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Echo des Zorns (German Edition)

Echo des Zorns (German Edition)

Titel: Echo des Zorns (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Eden
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einem Mauseloch verkrochen.
    Das Alter spielte keine Rolle, wenn der Tod anklopfte.
    »Wieso hat der Vater nicht gezahlt?«, fragte Sam. Sie schirmte ihre Augen mit den Händen ab und musterte das riesengroße Haus, aus dem man locker vier hätte machen können. Der Vater hätte in der Lage sein müssen, solch einer Lösegeldforderung nachzukommen!
    »Wie es aussieht, ist Jeremy ein paar Mal mit dem Gesetz in Konflikt geraten, außerdem hat er einiges Geld bei Buchmachern gelassen. Mr Briar glaubte, sein Sohn würde die Entführung nur vortäuschen.«
    Verdammt. Der Vater hatte die Lösegeldforderung nicht ernst genommen, und Jeremy hatte dafür büßen müssen. »Denken Sie, das Opfer ist schnell gestorben?« Die Frage war ihr einfach herausgerutscht. Schließlich wusste sie, wie es sich anfühlte, wenn ein sadistischer Irrer einen stundenlang quälte – bis man nur noch darum bettelte, sterben zu dürfen. »Die meisten Wunden wurden ihm doch nach seinem Tod zugefügt?«
    »Nein«, antwortete Hyde wie aus der Pistole geschossen.
    Samantha schloss die Augen.
    »Ich will nicht, dass Sie an dem Fall arbeiten, Kennedy«, hörte sie Hyde sagen.
    Sam riss die Augen wieder auf. »Sir, ich …«
    Hyde sah sie unverwandt an. »Ich will Sie nicht bei Außeneinsätzen haben, ganz egal, was dieser Blödmann von einem Psychologen schwafelt.« Er trat auf sie zu. »Sie sind noch nicht so weit. Glauben Sie, ich sehe nicht, wie Sie zittern?«
    Samantha hielt den Atem an. »Ich schaffe das. Bestimmt.« Die Niedergeschlagenheit in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
    »Möglicherweise.« Hyde schüttelte den Kopf. »Ich will trotzdem, dass Sie wieder im Büro arbeiten. Dante ist für diesen Fall zuständig. Wenn er Sie brauchen kann …«
    »Tun Sie das nicht«, brachte Samantha mühsam hervor. Sie hatte so hart daran gearbeitet, ihm zu beweisen, dass sie der Arbeit nach wie vor gewachsen war. »Ich weiß, was ich zu tun habe. Ich weiß …«
    »Ich kenne meine Leute.« Sein dunkles Gesicht war völlig ausdruckslos. Kalt und gefühllos blickte er auf sie herab. »Ich weiß, dass Sie noch nicht wieder einsatzbereit sind.«
    Sie würde nicht schlappmachen. Nicht hier. Nicht vor seinen Augen. »Sie hatten mich doch auch auf den Phoenix-Fall angesetzt.« Die Phoenix-Ermittlungen waren ihr letzter großer Fall gewesen, und damals hatte Hyde sie persönlich losgeschickt, um die Kollegen bei der Suche nach dem Brandstifter zu unterstützen. »Wenn Sie denken, ich bin nicht einsatzbereit, hätten Sie mich dort auch nicht hinlassen dürfen.«
    »Außeneinsätze sind nichts für Sie, Agent Kennedy.«
    Es fühlte sich an, als hätte er ihr ein Messer ins Herz gestoßen. »Sie glauben, ich bin nicht stark genug, nicht wahr?« Das hatte immer im Raum gestanden, von Anfang an. Sie war anders als die anderen Agenten. Samantha wusste, dass sie weder deren Erfahrung noch deren Härte hatte. Sie war gerade erst vierundzwanzig geworden, also deutlich jünger, aber sie hatte die gleichen Prüfungen bestanden, den gleichen Drill durchlaufen und bewiesen, dass sie dem Ganzen gewachsen war, verdammt noch mal.
    »Ich weiß, Sie sind stark.«
    Verblüfft blinzelte sie ihn an.
    »Das Problem ist, dass Sie selbst das nicht wissen.«
    Sie öffnete den Mund, brachte aber kein Wort heraus.
    »Außerdem haben Sie so viel Angst, dass ich mir nicht sicher bin, was Sie täten, wenn Sie plötzlich einem Täter von Angesicht zu Angesicht gegenüberstünden.«
    Da war sie sich auch nicht sicher.
    »Wir wissen beide, dass Außeneinsätze noch nie Ihre Stärke waren.«
    Das stimmte. Im Büro, umgeben von Rechnern, fühlte sie sich eindeutig mehr in ihrem Element. Aber sie konnte sich nicht ewig hinter den Dingern verkriechen, zumal es immer wieder Situationen gab – wie zum Beispiel beim »Watchman«-Fall –, in denen sie bei einem Außeneinsatz gebraucht wurde.
    Was dabei herausgekommen war, war alles andere als schön.
    Sie bekam kaum Luft. »Ich schaffe das«, sagte sie sich.
    »Fahren Sie ins Büro«, wiederholte Hyde. »Wenn Dante Sie braucht …«
    Mühsam rang sie sich ein Nicken ab. Man hatte sie nur gerufen, weil ihre Kollegen mit anderen Fällen beschäftigt waren. Weil sie in der Nähe gewesen war und gerade nichts anderes zu tun gehabt hatte. Aber man hatte sie auch deshalb gerufen, weil sie diese Fälle kannte. Diesen hier und ähnliche, die sich ein paar Wochen vor Jeremy Briars Verschwinden ereignet hatten.
    Sie hatte das Muster als Erste bemerkt.

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