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E-Book - Geisterritter

E-Book - Geisterritter

Titel: E-Book - Geisterritter
Autoren: C Funke
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runzelte die Stirn. »Ich hab dir doch gesagt, sie können dir nichts anhaben! Sie können dich nicht mal anfassen. Das Einzige, womit Geister dir schaden können, ist deine eigene Angst!«
    Na, wunderbar. Davon hatte ich leider mehr als genug!
    Die Verzweiflung stand mir offenbar deutlich auf die Stirn geschrieben, denn Ella seufzte.
    »Also gut!«, sagte sie. »Dann komm heute. Aber nicht später als halb fünf. Ab fünf hält Zelda ihren Nachmittagsschlaf, und sie bekommt scheußliche Laune, wenn man sie dabei stört.«
    Sie fischte einen Stift aus der Jackentasche und griff nach meinem Arm. »Es ist Hausnummer sieben«, sagte sie, während sie mir den Straßennamen auf den Unterarm schrieb. »Nimm einfach denWeg über die Schafsweiden. Das Haus ist gleich hinter der alten Mühle. Aber tritt im Garten nicht auf die Kröten. Meine Großmutter ist ziemlich vernarrt in sie.«
    Kröten. Was das betraf, hatte Angus’ Vater also recht. Na, wie auch immer. Ein Regentropfen verwischte einen der Buchstaben auf meinem Arm. Hastig zog ich den Ärmel darüber. Ella hatte eine schöne Handschrift. Natürlich.
    »Wohnst du bei deiner Großmutter?«, fragte ich.
    »Nur, wenn meine Eltern auf Tour sind.«
    »Auf Tour?«
    »Zweite Geige und Flöte. Sie sind in einem Orchester. Aber es ist kein besonders gutes.« Sie drehte sich um. »Also bis halb fünf«, sagte sie über die Schulter.
    Ich blickte ihr nach, als sie zum Schulgebäude zurücklief.
    Vier Geister und die Enkelin einer Hexe. Viel wilder, dachte ich, kann es nun wohl nicht mehr kommen. Aber natürlich war auch das ein Irrtum.

5
    Ein alter Mord

    E s gab nur einen Weg, mit Ellas Großmutter zu sprechen, bevor sie ihren Nachmittagsschlaf machte. Ich musste mich während der Hausaufgabenzeit davonstehlen. Das würde mir zwar beträchtlichen Ärger einbringen, aber die Hoffnung, mir die vier Geister vom Hals zu schaffen, war jeden Schulärger wert. Es war zehn nach vier, als ich mich durch das Fenster des Jungenklos zwängte, und auf der Straße zum Tor lief ich fast in Bonapart hinein, aber zum Glück war er so in Gedanken, dass er mich nicht bemerkte.
    Der Regen fiel wieder mal in Schnüren vom Himmel, als ich den Weg entlangstolperte, der über sumpfige Wiesen zur Alten Mühle führt. Die Sonne war nirgends zu entdecken, aber ich konnte mir ausrechnen, dass sie schon bedrohlich tief stand und blickte mich alle paar Schritte um, voller Angst, dass die vier Gehängten mir diesmal einen noch früheren Besuch abstatten würden. Doch alles,was ich sah, waren ein paar durchweichte Schafe und zwei Spaziergänger, die ebenso tropfnass waren wie ich.

    Das Haus von Zelda Littlejohn lag hinter einer verwilderten Weißdornhecke, die so hoch war, dass ich nur den First eines roten Daches sah. Das Gartentor klemmte, und als ich es endlich aufbekam, sprangen tatsächlich zwei Kröten davon. Eine dritte saß auf der Fußmatte vor der Haustür. Sie blickte mit ihren Bernsteinaugen so erstaunt zu mir hoch, als hätte sie noch nie etwas Seltsameres als mich zu Gesicht bekommen. Sie gab ein Quaken von sich, sobald ich auf den leicht angerosteten Klingelknopf drückte, und als Ella die Tür öffnete, versuchte sie an ihr vorbei ins Haus zu hüpfen, aber Ella war schneller und fing sie mit geübtem Griff.
    »Du solltest dich schämen, das zu versuchen!«, sagte sie, während sie das strampelnde Ding mit einem strengen Blick bedachte. »Nach dem, was heute Morgen passiert ist, habt ihr mindestens einen Monat Hausverbot.«
    Sie setzte ihre Gefangene in einen großen Topf neben der Tür, in dem schon zwei andere Kröten hockten, und deckte ein Tuch darüber.
    »Meine Großmutter ist heute Morgen über eine von ihnen gestolpert«, sagte Ella, während sie mich mit sich winkte. »Sie hat sich den Fuß verstaucht, nur weil sie nicht auf sie drauftreten wollte! Ich hab Zelda schon hundert Mal gesagt, dass sie sie nicht ins Haus lassen soll, aber sie will einfach nichts davon hören!«
    Als wir am Wohnzimmer vorbeikamen, sah ich zwei weitere Kröten auf dem Sofa sitzen. Ella folgte meinem Blick und seufzte.
    »Ja, ich weiß, sie sind überall«, sagte sie, während sie mich den Flur hinunterführte. Auf der Tapete waren so große Sonnenblumen, dass einem schwindelig wurde. »Zelda behauptet, dass sie sie nur behält, weil sie Schnecken essen, aber das ist Blödsinn. In ihrem Garten wimmelt es von Schnecken, trotz all der Kröten. Angeblich war sie schon als Kind verrückt nach ihnen und hat sie
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