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Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Titel: Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag
Autoren: Frau Freitag
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Hamid zur Seite. »Was war eben los?« Hamid ist ziemlich groß für seine zwölf Jahre und sehr dick. Seine Ohren stehen ab, und er hat auch schon den einen oder anderen Pickel.
    »Ich lauf so, und plötzlich schubst er mich und sagt: ›Verpiss dich.‹«
    »Anil? Was sagst du dazu?«
    Anil stottert rum, er ist immer noch sichtlich geschockt, dass Hamid nicht gleich in die Opferrolle geschlüpft ist. »Ich bin fast gefallen, und dann wollte ich mich nur abstützen …« Offensichtlich hat Anil sich einfach mit dem Falschen angelegt. »Okay, entschuldige dich jetzt bei Hamid.«
    Sie geben sich die Hand. Der Konflikt ist so schnell geklärt, wie er entstanden ist. Wir gehen weiter zum Klo.
    »Kommen Sie mit rein?«, fragt Erhan besorgt.
    »Ja, ich gucke, ob ihr wirklich aufs Klo müsst.«
    Ich warte vor der Tür.
    Drinnen höre ich Anil: »Hamid, du bist wahrscheinlich der Stärkste in der Klasse.«
    Gruppendynamik – spannender als jeder Krimi.
    Chill mal dein Leben!
    Sie marschieren ein. Betont gelangweilt. Soll cool wirken. Sie sind jetzt nicht mehr in der Siebten, sie sind jetzt Achte! Die Mädchen setzen sich in die letzte Reihe. Es sind nur sechs, und sie passen alle an die drei Tische vor der Wand.
    Dann kommen die sechs Jungen – harmlos sehen die aus. Sie setzen sich alle in die erste Reihe. Auch für sie reichen drei Tische. Zwischen den Jungen und den Mädchen liegen jetzt vier Tischreihen. Ein komischer Anblick. So eine extreme Geschlechtertrennung habe ich noch nie erlebt. Na ja, heute lasse ich sie mal so sitzen, und in der nächsten Stunde hole ich sie mir näher ran.
    Ich will mich kurz vorstellen, ihnen die Bücher austeilen und anfangen, da geht die Tür auf und zwei Typen schubsen sich gegenseitig in den Raum. Groß, laut, kichernd. Unsere Blicke treffen sich kurz. Klarer Fall: Die wollen es wissen. Die wollen wissen, wie weit sie bei mir gehen können. Ich bin bereit. Bereit, ihnen zu zeigen: nicht besonders weit.
    »Nehmt bitte eure Federtaschen raus, Papier, euren Englischhefter und macht euch ein Namensschild.« Während sie kramen, lese ich die Namen vor, um ihre Anwesenheit festzuhalten. Vor allem will ich schnell wissen, wie meine beiden Herausforderer heißen: Hamsa und Emre. Sie haben sich in die zweite Reihe gesetzt. Alle Schüler schreiben ihre Namen auf Zettel. Hamsa und Emre kichern. Die beiden haben noch nicht mal einen Stift in der Hand. Auf ihren Tischen liegt: nichts.
    »Ihr sollt auch ein Namensschild machen. Und ihr sollt eure Arbeitsmaterialien rausholen«, sage ich.
    Sie gucken mich an und bewegen sich nicht. Grinsen.
    Als ich sie nicht weiter beachte, beugen sie sich nach unten und holen in Zeitlupe, aber unter lautem Gekicher ihre Blöcke aus den Taschen.
    Plötzlich schreit ein Mädchen aus der linken Ecke: »Iiih, die haben auf den Boden gespuckt!«
    Hamsa und Emre gucken etwas überrascht. Sofort bin ich bei ihnen und suche nach dem nassen Indiz. Es dauert ein paar Sekunden, bis ich die Spucke sehe. Ich gehe ans Waschbecken, nehme zwei Papierhandtücher und halte sie Hamsa und Emre unter die Nase. »Aufwischen!«
    »War ich nicht«, sagt Hamsa entrüstet. »Ich auch nicht!«, reiht sich Emre ein. Die Spucke ist direkt hinter ihrem Tisch. Aus der ersten Reihe wäre so eine Spuckleistung olympiareif und aus der letzten Reihe eigentlich unmöglich.
    »Wir waren das nicht!«
    Denken die, ich bin bescheuert? Ich stehe wortlos da und halte ihnen die Papierhandtücher hin. Nach endlosen Sekunden nimmt sich Hamsa eins und wischt damit auf dem Boden rum. Emre steht vor mir. Zu dicht. Er bewegt sich nicht. »Du nimmst deine Sachen und setzt dich da rüber!«, sage
ich.
    »Nein. Mach ich nicht.«
    Here we go. Der Machtkampf ist kurz vorm Höhepunkt, und ich weiß, dass ich ihn gewinnen werde. »Du setzt dich jetzt da rüber!«, sage ich noch einmal.
    »Chill mal dein Leben«, zischt Emre, und die Klasse hält die Luft an.
    »CHILL MAL DEIN LEBEN? CHILL MAL DEIN LEBEN, sagst du zu mir ?« Kurze Pause zur Betonung.
    »Raus! Nimm deine Sachen und verlasse den Raum. Ich werde heute Nachmittag deine Eltern anrufen.«
    Emre nimmt seine Tasche und verzieht sich in den Flur.
    Chill mal dein Leben … tzzz, wenn schon, dann doch bitte Chillen SIE mal IHR Leben.
    Ich schließe die Tür und fange freundlich mit dem Unterricht an. Ab und zu gehe ich zu Hamsa und helfe ihm bei den schriftlichen Aufgaben. Die Stunde läuft wie geschmiert. Ich bin sehr zufrieden.
    Nach dem Klingeln kommt Emre
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