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e-Motion

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Titel: e-Motion
Autoren: Erica Orloff
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geworden. Und der ist nicht gerade das, was man einen kleinen Fisch nennt. Er hat es so manches Mal bis auf die
New York Times
Bestsellerliste geschafft! Meine Güte, wenn er sich mit seinen Büchern nur nicht so viel Zeit lassen würde. Na, egal. Pearton ist eben einfach ein bisschen verrückt. Wie viel schlimmer kann Riggs da noch sein?“
    „Mit Michael ist es anders.“
    „Sicher. Ihr habt Telefonsex.“
    „Lou, ich habe dir das schon mal bei ein paar Margaritas gesteckt, aber du kannst es offensichtlich nicht lassen, mir diese Sache bei jeder sich bietenden Gelegenheit vorzuhalten.“
    „Ich finde es lustig.“
    „Lustig? Der Typ ruft mich morgens um drei an. Er gibt keine Ruhe, bombardiert mich mit E-Mails.“
    „Und er macht dich und mich reich.“
    „Faktisch macht er dich bedeutend reicher als mich.“
    „Für deine vierunddreißig Jahre stehst du so schlecht nicht da. Und im Vergleich zu dem, was Roland Riggs dir bringen kann, ist das noch gar nichts.“
    „Das sagt der Richtige.“
    „Logisch. Aber ich meine damit nicht das Geld. Es geht um
Simple Simon
. Es geht um die Erfahrung einer ganzen Generation von Menschen, die dieses Buch gelesen hat und es nicht vergessen kann.“
    „Vielleicht ist das nächste nicht mehr so gut.“
    „Vielleicht aber auch doch.“
    „Lou, was hat eigentlich dir
Simple Simon
bedeutet? Vielleicht hat es ja eher damit zu tun.“
    Er sah zur Seite.
    „Okay, darüber willst du nicht reden. Aber ich kann meine anderen Autoren und Projekte nicht einfach einen Monat vergessen.“
    „Es gibt E-Mail. Nimm deinen Laptop mit. So viel bist du sowieso nicht im Büro. Außerdem hat der Typ Telefon.“
    „Ich weiß nicht. Die Sache hört sich einfach … komisch an.“
    „Nun tu mal nicht so, als wollten wir dich zu irgendeinem abgerissenen Hausierer in die Pampa schicken.“
    „Gutes Stichwort, wohin
schickt
ihr mich eigentlich?“
    „Er hat ein großes Haus auf Sanibel Island.“
    „Sanibel? Da gehe ich hin, wenn ich sterben will.“
    Sanibel ist eine winzig kleine Insel vor Floridas Westküste im Golf von Mexiko. Die Vorstellungen, die die konservative Regierung dort von wirtschaftlicher Entwicklung hat, sind sehr eigen: keine mehrgeschossigen Wohnanlagen, kein gutes Roggenbrot, kein New Yorker Käsekuchen, kein Nachtleben. Wer weiß, was die mir da als Kaffee unterjubeln wollen.
    „Er hat eine Haushälterin, die gleichzeitig seine Chefköchin ist. Das Haus liegt direkt am Strand. Es gibt einen abgetrennten Wohnbereich für Gäste. Und einen Swimmingpool.“
    „Du tust gerade so, als würde ich ins Hilton ziehen.“
    „Hör mal, Cassie, wir hatten schon lange keinen richtigen Erfolgstitel mehr. Ich würge jeden Monat einen anderen Verleger am Telefon ab, der uns schlucken will. Ich werde alt. Ich bin mir nicht sicher, wie lange ich unsere Unabhängigkeit noch verteidigen kann. Ich brauche das Buch.
Wir
brauchen es.“
    „Du könntest West Side nicht verkaufen. Das würdest du nicht tun. Es ist dein Kind.“
    „Kind hin oder her. Es wird eng. Wir hatten ein paar echte Flops. Das verdammte Buch mit der Schauspielerin – warum habe ich das gekauft? Wir sind in Schwierigkeiten, und es ist wichtig, dass du losläufst und so tust, als würdest du nach Vegas gehen. Du gehst nach Vegas und hast unsere gesamten Chips im Gepäck, und du setzt sie alle auf Schwarz. Im großen Verlagsroulette kriegst du die Chance, ein Vermögen zu machen. Und uns ein Denkmal zu setzen.“
    „Ich brauche noch einen Kaffee. Ich muss mit Grace absprechen, was sie von meinem Kram erledigen kann, wenn ich weg bin. Ich muss ein Dutzend Telefonate führen. Ich habe nicht geschlafen. Ich habe noch nichts gegessen. Und ich bin wirklich schlecht gelaunt.“
    Lou lächelte mich an. „Ein ganz normaler Tag im Büro also.“ Wenn er lächelte, was seit Helens Tod erheblich seltener vorkam, war er noch immer der gut aussehende Junge bei Doubleday, der sich einen Namen machte, weil er länger und härter arbeitete und dabei charmanter war als jeder andere. Seine blauen Augen strahlten.
    Ich winkte ihm kurz zu, ging in mein Büro und zog mir die Schuhe aus. Lous Gewohnheiten und meine hatten sich auf bemerkenswerte Weise einander angepasst. Ich warf meine eigene Kaffeemaschine an – ich kann mit anderen weder gut zusammenarbeiten noch spielen, und meine Kaffeekannen teile ich grundsätzlich nicht. Als ich das Zischeln des flüssigen Ecstasy hörte, lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück und legte meine
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