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Echo des Zorns (German Edition)

Echo des Zorns (German Edition)

Titel: Echo des Zorns (German Edition)
Autoren: Cynthia Eden
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wurde immer leichter, etwas vorzuspielen. »Ich bin …« Meine Güte, klang ihre Stimme dünn und spröde. » IT -Spezialistin. Es gibt ein Software-Problem.«
    Teils wahr, teils gelogen.
    Er sah sie verblüfft an. »Du …«
    »Ich muss los.« Sie musste sich umziehen. Auf keinen Fall durften die anderen sie in dieser Aufmachung sehen. Von Washington bis Melbourne brauchte sie über den Daumen gepeilt eine Stunde. Wieso wollte Dante, dass sie da rausfuhr und …
    Eine weitere Leiche? Das passte nicht ins Schema. Sie wand sich aus Max’ Armen und streckte die Hand nach dem Türgriff aus.
    »Du läufst wieder davon.« Noch immer schwang die sexuelle Erregung in seiner Stimme mit – der raue Tonfall eines Mannes, der sein Vergnügen nicht bekommen hatte.
    »Nein. Ich gehe.« Sie sah sich nicht um. Sie wusste, sie sollte etwas sagen. Den Mann so stehen zu lassen …
    Die alte Samantha hätte so etwas niemals fertiggebracht.
    Tja, aber die alte Samantha war tot. Sie war Monate zuvor im Wasser gestorben, als ein Mörder ihren leblosen Körper in den See geworfen hatte, und seitdem fühlte es sich an, als sei sie nur noch ein Geist.
    Sie drückte den Rücken durch. »Samantha Kennedy.« Die Worte kamen leiser heraus, als sie beabsichtigt hatte. »Ich heiße … Samantha Kennedy.« Sie wartete, ob er die Verbindung zu ihrer Mutter herstellen würde, aber nichts deutete darauf hin. Soweit sie wusste, hatten ihre Mutter und Max einander nie persönlich kennengelernt, und da ihre Mutter gerade nach Europa geflogen war, würden sich ihre Wege wohl auch kaum so bald kreuzen.
    Doch noch immer schlug ihr Herz ein wenig zu schnell. Mit der Preisgabe ihres Nachnamens hatte sie auch ein Stück Schutzhülle verloren.
    »Samantha Kennedy«, flüsterte Max, als lasse er sich den Namen auf der Zunge zergehen.
    Max nannte sie Samantha, dabei war sie doch nur Sam. Entgegen allen Hoffnungen ihrer Mutter war sie nie schick genug für ihren Namen gewesen. Sie schob die Balkontür auf.
    »Wo kann ich dich finden, Samantha?«
    Er wollte sie finden?
    »Tja, Sam, du lässt den Mann mit einem Ständer stehen. Natürlich will er dich finden«, antwortete ihre innere Stimme.
    Sie wollte nicht, dass er sie in ihrer Welt sah. Auf keinen Fall. Wenn, dann konnten sie sich in diesem vorgespielten Leben treffen. Nirgends sonst.
    Nicht in der Öffentlichkeit, und über die Abgründe ihrer Arbeit musste er erst recht nichts wissen. Von den Killern brauchte er nichts zu erfahren.
    »Gar nicht.« Sie seufzte und drehte nun doch den Kopf. »Aber ich kann dich finden, und das werde ich auch.« Außer er sagte, sie solle sich vom Acker machen. Außer …
    »Klingt vielversprechend.«
    Das war es auch.
    Sie nickte und öffnete die Tür. In der Nähe stand ein junger, gut aussehender Mann, ungefähr in ihrem Alter, und musterte sie mit einem wissenden Lächeln.
    Sam ging einfach an ihm vorbei, die Gedanken schon auf den Fall gerichtet.
    Auf den Leichnam, der auf sie wartete.
    ***
    Samantha Kennedy.
    Jetzt wusste er, wie sie hieß. Ein Gesicht, ein Name und ein Ständer, der richtig wehtat.
    Max trat ans Geländer des Balkons, legte die Hände auf die dicke Metallbrüstung und holte tief Luft.
    Er hatte noch ihren Geschmack im Mund.
    Samantha.
    Sie war gekommen, das hatte er am Zucken ihres Geschlechts und an der cremigen Flüssigkeit, die seine Finger benetzt hatte, deutlich gespürt. Sie war gekommen, hatte ihn geküsst, und dann war sie gegangen.
    Sie hatte ihn zu ihrer Befriedigung benutzt.
    Oh Mann – normalerweise waren die Frauen an seinem Geld interessiert oder an seiner Macht.
    Aber an ihm als Sexobjekt?
    Wahrscheinlich sollte er sich nicht beschweren. Eigentlich sollte ihm das gefallen, oder?
    Aber das tat es nicht. Max zerrte an seiner Fliege und lockerte den Knoten. Er hasste das gottverdammte Ding, hasste diese überspannte Party, an der teilzunehmen er gezwungen war. Noch fünf Jahre zuvor hätte er sich für kein Geld der Welt in dieser Szene sehen lassen, aber inzwischen musste er gute Miene zum bösen Spiel machen, wenn seine Firma in den schwarzen Zahlen bleiben sollte.
    Seine Firma. In dem Augenblick, als er Samantha entdeckt hatte, war ihm jegliches Interesse an möglichen Aufträgen abhandengekommen, derentwegen er zu der Party gegangen war. Max stand nicht auf One-Night-Stands. Die Zeiten, in denen er gern fremde Frauen abgeschleppt hatte, waren vorbei. Doch als Samantha ihn berührt und aus ihren dunklen, sorgenvollen Augen angeschaut
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