lift?»
    «Genau.»
    «Passen wir da zu viert rein?»
    «Bestimmt, wenn ich das Fenster zumache.»
    «Machen Sie es zu. Wann?»
    «Um sechs?»
    «Um sechs. Sie Essen und Bier. Ich Schnäpse. Einverstanden?»
    «Ja.»
    «Wir hungern drei Tage. Nacht, Reni.»
    «Gute Nacht.»
    Sie fingerte mit dem Schlüssel herum. Ich verabschiedete mich von Topsy. Sie wackelte leicht mit dem Schwänzchen, und ich tat desgleichen. Dann ging sie mit Frauchen durch den matt erleuchteten Gang. Vor dem Lift winkte Reni nochmal, und Dan hob die Hand. Dann machten wir, daß wir heimkamen.
    Warum sollten wir nicht bei ihr essen, dachte ich, bevor ich einschlief. Essen war noch nie eine Sünde. Eva soll froh sein, wenn wir sparsam leben.
     
     
     
    Am Sonnabend, kurz nach sechs, standen wir vor der Junggesellenkaserne. Dan drückte auf einen von den zahllosen Knöpfen.
    Wir waren fein angetan, Dan mit Wochenendanzug, ich mit Extrahalsband. Vielleicht kam doch heraus, daß wir verheiratet waren, und dann durften wir unsere Frauen nicht blamieren. Nein, wie die Frau den Mann herumlaufen läßt, und so. Meine Loni war wieder beim Schwiegervater in Wasingers Villa. Abends sollten sie alle beide mit zu Bekannten genommen werden. So war mein Gewissen leidlich rein, weil ich sie versorgt wußte.
    Der Türöffner summte. Der Lift hob uns in den zweiten Stock. Durch eine Flügeltür gelangten wir in einen langen Gang. Fast am Ende trat Reni in Erscheinung und winkte uns entgegen.
    Ich sauste los, um sie zu begrüßen. In der Eile vergaß ich, mit dem glatten Steinfußboden zu rechnen. Als ich bremsen wollte, schlitterte ich an Reni vorbei und bumste gegen die hintere Schwingtür, daß es dumpf durchs Gelände schallte. So was Dummes.
    Dan kam heran und wünschte guten
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