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Edorei und die Tochter des Zauberers (German Edition)

Edorei und die Tochter des Zauberers (German Edition)

Titel: Edorei und die Tochter des Zauberers (German Edition)
Autoren: Kerstin Hornung
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würde nichts bringen.“
    „Du bist sehr mutig, Zoe, aber vor Edorei fürchtest du dich“, stellte Herdis gnadenlos fest. „Du willst ihm helfen, tust alles, um ihn vom Bann Derdorans zu befreien, doch wenn er dir sein Herz öffnet, läufst du davon.“
    „Das kann nicht gut gehen“, behauptete Zoe. „Er ist ein Prinz. Ich bin eine Krankenschwester. Uns trennt mehr als nur eine Welt. Es sind Welten.“
    „Darum geht es aber nicht. Es geht darum, dass sich eure Seelen berührt haben. Irgendwo, fernab seid ihr euch begegnet. Er weiß es, denn er trägt die Gabe der Elfen, aber du weißt es auch.“ Herdis faltete seine Hände vor dem Herzen. „Hier drin, weißt du es auch.“
    „Ach, Herdis“, seufzte Zoe. „Wenn das alles so einfach wäre.“ Einmal mehr wünschte sie sich, sie hätte Edorei in einer Kneipe oder bei Freunden kennengelernt. Mit ihm über Belanglosigkeiten, wie das Wetter oder den Verkehr geplaudert. Vielleicht hätte er ihr seine Telefonnummer gegeben. Vielleicht hätte sie ihn angerufen. Vielleicht hätten sie sich verabredet. Vielleicht wäre er über Nacht geblieben. Vielleicht wäre er nicht nach zwei Wochen, zwei Monaten oder auch zwei Jahren zu dem Schluss gekommen, dass er sie nicht genug liebte oder, dass sie ihn möglicherweise nicht genug liebte. Vielleicht hätten sie irgendwann Kinder gehabt. Vielleicht wären sie zusammen alt geworden. Vielleicht, aber nur vielleicht.
    So gab es selbst diese geringe Möglichkeit nicht. Zumindest hoffte Zoe, dass sie einen Beitrag dazu leisten konnte, dass nicht ein ganzes Reich unter den Einfluss eines Tyrannen geriet. Dergleichen gab es hier in dieser Welt bereits genug, ohne dass es in ihrer Macht stand, es zu ändern.

7. Das Tor
    Die Zeit verging langsam. Immer wenn Zoe auf die Uhr sah, stellte sie fest, dass sich der Zeiger kaum weiterbewegt hatte. Zwischendurch lief sie unruhig in ihrer Wohnung auf und ab, aber das machte Herdis nervös. Also setzte sie sich wieder hin. Sie schaltete den Fernseher ein, zappte durch die Kanäle, ohne etwas zu finden, was sie auch nur im Mindesten interessierte. Sie schaltete ihn aus und nahm das Buch. Aber darauf konnte sie sich nicht konzentrieren. Nachdem sie zehnmal denselben Satz gelesen hatte, ohne den Inhalt zu begreifen, klappte sie das Buch wieder zu und schaltete den Fernseher erneut an.
    Vorabendprogramm, die Zeit verging doch! Sie starrte auf die Serien, die schon seit Jahrzehnten täglich über die Mattscheibe flimmerten. Die immer gleichen Probleme, Ängste und Intrigen - seit Jahrzehnten.
    Langsam wurde es draußen dunkel. Herdis brachte Zoe eine Kleinigkeit zum Essen. Wie konnte er jetzt nur an so etwas denken? Als Zoe in die fruchtig gefüllte Teigtasche biss, merkte sie erst, was für einen riesen Hunger sie schon wieder hatte. Es wurde acht Uhr, neun Uhr, zehn …
    „Leise“, hauchte Herdis und stand plötzlich wie erstarrt im Zimmer. „Es öffnet sich ein Tor.“
    „Hast du den Nieswurz?“, hauchte Zoe zurück. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Wieso hatte sie keinen Plan? Was sollte sie dem Zauberer sagen? Was mit ihm machen?
    Da klopfte es an der Tür. Der Ton zerriss die angespannte Stille. Zoe fuhr zusammen. Sie tauschte einen ratlosen Blick mit Herdis. Es klopfte erneut.
    „Ich bin´s“, flötete eine Stimme im Treppenhaus.
    „Luriella“, stöhnte Zoe.
    Herdis Augen waren schreckensweit. Zoe starrte ihn einen atemlosen Moment entsetzt an und fühlte sich wie gelähmt, dann gab sie sich einen Ruck.
    „Ich lenk sie ab, versuch du den Zaubertrank zu Edorei zu bringen.“ Der Wicht nickte. Zoe lief zur Tür.
    „Warte, Luriella. Ich komme raus. Lass uns noch ein Stück spazieren gehen.“ So schnell wie möglich, schlüpfte sie in ihre Schuhe und zerrte ihre Jacke vom Haken. Nichts wie raus da, ehe der Zauberer auftauchte.
    Als Zoe die Tür aufriss, öffnete sich das Tor mitten im Flur. Sie konnte aus dem Augenwinkel seinen diffusen blauen Schimmer erkennen. Lauf, schoss es ihr durch den Kopf. Ein Schritt und sie könnte draußen sein. Aber Luriella versperrte ihr mit einem breiten Grinsen im Weg und wedelte mit einem Stück Papier.
    „Ich hab gewonnen“, flötete sie überglücklich. Zoe wollte sie zur Seite zu schieben, aber sie stand da, wie angewurzelt. Das Lächeln auf ihrem Gesicht erstarb und ihre Augen wurden immer größer, als sie über Zoes Schulter hinweg in den Flur hinein sah.
    „Da bist du!“ zischte eine harte Männerstimme und Zoe wusste, dass all ihre
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