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Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Titel: Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag
Autoren: Frau Freitag
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zu mir und entschuldigt sich. Ich sage ihm, dass ich ihn in der nächsten Stunde genau beobachten werde und dass das seine letzte Chance sei, einem Elterngespräch zu entgehen. Darauf geben wir uns die Hand. Leider hält die Waffenruhe nicht besonders lange. Den Rest des Jahres habe ich noch viel Spaß mit ihm.
    Heiraten Sie doch mit ihn
    »Frau Freitag, gut, dass ich dich sehe. Dich hatte ich noch nicht, oder?« Frau Schwalle setzt sich im Lehrerzimmer zu mir. Sie legt eine Kollegiumsliste auf den Tisch und daneben eine leere Niveadose. »Du, die Frau Kriechbaum heiratet. Du hast noch nichts gegeben, stimmt’s?«
    Sie sucht nach meinem Namen. Ich lasse sie suchen, obwohl ich weiß, dass ich bisher nichts gespendet habe. Ich mag Frau Kriechbaum nicht, und ich mag auch nicht dauernd Geld für irgendetwas geben. Ich glaube, dass einige Kollegen öfter als einmal im Jahr Geburtstag haben. Jetzt fangen die jüngeren Kollegen auch noch an zu heiraten, und bald heißt es dann: »Frau Kriechbaum ist gerade Mutter geworden, wir sammeln für einen Kinderwagen.«
    Ich starre auf Frau Schwalles Liste, die sie aus durchschaubaren Gründen vor mir auf den Tisch legt. Peer Pressure – funktioniert auch im Lehrerzimmer.
    »Was ist nun?«, fragt sie ungeduldig. Ich nehme mein Portemonnaie raus und wühle im Kleingeldfach. Scheine habe ich nicht, und das wäre mir die Heirat von Frau Kriechbaum auch nicht wert – bin ja nicht mal eingeladen. Ich schiebe Frau Schwalle zwei Euro über den Tisch.
    Nach der Schule will ich mir beim Kiosk an der U-Bahn Zigaretten kaufen. Ich habe aber nur noch drei Euro. Die fehlenden zwei Euro hat jetzt Frau Schwalle für Frau Kriechbaum. Toll.
    Genervt steige ich in die U-Bahn. Ich denke über Frau Kriechbaum und Frau Schwalle nach. Plötzlich sehe ich Zainab. Zainab war vor Jahren bei uns auf der Schule. Sie trägt ein schwarzes Kopftuch mit einer silbernen Borte. Sie ist schlank und sehr modisch gekleidet. In der Hand hält sie eine prall gefüllte H&M-Tüte.
    »Frau Freitag! Schön Sie zu sehen! Wie geht es Ihnen?« Ich freue mich auch, Zainab zu treffen. Ich mochte ihre aufgeweckte und lebendige Art immer sehr gerne. »Zainab, hallo, ja, mir geht es gut. Aber erzähl mal von dir! Was machst du so? Wolltest du nicht an die Uni?«
    »Ja, ich studiere Psychologie und Pädagogik. Macht Spaß.«
    »Zainab, dann werd doch Lehrerin! Du wärst bestimmt eine super Lehrerin.«
    Sie grinst. »Meinen Sie?«
    Dann sehe ich wieder ihr Kopftuch: »Ach, das geht ja nicht, so mit Kopftuch, das müsstest du dann abnehmen.«
    »Stimmt, geht ja nicht«, sagt sie lächelnd.
    »Und Frau Freitag, wie geht es Ihnen so privat? Sind Sie noch mit Ihrem Freund zusammen?« Ich nicke. »Sind Sie immer noch nicht verheiratet?«
    Ich denke: Super, jetzt geht das wieder los. Seit zehn Jahren ist der sehnlichste Wunsch aller meiner Schülerinnen, dass ich heirate. »Warum heiraten Sie nicht mit Ihren Freund?« – »Ah, Sie fahren in den Ferien nach Italien, da können Sie doch mit ihn heiraten.« Es hat mich schon unglaublich viele Worte gekostet, ihnen zu erklären, dass ich einfach nicht heiraten möchte, weil mir das nicht wichtig ist, und dass es keineswegs daran liegt, dass ich nicht weiß, WO ich meinen Freund heiraten möchte. Und nun fängt Zainab auch noch damit an. Zainab, diese aufgeklärte, moderne junge Frau, die sogar studiert. Für meine Schülerinnen scheint die Heirat das einzige oder zumindest das größte Ziel im Leben zu sein. Nicht zu heiraten können sie sich überhaupt nicht vorstellen.
    Zainab guckt mich mit großen Augen an. »Jetzt wirklich, Frau Freitag, warum heiraten Sie nicht?«
    »Zainab, warum soll ich denn heiraten? Ich bin auch so glücklich.«
    Sie grinst: »Also ich wäre schon längst verheiratet. Frau Freitag, dann gehen die Steuern runter!«
    Wo sie recht hat, hat sie recht. Und vielleicht würde dann Frau Schwalle auch mal für mich im Lehrerzimmer sammeln.
    Noch so ’n Spruch – Kieferbruch
    »Na, Anita, wie läuft’s so an, das neue Schuljahr?« Anita hat genau wie ich letztes Jahr ihre 10. Klasse entlassen. Allerdings wurde sie mit Präsentkorb, Shampoo, Hautcreme und so weiter verabschiedet – und nicht wie ich mit einem großen NICHTS. Anita war außerdem schlau und ist schon ganz früh im letzten Schuljahr zum Schulleiter gegangen und hat ihm gesagt, dass sie keine neue Klasse haben möchte. Als ich damit ankam, war schon alles zu spät.
    »Anita, du hast es gut, keine eigene
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