Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Echte Vampire beißen sanft

Titel: Echte Vampire beißen sanft
Autoren: G Bartlett
Vom Netzwerk:
Blechhaufen zwischen Motorhaube und Zaun, der offenbar einmal − schluck − ein Motorrad gewesen war. Und zwar nicht gerade ein billiges, sondern − doppelschluck − eine klassische Harley. Damit kenne ich mich aus. Ich hatte mal einen sterblichen Freund, der total auf diese Dinger abfuhr. Sehr retro. Ich versuche immer, mit der Zeit zu gehen. Ich mag schon einige Jährchen auf dem Buckel haben, aber ich achte darauf, dass man es mir nicht anmerkt, weder optisch noch sonst wie.

    »Was zum Teufel hast du getan, Gloriana?«
    Ich fuhr herum und stellte mich schon einmal darauf ein, den Whammy anzuwenden, bis ich eine Möglichkeit gefunden hatte, dieses kleine Missgeschick in Ordnung zu bringen, ohne dabei die Polizei oder irgendwelche Versicherungsfuzzis zurate zu ziehen. Doch als ich den vor Wut schäumenden Besitzer der Harley erblickte, wusste ich, dass Gedankenmanipulation keine Option war.
    Richard Mainwaring ist ebenfalls ein Vampir. Wir sind zwar gewissermaßen befreundet, aber er ist mir nicht ganz geheuer. Ausgerechnet er war es, der nun auf das Häufchen Elend starrte und aussah, als würde er am liebsten in Tränen ausbrechen, wenn das seinem Machoimage nicht ziemlich abträglich gewesen wäre. Prompt war mir auch zum Weinen zumute. Vielleicht konnte ich ihn ja überreden, auf eine Flasche Blutonic mit zu mir hinaufzukommen, damit sich einer an der Schulter des anderen ausweinen konnte.
    »Ich habe es nicht gesehen, und außerdem ist das mein Parkplatz«, rechtfertigte ich mich sogleich.
    »Ich sehe hier aber nirgendwo ein Schild mit deinem Namen.« Er hievte das umgestürzte Motorrad vorsichtig vom Boden auf, wobei sein Bizeps deutlich hervortrat. Die Harley wackelte ein wenig, blieb aber stehen. Ich atmete erleichtert auf.
    »Nun, diese Parkplätze sind für die Anlieger reserviert, und du wohnst nicht hier, oder?« Er war bis vor kurzem mit Florence da Vinci, meiner italienischen Mitbewohnerin, liiert gewesen, aber soweit ich informiert war, hatte Flo mit ihm Schluss gemacht. Hatten sich die beiden etwa versöhnt? Zog er bei uns ein?
    »Nein, und ich bin nicht wieder mit Florence zusammen.« Er machte ein grimmiges Gesicht. Ich ebenfalls. Ich hasse es, wenn man meine Gedanken liest. Eine sehr schlechte Vampirangewohnheit,
wenn ihr mich fragt. Ich für meinen Teil mache keinen Gebrauch von meinen diesbezüglichen Fähigkeiten − oder jedenfalls nur sehr selten. Und ich weiß aus Erfahrung, dass Richard niemanden seine Gedanken lesen lässt.
    »Dann solltest du hier nicht parken. Die Besucherparkplätze befinden sich vor dem Haus.«
    Er kniete nieder, um die kümmerlichen Überreste dessen zu inspizieren, was einmal sein Hinterreifen gewesen war. Hmmm. Ich beäugte seinen knackigen Hintern. Nicht, dass mich der im Augenblick sonderlich interessieren sollte. Vielmehr beunruhigte mich der Anblick seiner breiten Schultern, die in der ärmellosen Lederweste hervorragend zur Geltung kamen und einem American-Football-Spieler zur Ehre gereicht hätten. Als Vampir bin ich zwar mit übermenschlichen Kräften ausgestattet, aber Richard Mainwaring hätte mich mit links auf die andere Straßenseite befördern können.
    Er wandte sich zu mir um und maß mich mit einem abschätzenden Blick. Hoppla. Ich fuhr zurück und öffnete vorsichtshalber den Reißverschluss meiner Kapuzenjacke aus Samt, passend zur türkisfarbenen Jogginghose. Darunter trug ich ein ärmelloses Spaghettiträgertop. Richard mochte stärker als ich sein, aber ich hatte mein eigenes kleines Waffenarsenal zurVerfügung.Vielleicht, wenn ich ihm ein paar tiefe Einblicke gewährte... Er war zwar Priester gewesen, ehe er zum Vampir mutiert war, aber ich weiß aus sicherer Quelle, dass er gegen weibliche Reize alles andere als immun ist.
    »Wie konntest du nur, Gloriana? Hast du denn nicht gesehen, dass dieser Parkplatz bereits belegt war?« Richard Mainwaring hat einen kaum hörbaren britischen Akzent, dazu weißblondes Haar und Augen von einer Farbe, bei der man unwillkürlich an einen strahlend blauen Himmel denkt. Sofern man sich noch daran erinnern kann. Was mich angeht,
so habe ich sechzehnhundertvier zum letzten Mal Tageslicht gesehen. Seufz.
    »Es ist dunkel hier.« Ich sah zu meinem Hund hinunter, der sich an mein rechtes Bein schmiegte. »Und Valdez und ich hatten gerade eine angeregte Diskussion...«
    Valdez schnaubte und machte einen Schritt zur Seite. »Hey, wälz die Verantwortung nicht auf mich ab, Blondie! Du hast diesen Schrotthaufen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher