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Echt? In der DDR gab's mehrere Parteien? - Ein Ossi und ein Wessi beginnen einen Dialog (German Edition)

Echt? In der DDR gab's mehrere Parteien? - Ein Ossi und ein Wessi beginnen einen Dialog (German Edition)

Titel: Echt? In der DDR gab's mehrere Parteien? - Ein Ossi und ein Wessi beginnen einen Dialog (German Edition)
Autoren: Daniel Morawek , Christian Döring
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einen Hauptgewinn. Er spielte seine Macht an dir aus und es machte ihm große Freude, sein Gegenüber zu schikanieren.
    Natürlich erzählte ich meiner Oma mein Erlebnis mit Tante Vehlat. Sie saß schweigend da und konnte mir nicht weiterhelfen. Für mich war dies schwer mitanzusehen. Dabei regelte meine Großmutter sonst alles zu meinen Gunsten. Hatte ich mal wieder etwas angestellt, sorgte sie dafür, dass die Strafe möglichst gering ausfiel. War in der Woche ein Westpaket angekommen, passte sie auf, dass es stehenblieb, bis ich kam, weil ich so gern mit dem Karton gespielt habe. Er roch so herrlich nach Westen und Freiheit. Und hätte ich es nach der Wende nicht von anderen Menschen schon oft bestätigt bekommen, hätte ich mich sicher nicht getraut, dies hier zu schreiben. Aber der Duft, der von so einem Paket ausging, war unbeschreiblich wohltuend, vom Geschmack der Westschokolade ganz zu schweigen. Was geht dir so durch den Kopf, wenn ich vom Westgeruch meiner Westpakete schreibe? Hältst du mich jetzt für durchgeknallt?
     
    Daniel: Nicht direkt durchgeknallt. Ich kann mir einfach nur schlecht vorstellen, was du meinst. Im Westen hat alles gleich gerochen.

2. „Der kleine Pastor muss zur Christenlehre“
     
    Christian: Für mich war es 1969 höchste Zeit, dass ich endlich in die Schule kam. Nicht nur meine Mutter sah dies so, auch ich selbst wollte gern in die 1. Klasse unserer Schwaaner POS aufgenommen werden.
    Na Daniel, was ist eine POS?
     
    Daniel: Keine Ahnung! Mit Abkürzungen hatten wir es im Westen nicht so. Bei uns hieß das einfach Grundschule.
     
    Christian: Ha, dachte ich es mir doch. In der gesamten DDR gab es ein Schulsystem und das war die POS. In die Polytechnische Oberschule gingen alle Kinder zehn Schuljahre. Sehr wenige gingen von der 8. Klasse ab und nur einen Fall kenne ich, da ging ein Schüler von der 6. Klasse ab.
     
    Daniel: Tja, ich fürchte, da hilft die ausgeschriebene Variante auch nicht mehr als die Abkürzung. Was soll denn bitte schön polytechnisch bedeuten?
     
    Christian: Ich hatte zu DDR-Zeiten wirklich keine Ahnung, was Polytechnische Oberschule bedeutet. Oftmals haben wir uns keine Gedanken um solche feststehende Begriffe gemacht. Wenn ich mir heute die Begrifflichkeiten anschaue, denke ich, dass es um die allgemeinbildende, vielleicht auch allseitige Bildung ging.
    Schon in den letzten Wochen des Kindergartens besuchte uns des Öfteren unsere zukünftige Klassenleiterin, um uns kennenzulernen. Spielerisch brachte sie uns die ersten Zahlen bei und wir wussten bald, mit welchen Buchstaben unsere Namen geschrieben wurden.
     
    Daniel: Ehrlich? Was für ein Service. Aber die armen Grundschullehrerinnen: Die mussten ganz schön Überstunden leisten.

    Christian: Ach, so viel Mitleid habe ich da nicht mit den Lehrern. Sie kamen im Sommer vor der Einschulung, dass heißt, da war das laufende Schuljahr sowieso bereits beendet.
     
    Daniel: Ach so. Ich glaube bei uns wäre das nicht möglich gewesen, weil wir im Kindergarten dann parallel Ferien hatten. Außerdem glaube ich, dass es in den 80ern bei uns wenig Motivation gab, die Kinder schon vor der Schule aufs Lesen und Schreiben vorzubereiten. Damals ging es doch etwas ruhiger zu als heutzutage, was die frühkindliche Förderung betraf.
    Ging es dir denn in der Schule wenigstens etwas besser als im Kindergarten?
     
    Christian: Nicht wirklich. Nach wenigen Wochen in der ersten Klasse hatte ich meinen Todfeind klar im Visier. Leider war sie mir haushoch überlegen. Wo sie nur konnte, stellte sie mich bloß. Meine Hortnerin war in meinen Augen das reinste Scheusal. Schnell hatte ich herausbekommen, warum dies so war. Sie war eine Kirchenhasserin durch und durch.
     
    Daniel: Musstet ihr alle in den Hort? Bei uns war der Hort eher eine Ausnahmeerscheinung, für Kinder, deren Eltern beide arbeiteten – und die nicht wie ich, nach der Schule im Büro der Mutter ihre Spielecke hatten.
     
    Christian: Fast alle Schulkinder waren nach den Schulstunden oder auch bereits vor Unterrichtsbeginn im Hort, denn so gut wie alle Väter und Mütter gingen ja arbeiten. Außerdem war die Arbeit der Frau ein Zeichen der Gleichberechtigung im Sozialismus. Bis zur 4. Klasse mussten alle Schüler in den Hort. Nur der großen Klappe meiner Mutter verdanke ich es, dass ich ab der 3. Schulklasse einen Sonderweg einschlagen durfte. Nach dem Klingelzeichen war ich einer der ganz wenigen, die sofort nach Hause gehen durften. Um den Hort machte ich
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