Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)

Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)

Titel: Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)
Autoren: Irvine Welsh
Vom Netzwerk:
gelungen, Alter. Der innere Gleichklang ja, aber nicht die Verschmelzung der Seelen. Nicht mal annähernd. Die E’s helfen zwar, aber die Verschmelzung der Seelen kann nur klappen, wenn du sie in deinen Kopf und sie dich in ihren lässt, und zwar gleichzeitig. Kommunikation, Alter. So was erreicht mannicht mit Partychicks, nicht mal wenn ihr beide auf E seid. Es muss echte Liebe sein. Das ist es, wonach ich wirklich suche, Lloyd: Liebe.
    Ich lächle in seine riesigen Augen und sage,– Sie sind ein verdammter Sexphilosoph, Mister Boyle.
    – Von wegen, mein’s ernst. Ich suche nach Liebe.
    – Vielleicht suchen wir die alle, Ally.
    – Das Problem, Alter, ist nur, dass du sie vielleicht gar nicht finden kannst. Vielleicht muss sie dich finden.
    – Gut, aber bis es so weit ist, will man doch zum Schuss kommen, oder?
    Später heult mir Amber vor, dass Ally sie hat abfahren lassen und nicht mit ihr schlafen will, weil er sie nicht als Lover, nur als Freundin liebt. Nukes ist bei uns in der Küche und wirft bloß die Arme in die Luft, als wär ihm das alles zu hoch, und erklärt,– Ich bin weg … man sieht sich … Aber mir fällt auf, dass diese Fotze zusammen mit diesem einen Mädchen weg ist, und das ist das Signal für alle, sich auf den Weg zu machen, aber ich bleibe noch da und versuche, Amber und Hazel Allys Standpunkt klarzumachen, zieh mir ein paar Lines Koks mit ihnen rein, und wir beobachten den Sonnenaufgang und reden über alles. Hazel geht nach hinten ins Bett, aber Amber will aufbleiben und reden. Schließlich schläft sie doch auf dem Sofa ein. Ich gehe ins hintere Schlafzimmer, hole ne Bettdecke und breite sie über sie. Sie sieht friedlich aus. Sie braucht einen Freund: einen netten jungen Typ, der sich um sie kümmert und um den sie sich kümmern kann. Ich spiele mit dem Gedanken, mich zum Pennen zu Hazel ins Bett zu legen, aber ich kann spüren, wie die Distanz zwischen uns wächst, je mehr MDMA in unseren Körpern abgebaut wird. Ich mach mich auf nach Hause, und obwohl ich nicht religiös bin, bete ich um einenFreund für Amber und um eine ganz spezielle Freundin für Ally und für mich. Ich bin nicht religiös, aber mir gefällt einfach die Vorstellung, dass Freunde sich das Beste füreinander erhoffen; ich mag die ganze Vorstellung von lauter guten Wünschen, die telepathisch durch die Gegend schwirren.
    Wieder zu Hause, klinke ich zwei Valium ein und spüle sie mit ner Flasche Becks runter. Ich taumele ins Bett, wo mich ein seltsamer, unruhiger Schlaf überkommt. Ich bin in Koma-Citys altvertrautem Stadtteil Leckt-mich-alle-mal.

Teil 1 Die unbändige Liebe zu Ecstasy

1 Heather
    Da sitzt man und tippt am Computer seinen Bericht ein, und Brian Case, Mister Case, grinst einen anzüglich an und sagt:– Wie geht’s meinem Sonnenschein? Man würde am liebsten antworten, dass man nicht sein Sonnenschein ist, oder wenn doch, dann musst du es aber verdammt nötig haben, du jämmerlicher, schwachsinniger Scheißer, aber man braucht den Job und nicht den Ärger, also lächelt man nur und versucht, weiter seine Angaben auf den Monitor zu tippen.
    Aber im Inneren tut es weh.
    Es tut weh, weil man etwas genannt wird, für etwas gehalten wird, was man nicht ist. Deswegen tut’s weh.
    Auf dem Heimweg mache ich Zwischenstation in einem Pub. Eine Bar im East Port. Die letzten zwei Wochen habe ich hier reingelinst und versucht, den Mut aufzubringen, reinzugehen. Mir die ganzen Säufer angesehen, den Lärm gehört, das gelegentliche ordinäre Lachen, den Qualm gerochen. Als ich endlich durch die Tür spazierte, dachte ich, es würde ein großartiger, kathartischer Moment werden. Aber ich merke nicht mal, dass ich an der Theke stehe, bis ich bei einem alten Knaben mit faltigem Gesicht einen Gin Tonic bestelle. Was mache ich hier?
    Nie gehe ich in
    Nie gehe ich
    Weil Liz mich drum gebeten hat. Liz. Und jetzt ist sie nicht da.
    Offenbar sind hier abends ausschließlich Männer in der Bar, obwohl man sie auf schick renoviert hat. Einer von den Säcken guckt mich an, als ginge ich anschaffen. Hier. In der East Port Bar. Dunfermline. Hier! Das wär ja zum Totlachen. Es sollte zumindest zum Lachen sein. Aber es hat sich ausgelacht. Ich habe zu lange gelacht. Gelacht, ohne zu wissen, warum.
    Liz kommt rein. Ich bestelle ihr einen Gin Tonic und mir noch einen mit. Liz und ich. Immer noch Freundinnen, obwohl wir in verschiedene Abteilungen versetzt wurden. Offizielle Begründung: gut für unsere berufliche
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher