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Edelweißpiraten

Edelweißpiraten

Titel: Edelweißpiraten
Autoren: Dirk Reinhardt
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plant. Im Schutz der Dunkelheit sollten wir zum EL-DE-Haus schleichen, die Dynamitstangen entzünden und durch die Fenster nach drinnen schleudern.
    »Wenn sie explodieren, gehen vielleicht ’n paar von den Schweinen schon drauf«, hat er gesagt. »Die anderen geraten in Panik und kommen rausgerannt. Wir verschanzen uns auf der anderen Straßenseite und knallen sie ab. Dann gehen wir rein, runter in den Keller. Brechen die Zellen auf, lassen alle frei. Danach verschwinden wir.«
    Er sagte alles leicht daher, und es hörte sich ganz einfach an. Aber wir wussten natürlich, dass es nicht so war. Es war alles andere als einfach, und wenn es schiefging, würde kaum einer von uns am Leben bleiben.
    Wieder haben alle geschwiegen. Dann hab ich zu Flint gesagt, dass er mich einplanen kann. Ich hatte es ihm versprochen: Was immer er vorhat, ich würde dabei sein. Und ich
wollte
dabei sein. Der Hass war immer noch so groß.
    Als Tom das gehört hat, hat er sich ebenfalls angeschlossen. Ich weiß nicht, ob er wirklich überzeugt war von der Sache. Vielleicht wollte er mich nur nicht allein lassen. Und mit Frettchen war’s ähnlich. Er hat am längsten gezögert, aber am Ende hat er auch ja gesagt.
    Wir waren also zu fünft letzte Nacht. Es war sternenklar und eiskalt, auf verschlungenen Wegen sind wir zum Appellhofplatz geschlichen. Kein Mensch ist uns begegnet, alles war wie ausgestorben. Als wir da waren, haben wir uns hinter ein paar großen Trümmerhaufen gegenüber vom EL-DE-Haus versteckt, von denen aus wir den Eingang und die Fenster sehen konnten. Im ersten und zweiten Stock brannte in mehreren Zimmern Licht. Wir haben die Fäuste geballt, denn was da drin vor sich ging, wussten wir ja.
    Das Dynamit hatten wir im Rucksack. Wir hatten es an Backsteine gebunden, um sicherzugehen, dass die Scheiben zu Bruch gehen, wenn wir es werfen. Flint hat die Stangen verteilt, und jeder hat sich das Fenster ausgesucht, auf das er werfen wollte. Dann haben wir die Lunten entzündet, mit Feuerzeugen von der Wehrmacht, die wir geklaut hatten. Kaum brannte alles, sind wir hochgesprungen, über die Straße gelaufen und haben das Zeug geworfen.
    Als die Scheiben klirrten, waren wir schon auf dem Weg zurück und sind hinter den Trümmern wieder in Deckung gegangen.
Flint und Kralle haben ihre Pistolen in Anschlag gebracht und auf den Eingang gezielt. Dann haben wir auf das Feuerwerk gewartet – aber es kam nicht. Ich weiß nicht, ob das Dynamit feucht geworden ist oder ob’s schlechte Qualität war oder ob wir einfach was falsch gemacht haben. Jedenfalls ist keine einzige von den Stangen explodiert.
    Stattdessen ist in allen Zimmern das Licht ausgegangen. Befehle wurden gebrüllt, und dann haben sie angefangen, von drinnen, aus den oberen Stockwerken, auf uns zu schießen. Flint und Kralle haben das Feuer erwidert, wir anderen haben die Köpfe eingezogen. Die Kugeln sind uns nur so um die Ohren gepfiffen, es wurde mit jeder Sekunde schlimmer. Flint und Kralle mussten auch in Deckung gehen, und dann sind die Gestapoleute rausgekommen und haben vom Eingang auf uns geschossen.
    Es blieb uns nichts anderes übrig als abzuhauen. Flint hat uns ein Zeichen gegeben, dann haben er und Kralle noch ’ne Salve abgefeuert und wir sind losgerannt. Die von der Gestapo haben hinter uns hergeschossen und die Verfolgung aufgenommen. Es ging kreuz und quer durch die Straßen. Wir haben einen Haken nach dem anderen geschlagen, konnten sie aber nicht loswerden. Immer wenn wir dachten, wir hätten sie abgeschüttelt, kamen aus ’ner anderen Richtung neue angerannt, und das Ganze ging von vorn los.
    Irgendwann waren wir von allen Seiten umstellt und konnten uns grade noch in die Ruinen von ’nem ausgebombten Haus retten. Aber da saßen wir dann und konnten weder vor noch zurück. Wir waren in der Falle und mussten mit ansehen, wie die Gestapoleute sich draußen gesammelt haben.
    »Tom, sieh zu, ob du irgendwo ’n Ausweg findest«, hat Flint gesagt. »Wir müssen hier weg, bevor die Gegend abgeriegelt ist. Am besten nimmst du Frettchen mit. Gerle muss hierbleiben. Zum Nachladen.«
    Tom und Frettchen sind los. Wir haben noch gesehen, wie sie in den Trümmern verschwanden, dann mussten wir uns die Gestapoleute vom Hals halten. Flint und Kralle haben auf alles geschossen, was sich auf der Straße bewegt. Trotzdem konnten wir nicht verhindern, dass sie immer näher kamen. Sie hatten Maschinenpistolen, auf Dauer waren wir ohne Chance gegen sie.
    Es kam uns wie
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