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Echte Biester: Roman (German Edition)

Echte Biester: Roman (German Edition)

Titel: Echte Biester: Roman (German Edition)
Autoren: Carl Hiaasen
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Auseinandersetzung mit Mickey Crays zahmem Alligator. Unglücklicherweise hatte der Pilot des Polizeihubschraubers aber vergessen, die Videokamera einzuschalten, sodass Dereks echte Heldentat auf der Sumpfinsel nicht dokumentiert worden war.
    Seine Entlassung hatte sein überdimensionales Ego angekratzt. Er hatte sofort eine Beschwerde bei seiner Gewerkschaft eingereicht – dem Verband 154 der Bergsteiger, Eisstraßentrucker und Überlebenskünstler –, bisher jedoch keine Antwort erhalten. Ein paar andere Sender hatten ihm die Hauptrolle in neuen Realityshows angeboten, sodass er jetzt darüber nachdachte, was davon für ihn infrage kam.
    Er neigte dazu, dem Catastrophe Channel den Zuschlag zu erteilen. Dieser Sender hatte ihm eine geradezu unanständig hohe Summe dafür geboten, dass er Hurrikanen, Taifunen, Vulkanausbrüchen, Waldbränden, Erdrutschen, Lawinen und Flutwellen die Stirn bot. Das Beste daran war, dass die Serie – die den Titel Dann mal drauf! hatte – zur selben Sendezeit wie Expedition Überleben! gezeigt werden würde, was Derek die Möglichkeit gab, den jungen Brick Jeffers im Kampf um die Einschaltquoten zu übertrumpfen und Gerry Germaine eins auszuwischen.
    Die Sache hatte allerdings einen Haken: Die Produzenten von Dann mal drauf! wollten, dass Derek alles selbst machte, einschließlich des Fallschirmsprungs zu Beginn. Gegenwärtig war er nicht gerade in Topform, da sich St. Barts als tückische Kalorienfalle für Liebhaber von Brie, Soufflés und Schokoladenmousse erwiesen und er während seines Aufenthalts schon neunzehn Pfund zugenommen hatte.
    Früher hätte Derek sich bei Raven Stark ausgejammert, doch die hatte ihn im Stich gelassen. So saß er also allein in der Kajüte der Sea Badger , verschlang das dritte Zimtéclair des Abends, während er sich seinen atemberaubenden letzten Auftritt in Expedition Überleben! ansah. Als die Sendung zu Ende war, rief er das Menü seiner privaten DVD-Sammlung auf und programmierte den Apparat so, dass alle drei Flügel der Finsternis -Filme nacheinander abgespielt wurden.
    Durch die Backbordluke sah er den Vollmond, bleich wie die Blütenblätter einer Seenarzisse, am tropischen Himmel stehen.
    Das Leben könnte wesentlich schlechter sein , dachte er bei sich.
    In Florida hatten die Chirurgen Link inzwischen erfolgreich operiert und ihm ein Kugelfragment aus der rechten Lunge entfernt. Nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen worden war, kaufte er sich ein neues Handy und rief Wahoo Cray an, den Jungen, der ihm das Leben gerettet hatte, als er auf der Bauminsel auf Jared Gordon losgegangen war.
    »Danke für alles«, sagte Link.
    »Gern geschehen.«
    »Gib mir Bescheid, wenn du noch mal Unterricht im Sumpfbootfahren haben willst.«
    »Mach ich«, erwiderte Wahoo.
    Nach all den Medienberichten über die dramatischen Ereignisse im Sumpf war Link in den Everglades zu einer kleinen Berühmtheit geworden. Das passte ihm gar nicht, da er nicht gern unter Leuten war.
    Trotzdem hatte er sich breitschlagen lassen, an der Party teilzunehmen, die Sickler am Abend von Derek Badgers letztem Auftritt in seinem Laden gab. Sickler war in gehobener Stimmung, weil die Publicity um den vermissten Überlebenskünstler und den flüchtigen Revolverhelden seinen schäbigen Laden zu einer Touristenattraktion gemacht hatte.
    Als ausgemachtes Schlitzohr hatte Sickler ein riesiges Poster von Derek Badger gekauft, es mit dem gefälschten Namenszug des Stars versehen und an die Wand hinter der Kasse gepinnt. Außerdem hatte er den ramponierten Old Sleepy an den Deckenbalken aufgehängt und erzählte nun allen Kunden, dass das genau der Alligator sei, mit dem Derek gekämpft habe, und dass das Vieh hinterher vor Erschöpfung ertrunken sei.
    Sicklers Souvenirhandel boomte, denn die Touristen standen nur so Schlange, um überteuerte Schnitzereien aus Kokosnuss, Klapperschlangenhäute aus Polyester und »authentische« seminolische, mit Perlen bestickte Hemden, die in Vietnam hergestellt wurden, zu kaufen.
    Die Leute, die an jenem Abend in Sicklers Laden gekommen waren, um sich Expedition Überleben! anzusehen, johlten und klatschten die ganze Zeit, am lautesten zum Schluss, als Sicklers Name im Abspann erschien, mit dem Zusatz »Location-Berater«, was immer das sein mochte. Link konnte der Sendung nicht sonderlich viel abgewinnen und langweilte sich immer mehr, je öfter die Szene, in der Derek Badger wie ein Rodeocowboy von dem Alligator in die Luft geschleudert wurde, in
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