Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dynamit im Kofferraum

Dynamit im Kofferraum

Titel: Dynamit im Kofferraum
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Anruf beim Diebstahls-Dezernat wegen der Verstärkung. Aber von den
Direktoren wußte das niemand. Und die beiden Jungs erhoben offenbar keinen
Anspruch auf Prämie und Ehrung.
    Priske biß noch einmal in das
Schinkenbrot, an dem er schon seit Mittag herumkaute, legte dann den Rest — der
schon etwas ranzig schmeckte — auf einen Stapel Formulare in der
Schreibtisch-Schublade.
    Er mußte Siegbert nochmal
anrufen. Der und Pit Wratzka waren seine Kumpel. Wissen durfte das allerdings
niemand. Beide hatten keinen guten Leumund, wie man so sagt, taten aber für
schnelles Geld alles, hätten auch Kirchen in die Luft gesprengt und Kinderheime
angezündet sowie Notunterkünfte für Asylanten.
    Priske mochte die beiden. Sie
waren gut zu gebrauchen.
    Er griff zum Telefon und
wählte.
    Mit der anderen Hand schlug er
einen Schnellhefter auf. In dem befanden sich gesammelte Unterlagen.
    „Schnödel“, meldete sich
Siegbert. Er hatte eine etwas quakige Stimme.
    „Ich bin’s.“
    „Ja, Hugo? Konntest vorhin wohl
nicht sprechen?“
    „Mußte eine brisante Sache
bearbeiten. Heute geht’s hier zu wie in Sing-Sing ( berüchtigtes,
amerikanisches Zuchthaus ).“
    „Wenn du Hilfe brauchst...“
    „Um Himmels willen! Laßt euch
hier nicht sehen. Aber ich will was anderes sagen. Ich habe jetzt den
Geldanlage-Bericht gefunden. Du wolltest mir ja nicht glauben, was da steht.“
    „So nun auch wieder nicht. Es
erschien mir nur etwas übertrieben.“
    „Von wegen! Hör dir an, was die
schreiben: 1962 kaufte sich ein englischer Geschäftsmann einen Ferrari GTO 250
für 15 000 Mark. Jetzt konnte er ihn verkaufen an einen japanischen
Industriellen. Für... Na?“
    „Keine Ahnung.“
    „Für 30 Millionen DM.“
    „Ist nicht wahr!“
    „Ist wohl wahr. Und nicht der
einzige Fall.“
    „Echt?“
    „Ich sage dir, Siegbert:
Oldtimer sind die tollste Geldanlage für Leute, die Geld haben. Oldtimer sind
heutzutage besser als Aktien, andere Wertpapiere und Sparbücher. Natürlich
meine ich damit die Traumwagen von gestern. Nicht irgendwelche Klapperkisten,
denen schon als Neuwagen an jeder Ecke die Puste ausging.“
    „Unglaublich!“
    „Ich meine Luxusschlitten wie
Ferrari, Aston Martin, Bugatti. Die liegen an der Spitze. Aber auch die Jaguar
E- und D-Typen kosten jetzt irres Geld, ebenso der Alfa Romeo 8 C 2300. Selbst
der Mercedes 300 SL Roadster ist schon Spekulationsobjekt von beachtlichem
Wert.“
    „Toll! Hätte ich doch nur die
richtigen Eltern gehabt und jetzt so ein paar Blechkutschen im Stall.“
    Priske lachte. „Wir holen uns
auch so ein Stück vom Kuchen.“
    „Du meinst den Bullterrier?“
    „Genau den. Einen Aston Martin
Zagato. Mit Rechtssteuerung. Nur 16 Stück wurden von dem gebaut. Der derzeitige
Wert liegt bei etwa sechs Millionen Mark.“
    „Durch drei geteilt“, sagte
Siegbert, „macht zwei Millionen für jeden von uns.“
    „So können wir nicht rechnen.“
    „Wieso nicht?“
    „Otto Neppler zahlt uns
höchstens zwei Millionen für die Kiste. Er kann ja nicht damit rumfahren. Er
kann ihn nirgendwo vorzeigen. Weil der Wagen geklaut ist. Bei der geringen
Stückzahl weiß doch jeder Oldtimer-Fan Bescheid. Man weiß, wo ein Zagato steht,
wer ihn hat, wer sich daran berauschen kann. Neppler muß ihn verstecken. Nur in
der Garage darf er ihn streicheln, höchstens mal eine Runde drehen auf seinem
Privatgelände hinter Mauern und Hecken. Aber ihm reicht das. Ein echter
Spinner. Unser Glück.“
    „Genau wie der Baron.“
    „Du meinst Baron Finkweiler?“
    „Wen denn sonst! Der hat doch
den Bullterrier.“
    „Das dachte ich auch. Bis
gestern. Ist aber ein Irrtum. Finkweiler hat die Kiste verkauft. Konnte er. Ihm
gehörte der Zagato, auch wenn er nie damit gefahren ist — keinen Meter. Der
neue Besitzer heißt Emrod, Dr. Fabian Emrod. Er sammelt alte Luxuswagen. Hat
schon ein Dutzend.“
    „Und offenbar viel Kohle.“
    „Das kannst du laut sagen.
Emrod hatte wahnsinniges Glück. Bei einem Flugzeug-Absturz kam seine gesamte
Verwandtschaft ums Leben. Alles Bonzen ( Schmarotzer-Funktionäre ) und
Kapitalisten. Das gesamte Erbe fiel an Emrod. Er besitzt jetzt acht Großhotels,
eine Rüstungsfabrik, vier Industrie-Betriebe, eine Privatbank,
88Eigentumswohnungen, 16 Häuser, einen Weinberg und zwei Hochsee-Jachten.“
    „Ich werde blaß vor Neid. Was
für ein Doktor ist denn dieses A?“
    „Ich glaube, er hat
Kunstgeschichte studiert. Irgendwas, womit man kein Geld machen kann.“
    „Und wir klauen ihm den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher