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Egorepublik Deutschland: Wie uns die Totengräber Europas in den Abgrund reißen (German Edition)

Egorepublik Deutschland: Wie uns die Totengräber Europas in den Abgrund reißen (German Edition)

Titel: Egorepublik Deutschland: Wie uns die Totengräber Europas in den Abgrund reißen (German Edition)
Autoren: Edzard Reuter
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Katastrophe führen werde, solange sich die beteiligtem Staaten nicht verbindlich auf die strikte Einhaltung einer sparsamen Wirtschafts- und Finanzpolitik festgelegt hätten? War es wirklich sinnvoll, den bis dahin bettelarmen Iren durch unsere Geschenke zu völlig unverdientem Wohlstand zu verhelfen? Klingt es da nicht überzeugend, wenn hochrangige, durch eigene unternehmerische Erfahrungen ausgezeichnete Persönlichkeiten sich nicht den Mund verbieten lassen und uns vorhersagen, wir würden unweigerlich demnächst fatalen Schiffbruch mit dem Euro erleiden, sollten wir solche Länder nicht schleunigst wieder aus dem Währungsverbund hinausschmeißen?
    *
    Die Aufzählung ließe sich unschwer über viele Seiten fortsetzen. An der bitteren Schlussfolgerung würde das nichts ändern. Sie lautet, dass sich das Projekt eines in der Europäischen Union vereinten Europa mitten in einer grundlegenden Legitimitätskrise befindet. Abgesehen von der Selbstverständlichkeit, jederzeit nach Belieben an jeden beliebigen Strand in Urlaub fahren zu können, schert sich die weit überwiegende Mehrheit unserer Bürgerinnen und Bürger keinen Deut mehr um die Vorstellung von einem Europa, das seine globalen Interessen im Wettstreit mit unseren weltweiten Wettbewerbern gemeinsam und solidarisch verteidigen und durchsetzen muss – die sogenannte »Eurokrise« beherrscht das Geschehen, in der Politik wie den Medien, die Ängste der Menschen um ihr Erspartes rauben ihnen den Schlaf.
    Um einen der überzeugendsten Anwälte einer Politik, die entschlossen ist, trotz aller Widerstände zäh und beharrlich an der Herkulesaufgabe eines weiter zusammenwachsenden Europa festzuhalten, den luxemburgischen Ministerpräsidenten Jean-Claude Juncker, zu zitieren: »Es verlangt … inzwischen mehr Mut, sich zu Europa zu bekennen, als europaskeptische Töne von sich zu geben.«
    Eine zunehmende Zahl derjenigen, die lautstark danach rufen, endlich wieder an uns selbst zu denken, reagiert darauf mit gefährlich steigender Aggressivität. Sie schlägt sich nieder in den Wahlerfolgen alter rechtsreaktionärer oder neu entstandener politischer Parteien, die jegliche Übertragung nationalstaatlicher Souveränität an die Europäische Union als Teufelszeug denunzieren. Genauso erschreckend deutlich wird sie an den astrein populistischen, auf den Beifall der Stammtische zielenden Versuchen, die eigenen Grenzen zu den Nachbarstaaten, die vor noch nicht allzu langer Zeit unter großem Jubel gefallen waren, wieder zu schließen.
    Billigste Sprüche weisen in eine ähnliche Richtung. Nicht selten versteckt sich dahinter nackte Eigensucht. Wenn etwa ein englischer Abgeordneter im europäischen Parlament meint, uns Deutschen weismachen zu sollen, dass der Erfolg einer deutschen Pkw-Marke auf dem chinesischen Markt weder größer noch geringer ausfallen würde, ob Deutschland nun einer sogenannten Europäischen Union angehört oder nicht, dann lugt hinter solcher Einfalt nichts anderes hervor als die traditionelle Phobie vieler Engländerinnen und Engländer gegenüber allem, was sich auf »dem Kontinent« abspielt. Und auch die legendäre Sottise des früheren amerikanischen Verteidigungsministers Donald Rumsfeld, die sich hinter der abschätzig-arroganten Bezeichnung vom »alten Europa« verbarg, mag zwar in erster Linie die geistige Beschränktheit dieses famosen Würdenträgers belegen, dahinter hat sich aber vermutlich durchaus auch das Bestreben verborgen, die eigene Vormachtstellung in der Welt nicht durch das Heranwachsen eines potenziellen Rivalen namens Europa gefährden zu lassen.
    In der Tat erfordert es vor einem solchen Hintergrund schon einigen Mut, sich gegen den Strom zu stellen und unmissverständlich eine entschlossene Weiterführung des europäischen Projekts anzumahnen. Dabei nimmt sich dieses Buch nicht heraus, der laufenden Diskussion eine zusätzliche pseudokluge Rechthaberei – oder das nächste Rezept für die »Rettung« des Euro – hinzufügen zu wollen. Jenseits aller feinsinnigen Gedankenspiele geht es darum, die sich täglich verschlechternde Stimmung sehr, sehr ernst zu nehmen.
    Denn ohne ein vereintes Europa werden wir weder politisch noch wirtschaftlich im globalen Wettbewerb nicht nur mit den USA, sondern auch mit den immer schneller und entschlossener nach vorn drängenden Mächten des ostasiatischen Raums – an der Spitze China – oder auch mit Ländern wie Indien und Brasilien (und eines nicht allzu fernen Tages auch Afrika)
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