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Echo gluecklicher Tage - Roman

Echo gluecklicher Tage - Roman

Titel: Echo gluecklicher Tage - Roman
Autoren: Lesley Pearse
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Sechzehnjähriger. Er schwankte, als er die Neuigkeiten erfuhr, die Farbe wich aus seinem Gesicht, und der Schock ließ ihn beinahe auch zusammenbrechen. Die Leiche seines Vaters lag auf dem Boden, mit einem Laken bedeckt. Nur eine vom Lederfärbemittel braune Hand schaute darunter hervor. Wenn die Hand nicht gewesen wäre, dann hätte Sam sich vielleicht geweigert zu glauben, was die Männer ihm da erzählten, aber Franks Hand war ihm so vertraut wie seine eigene.
    Er wollte wissen, warum sein Vater das getan hatte, aber die beiden Männer konnten es ihm nicht sagen. Mr Craven kratzte sich am Kopf und sagte, dass es ihm ein Rätsel sei, denn er habe noch am Morgen im Laden vorbeigeschaut, und da sei Frank guter Dinge gewesen. Dr. Gillespie war ebenfalls ratlos und sprach davon, wie viel Respekt man Frank in der Gegend entgegenbrachte. Es wurde deutlich, dass beide Männer genauso entsetzt und schockiert waren wie Sam.
    Der Doktor umfasste Sams Arme und blickte ihm fest in die Augen. »Die Leichenkarre wird gleich hier sein«, sagte er sanft. »Bei einem solchen Vorfall wird es eine Untersuchung geben. Du bist jetzt der Mann im Haus, Sam, und musst dich um deine Mutter und deine Schwester kümmern.«
    Sam hatte das Gefühl, als hätte sich unter seinen Füßen eine Falltür geöffnet und ihn an einen Ort befördert, den er nicht kannte. Denn so lange er sich zurückerinnern konnte, war sein Leben geordnet und sicher gewesen. Er hatte sich zwar oft gegen die Langeweile des täglichen Einerleis gewehrt, bei dem sein Vater von sieben Uhr morgens bis spät abends arbeitete und seine Mutter oben kochte und putzte. Doch er hatte sich immer sicher gefühlt in dem Wissen, dass zu Hause alles gleich bleiben würde und er jederzeit hierher zurückkehren konnte, wenn er auf die Nase fiel, während er für sich selbst nach einem abenteuerlicheren Leben suchte.
    Aber mit einem Schlag war diese Sicherheit dahin.
    Wie konnten in einem sanftmütigen, verlässlichen und freundlichen Mann solche Dämonen lauern? Und warum hatten die, die ihm am nächsten standen, nichts davon bemerkt? Noch an diesem Morgen hatte Sam seinen Vater an der Treppe stehen und Beths Geigenspiel lauschen sehen. Er hatte es nicht kommentiert, doch sein Gesicht hatte vor Stolz über ihr Talent gestrahlt. Später, als Sam mit der Reparatur eines Stiefels fertig war, hatte Frank ihm auf die Schulter geklopft und ihn dafür gelobt.
    Wieder und wieder hatten er und Beth gesehen, wie liebevoll ihr Vater ihre Mutter angesehen hatte, wie er sie umarmte und küsste. Wenn sie ihm alle so viel bedeuteten, warum wollte er sie dann verlassen?
    Und was würde jetzt mit der Familie passieren, ohne den Mann, der ihr Ernährer, ihr Halt und ihr Tröster gewesen war?

2
    Die Standuhr im Flur schlug Mitternacht, doch Sam und Beth saßen immer noch in der Küche, zu fassungslos und aufgewühlt, um auch nur an Schlaf zu denken. Die Leiche ihres Vaters war schon vor Stunden abgeholt worden, und Sam hielt Beths Hände fest, während sie noch einmal erzählte, wie sie ihren Vater gefunden hatte. Von Zeit zu Zeit wischte er ihr mit einem Taschentuch die Tränen von den Wangen und strich ihr tröstend übers Haar. Und wenn Sam überreizt war und seine Stimme immer wütender wurde, war es Beth, die ihm über die Wange streichelte.
    Dr. Gillespie hatte ihrer Mutter ein Schlafmittel gegeben, weil sie hysterisch gewesen war, sich die Haare gerauft und geschrien hatte, dass jemand anderes Frank aufgehängt haben musste, weil er sie niemals freiwillig verlassen hätte. Obwohl beide Kinder wussten, dass niemand anderes die Hände bei den Geschehnissen des Abends im Spiel haben konnte, teilten sie dieses Gefühl. Ihre Eltern waren glücklich miteinander gewesen.
    »Der Arzt hat mich gefragt, ob der Laden in Schwierigkeiten war«, sagte Sam, und in seiner Stimme klang Verwirrung mit. »Aber das war er nicht. Mir fällt nicht mal etwas Ungewöhnliches ein, das in den letzten Wochen passiert ist und dafür verantwortlich sein könnte.«
    »Könnte ihn ein Kunde aufgeregt haben?«, fragte Beth.
    Manchmal gab es schwierige und unangenehme Kunden. Sie beschwerten sich, dass Vater ihre Schuhe oder Stiefel nicht so schnell machen konnte, wie sie es wollten, und beim Abholen mäkelten sie dann oft am Ergebnis herum, um ihn im Preis zu drücken.
    »Das hätte er gesagt. Außerdem weißt du doch, dass er damit immer sehr gut fertig geworden ist.«
    »Du denkst doch nicht, dass es an uns lag, oder?«,
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