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Edorei und die Tochter des Zauberers (German Edition)

Edorei und die Tochter des Zauberers (German Edition)

Titel: Edorei und die Tochter des Zauberers (German Edition)
Autoren: Kerstin Hornung
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Mund. Die dunkeln Wolken zogen sich dichter zusammen, dann war es dunkel.

    Als sie wieder zu sich kam, lag sie auf einem weißen Fell vor einem Feuer. Es fiel ihr schwer sich zu erinnern, wer sie war und sie wusste nicht, wie sie hierher kam. Ein Mädchen, kaum älter als dreizehn Jahre, betupfte ihr mit einem feuchten Tuch die Stirn.
    „Wo bin ich?“, fragte Zoe. Das Mädchen sah sie aus großen, verwunderten Augen an, richtete sich auf, verneigte sich und verließ den Raum.
    „Ich hoffe, Ihr hattet eine angenehme Reise?“ Ein mittelgroßer Mann in einem schwarzen Umhang kam auf sie zu und reichte ihr einen dampfenden Pokal. „Ich werde Euch nun zu der Hochzeitsgesellschaft bringen. Die Zeremonie wird bald beginnen.“
    Zoe nickte. „Ich freue mich darauf, jedem in meiner Welt von diesem bewegenden Ereignis berichten zu können.“
    Was redete sie da? Sie konnte sich selbst nicht erklären, wie diese Worte über ihre Lippen gekommen waren. Tief in ihrem Inneren fühlte sie nur Gleichgültigkeit und Leere.
    Der Mann half ihr, aufzustehen. Sie sah an sich hinunter. Ein seidenes, grünschimmerndes Kleid schmiegte sich an ihren Körper wie eine zweite Haut und fiel ab der Hüfte in einen weit schwingenden Rock, der ihr bis an die Knöchel reichte. Irgendetwas sagte ihr, dass dieses Kleid ein Traum war, doch sie spürte keine Begeisterung oder auch nur den Drang sich in einem Spiegel zu betrachten.
    Willenlos folgte sie dem Mann. Er war freundlich, dennoch hielt sie Abstand von ihm. Sie fürchtete die Kälte seiner Berührung. Diese Furcht war die einzige Gefühlsregung, die an ihrem Bewusstsein kitzelte. Bei jedem Schritt lugte ein cremeweißer Schuh unter ihrem Kleid hervor. Die breite Schnalle aus einem matt glänzenden Metall verhakte sich manchmal in einem der Unterröcke und zwang Zoe kleinere Schritte zu machen.
    Sie gingen durch einen düsteren, nur mit Wandfackeln beleuchteten, Korridor. An den Wänden hingen Teppiche mit exotischen, nie gesehenen Mustern. Ab und an ein Gemälde. Auf den meisten von ihnen konnte man jedoch nicht viel erkennen, da die Farben so dunkel waren, wie die Gesichter der dargestellten Personen. Zoe fragte nicht nach ihren Namen.
    Schließlich gelangten sie in eine große Halle. Hunderte von Stimmen belebten den Raum, doch als Zoe eintrat, verstummten sie nach und nach und alle Augen folgten ihr gebannt. Sie wusste, dass ihr dies eigentlich unangenehm sein müsste. Sie wusste es, aber sie empfand es nicht.
    „Hier ist der angekündigte Gast aus der anderen Welt“, verkündete der dunkel gekleidete Mann. Ein leises Raunen ging durch die Menge und Zoe hatte das Gefühl, die Attraktion in einer Zirkusvorstellung zu sein.
    „Ihr müsst etwas sagen“, raunte ihr der Mann zu. Sein Atem roch metallisch.
    „Ich freue mich, bei diesem großen Ereignis dabei sein zu dürfen. Wir Menschen in der anderen Welt verfolgen mit großer Aufmerksamkeit den Werdegang des Prinzen Edorei und begrüßen diese Hochzeit. Auf Prinz Edorei und Luriella.“ Sie hob den Pokal, den sie immer noch in der Hand hielt. Die anderen taten es ihr gleich. Wieder kitzelte etwas an Zoes Bewusstsein und sagte ihr, dass es nicht richtig war, doch eine zähe innere Gleichgültigkeit legte sich über jeden Zweifel. Edorei. Wo hatte sie diesen Namen gehört? Und Luriella?
    Sie wusste, dass sie Braut und Bräutigam kannte. Trotzdem war Edorei und Luriella eine Kombination, die nicht passen wollte. Und wieder Gleichgültigkeit.
    „Dann lasst uns mit den Feierlichkeiten beginnen!“ Der dunkel gekleidete Mann hatte sich von Zoe entfernt. Er stand vor einem mindestens fünf Meter hohen Portal. Die Flügeltüren schwangen nach außen auf. Fanfaren erschallten. Banner wehten, und in der Halle bildete sich ein breiter Durchgang vom Portal bis hinauf zu einem Podium, das Ähnlichkeit mit einer Bühne hatte.
    Was wurde hier gespielt? Ein Prinz mit schulterlangen Haaren, gehüllt in eine rote Robe, schritt den Mittelgang entlang. Aufrecht, ohne nach links und nach rechts zu schauen, kam er immer näher an Zoe heran. Das Volk jubelte ihm zu und Zoe hörte, dass sie selbst jubelte. Ihre Augen waren auf den Prinzen geheftet. Er war unnahbar. Ein Prinz eben.
    Nur seine Augen - wie Fenster zu seiner verzweifelten Seele. Zoe jubelte noch lauter. Fenster zu einer verzweifelten Seele? Es rüttelte regelrecht an ihrem Bewusstsein und plötzlich hatte sie eine Erinnerung. Oder war es nur ein Traum gewesen? Da waren Kinder. Eigenartig
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