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E-Book - Geisterritter

E-Book - Geisterritter

Titel: E-Book - Geisterritter
Autoren: C Funke
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stammelte ich. »Heißt das, man kann nichts gegen sie machen?«
    Zelda schubste die zwei Kröten vom Sofa und gab Ella die Karteikarte. »Da. Lies es ihm vor. Ich denke, ich weiß, wer ihn jagt.«
    Ella musterte die Karte mit gerunzelter Stirn.
    »Lord Stourton«, las sie. »1557 auf dem Marktplatz von Salisbury gehängt, seiner adligen Herkunft wegen mit einem seidenen Seil. Stourton ist nicht, wie oft behauptet, in der Kathedrale von Salisbury begraben, auch wenn über der Gruft, die man ihm fälschlich zuordnet, bisweilen eine schwebende Galgenschlinge zu sehen sein soll. Er wurde zusammen mit vier Knechten gehängt und spukt angeblich auf dem Friedhof von Kilmington.«
    Ella ließ die Karte sinken und Zelda sah mich fragend an.
    »Klingt das nach ihnen?«
    Vielleicht. Ich fasste mir unwillkürlich an den Hals. Lord Stourton  … Es machte es nicht besser, dass mein Jäger plötzlich einen Namen hatte.
    »Aber warum hat er es auf Jon abgesehen?«, fragte Ella.
    »Lies weiter«, sagte Zelda.
    Ella blickte erneut auf die Karte. »Stourton und seine Knechte wurden gehängt für den Mord an …«, sie stockte und sah mich an, »… William Hartgill und seinem Sohn John.«
    Zelda nahm die Brille ab und begann, die Gläser mit dem Zipfel ihrer Bluse zu polieren. Das Blumenmuster darauf war fast so schlimm wie die Sonnenblumen im Flur. »Das erklärt wohl, dass sein Geist nicht sonderlich gut auf die Hartgills zu sprechen ist, oder?«, sagte sie. »Hartgill war Stourtons Verwalter. Er hat ihn mehrmals versucht umzubringen. Schlimme Geschichte. John Hartgill hat seinen Vater zweimal gerettet, aber schließlich hat Stourton sie in eine Falle gelockt und beide umgebracht. Es war ein furchtbarer Mord, selbst für die finsteren Zeiten damals.«
    Hinter dem Sofa quakte es.
    »Nesseldreck, da sitzt ja auch eine!«, stöhnte Zelda mit einem Blick über die Lehne. »Ich glaub, ich muss die kleinen Biester wohl wirklich loswerden. Vielleicht sollte ich sie einfach allesamt im Mühlentei …«
    »Zelda!«, unterbrach Ella sie streng. »Vergiss die Kröten! Was ist mit Jon? Irgendwie muss man diese Geister doch loswerden können! So, wie sie die kopflose Frau vertrieben haben, die so gern bei deinem Bruder in der Küche saß. Oder den Poltergeist in der Alten Mühle …«
    »Ach was, den hat niemand vertrieben. Es ist ihm dort einfach zu laut geworden!« Zelda setzte sich die Brille wieder auf die Nase. »Und Stourton ist ein anderes Kaliber von Geist. Die Geschichten über ihn sind die finstersten Geistergeschichten weit und breit!«
    »Finster?«, flüsterte ich.
    »Ja, aber auf die musst du nichts geben, Junge.« Zelda gab sich wirklich Mühe, beruhigend zu klingen. »Die Leute erzählen viel,wenn es dunkel wird. Das meiste ist nur dummes Geschwätz – auch wenn solche Geschichten für meine Touren Gold wert sind!«
    »Was für Geschichten? Nun sag schon!« Ella konnte wirklich ziemlich streng klingen.
    »Ich sag doch! Nichts als Geschwätz!«. Zelda rieb sich stöhnend den bandagierten Fuß. »Dieser tote Lord wird für ein paar seltsame Todesfälle in dieser Gegend verantwortlich gemacht, und die Leute biegen es so zurecht, dass die Opfer alle männliche Hartgills waren.«
    »To-Todesfälle?«, stammelte ich. »Aber … aber Ella sagt, Geister können einem nicht wirklich was antun!«
    »Ja, und das stimmt auch!«, sagte Zelda mit sehr entschiedener Stimme. »Ich sag doch … dummes Gerede! In Kilmington sagt man, dass Stourton eine Meute schwarzer Dämonenhunde hat, die seine Opfer zu Tode hetzt. Und hier in Salisbury kursiert die Geschichte, er hätte vor vielen Jahren einen Choristen aus einem Fenster eurer Schule gestoßen, nur weil er um zehn Ecken herum mit den Hartgills verwandt war. Alles Blödsinn! Geister sind eine lästige Sache, und manchmal können sie ziemlich Furcht einflößend sein, aber es ist, wie Ella sagt. Letztlich sind sie allesamt vollkommen harmlos!«
    Harmlos? Ich hörte immer noch die heisere Stimme in meinem Kopf und spürte die Schwertklinge an meinem Nacken. Harmlos war nicht das Wort, das mir dazu einfiel.
    Ella schien das, was Zelda sagte, ebenso wenig zu überzeugen. Sie starrte immer noch mit gerunzelter Stirn auf die Karte in ihrerHand. »Was, wenn die Geschichten wahr sind?«, fragte sie. »Was, wenn diese Geister Jon wirklich töten können?«
    Zelda stemmte sich mit einem leisen Fluch vom Sofa hoch. Es klang wie »Distelmist«.
    »Keine Sorge, mein Schatz. Sie werden ihm kein Haar
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