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Earth Girl. Die Prüfung

Earth Girl. Die Prüfung

Titel: Earth Girl. Die Prüfung
Autoren: Janet Edwards
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würden meine Kommilitonen mit ziemlicher Sicherheit noch viel geringere Kenntnisse haben.
    Letzten Endes beschloss ich, bei der Militäridee zu bleiben. Ich erstellte Lebensläufe für meine ausgedachten Soldateneltern, trug Details zu einzelnen Stationen zusammen, wo ich angeblich gelebt hatte, und erkundigte mich per Mail bei Candace, ob sie für mich irgendein Kampftraining organisieren konnte.
    Candace antwortete am nächsten Morgen gegen neun. Die Mail zeigte sie lächelnd mit einem Glas Frujit in der Hand. «Glückwunsch, Jarra. Ich werde mich in Sachen Training schlaumachen, aber vielleicht nimmst du das mit der Militärrecherche ein bisschen zu ernst. Du lässt dich ja gerne mal von Dingen mitreißen. Willst du nicht lieber was frühstücken und dann eine Weile schlafen?»
    Ich beschloss, ihrem Rat zu folgen.

[zur Inhaltsübersicht]
    3
    D ie Year Day Party war ein bisschen … traurig. Wir hatten während Nursery, Home und Next Step alle neun immer zusammengewohnt, aber jetzt würden wir uns trennen. Ich zog in meinen persönlichen Krieg gegen die Asgard University. Die anderen gingen an die University Earth, jedoch zu verschiedenen Kursen und Campusorten.
    Maeth und Ross belegten zwar unterschiedliche Studiengänge, würden aber beide auf demselben Campus in Mitteleuropa wohnen. Issette, Cathan und Keon zogen gemeinsam auf einen Campus in Südeuropa. Wir restlichen vier würden alleine losziehen. In meinem Fall hatte ich das natürlich immer schon gewusst, denn der Grundkurs für Vorgeschichte wurde an einigen der großen Ausgrabungsstätten abgehalten.
    Issette wollte den Vorbereitungskurs fürs Medizinstudium machen. Cathan und Keon belegten beide Kunst, hatten jedoch unterschiedliche Richtungen gewählt. Cathan machte Schwerpunkt Malen, Keon Schwerpunkt Licht. Wahrscheinlich gut so. Sie hatten vor Kursbeginn jeweils eine Arbeit einsenden müssen, und Keon hatte für seine irgendeine Auszeichnung erhalten.
    Ich hatte ein Vid über sein Werk gesehen: eine Laser-Skulptur aus Licht, das in allen Farben des Spektrums schimmernd aus der Tropenkuppel des Europäischen Zoos herausstrahlte und sich ineinander verwob. Die meiste Zeit wirkte das Ganze völlig abstrakt, aber ab und zu verschmolzen die Farben irgendwie, und man konnte erkennen, dass es sich um einen Vogel mit ausgebreiteten Schwingen handelte. Keon nannte es ‹Der auferstehende Phönix›. Man muss es gesehen haben, um es zu verstehen, aber es war echt cool. Wir waren alle total von den Socken, dass Keon offensichtlich tatsächlich Talent hatte. Die meisten von uns waren auf positive Art verblüfft, nur Cathan glich einem vor sich hin schwelenden Haufen Missgunst, der nur auf einen Anlass wartete zu explodieren.
    Wir neun würden uns also trennen, und die Year Day Party ähnelte deshalb ein bisschen einem Begräbnis. Wir verließen nun Next Step. Sicher würden wir uns treffen, aber so wie bisher würde es nie wieder sein. Ihr, die ihr da draußen mit euren echten Eltern lebt, könnt das nicht nachvollziehen, aber wir neun waren eine Familie. Wir mochten uns zwar nicht immer – meistens gab es jemanden, mit dem Cathan gerade nicht redete –, aber wir waren alles, was wir hatten.
    Die Jüngeren waren auch bei der Party und verabschiedeten uns so, wie wir die Jahrgänge vor uns verabschiedet hatten. Wir öffneten alle Trennwände der Gemeinschaftsräume, um sie in einen großen Saal zu verwandeln. Dort taten wir dann all die traditionellen Dinge und sangen kurz vor Mitternacht ‹Old Lang Zine›. Ich versuchte wie jedes Jahr, den anderen klarzumachen, wie alt dieses Lied in Wirklichkeit war, aber sie bewarfen mich mit ihren Fizzup-Bechern.
    Dann schalteten wir die große Vid-Wand ein, um den Countdown bis Mitternacht zu verfolgen, und zählten im Chor mit, während die Zahlen über den Bildschirm flackerten. «Drei! Zwei! Eins! Glückliches Jahr 2789 !»
    Wir jubelten laut, weil wir damit alle ein Jahr älter wurden. Unsere Next-Step-Leiterin hatte sich bisher irgendwo in einer Ecke herumgedrückt, um die Sache im Auge zu behalten, doch nun trat sie nach vorn. «Herzlichen Glückwunsch an unsere frischgebackenen Erwachsenen. Wir wollen ihnen ganz viel Glück für die Zukunft wünschen.»
    Die Jüngeren klatschten noch einmal. Ich merkte, dass meine Augen feucht wurden, was mir echt ein bisschen peinlich war. Issette hingegen heulte hemmungslos. Wir waren achtzehn, wir waren erwachsen, wir zogen in die Welt hinaus. Es gab mal eine Zeit, da zählten
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