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Echte Vampire beißen sanft

Titel: Echte Vampire beißen sanft
Autoren: G Bartlett
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gelenkt, nicht ich.«
    Ich bin nicht die Einzige, die ihn hören kann, wenn er spricht, und Mainwaring starrte ihn an, als wollte er sagen: Wer ist hier das Frauchen und wer der Hund? Gute Frage. Statt Richard anzuknurren,wie es sich für einen anständigen Wachhund gehört hätte, setzte sich Valdez hin und kratzte sich hinter dem linken Ohr. Höchste Zeit, dass das Antiflohshampoo zum Einsatz kam.
    »Hör zu, deine Harley ist... äh, war... überwiegend schwarz lackiert und kaum zu sehen, zumal die Beleuchtung hier schon wieder defekt ist. Wir sollten unseren Hintern schleunigst ins Haus bewegen und das Gespräch dort fortsetzen.Womöglich liegen hier irgendwo ein paar Vampirjäger auf der Lauer.« Ich hatte irgendwie ein mulmiges Gefühl.
    Mainwaring erhob sich und sah sich mit schmalen Augen um. Sein drohender Blick ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er gewappnet war, für den Fall, dass es irgendjemand wagen sollte, uns zu nahe zu kommen. Schließlich schüttelte er den Kopf. »Es besteht keine akute Gefahr. Aber wir sollten trotzdem reingehen. Dann kannst du mir schon mal einen Scheck ausstellen.«
    »Ha, ha.« Ich legte eine Hand auf seinen beeindruckenden Bizeps, klimperte mit den Wimpern und beugte mich ein wenig nach vorn, um ihm einen hübschen Einblick in mein Dekolleté zu gewähren.Vergebens. Habt ihr schon mal versucht,
einen verklemmten Kerl zu bezirzen, dessen Harley gerade exekutiert wurde? Aber meine weiblichen Reize waren im Augenblick meine einzige Rettung. Im Gegensatz zu den meisten Vampiren bin ich nicht reich. Ich muss mir meinen Unterhalt verdienen. Ich habe mich kürzlich selbstständig gemacht, und das Geschäft läuft gut, aber man bekommt eben nichts geschenkt.Zu meinen privaten Lebenshaltungskosten kommt seither so einiges an Betriebskosten, außerdem muss ich ständig neue Ware besorgen; sprich, ich habe eindeutig nicht genug auf dem Konto, um diesem Richie Rich eine neue Harley zu kaufen. Ich spare ohnehin schon, wo ich kann − ich sage nur Billig-Conditioner.
    Ich schenkte ihm ein honigsüßes Lächeln, was gar nicht so einfach war, weil mir nach wie vor der Schädel brummte. »Hör zu, Richard, es tut mir aufrichtig leid, aber mal ganz im Ernst: Dir ist doch klar, dass ich es nicht darauf abgesehen hatte, dein Motorrad umzufahren, und ich bin sicher, du kannst dir die Reparatur leist...«
    Ich verstummte wohlweislich, als er sich abwandte und neben dem ruinierten Feuerstuhl in die Hocke ging. Er starrte den Blechhaufen eine Weile wortlos an. Dann ergriff er ein Stück Metall, das auf den Asphalt gefallen war, erhob sich und kam damit auf mich zu. Ich wich keinen Zentimeter zurück, obwohl mir unter seinem feindseligen Blick ziemlich flau wurde.
    »Du bist für den Schaden verantwortlich, Gloriana. Es steht hier überhaupt nicht zur Debatte, ob ich es mir leisten kann, meine 1946er-Harley-Davidson-Knucklehead...«
    Ich schnaubte. »Knucklehead?«,wiederholte ich und musste wider Willen grinsen.
    »Ja, so wird dieses Modell genannt. Die 1946er-Knucklehead ist äußerst selten und entsprechend wertvoll.« Er rückte
mir so nah auf die Pelle, dass sich unsere Nasen fast berührten. »Vielleicht sogar unersetzlich.«
    Ach, herrje. Ich hatte es doch tatsächlich geschafft, ein Oldtimer-Motorrad zu demolieren. Ich hatte wirklich ein schlechtes Gewissen. Unter seinem drohenden Blick beugte ich mich hinunter, um den Schaden zu begutachten.
    »Ach, das kann man doch bestimmt reparieren. Es hat hauptsächlich das Hinterrad erwischt. Hör dich doch mal um, was die Reparatur in etwa kosten wird, und dann unterhalten wir uns noch einmal.« Vielleicht hatte ich bis dahin ja im Lotto gewonnen.
    »Es geht hier nicht um Geld,sondern ums Prinzip.« Richard stand dicht hinter mir und sah mir über die Schulter. Er roch ausnehmend appetitlich, wie alle Vampire − ein Geruch, den Sterbliche nicht wahrnehmen. Außer seinem männlichen Duft registrierte ich einen Hauch von Sandelholz; eine Mischung, die eine verheerende Wirkung auf meine ausgehungerte Libido hatte.
    Ich hatte dem männlichen Geschlecht abgeschworen, nachdem ich an Halloween dem Tod in Form eines Holzpfahls ins Auge geblickt hatte − gemeinsam mit Jeremy Blade, alias Angus Jeremiah Campbell III., der seit Jahrhunderten mein Dauerlover ist, mit Unterbrechungen allerdings.Jerry verdanke ich übrigens auch die Tatsache, dass ich heute ein Vampir bin.Jedenfalls hatte ich auf eine Siegesfeier im kleinen Kreis (sprich zu zweit)
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