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Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)
Autoren: Kim Paffenroth
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einverstanden erklärt hatte, sah ich überrascht, wie eine rothaarige junge Frau auf ihn zukam. Sie sah zwar nicht so außergewöhnlich intelligent aus wie Zoey, aber sie wirkte ausgesprochen anständig und zuversichtlich auf mich – wie jemand, dem man vertrauen konnte. Obwohl sie ein ungeheuer zartes, hübsches Gesicht hatte, wirkte ihr Körper keineswegs zerbrechlich, sondern muskulös und fest, so als sei sie an harte Arbeit gewöhnt und halte sich viel an der frischen Luft auf. Sie warf einen Blick auf Lucy und mich und sprach dann so leise mit Will, dass ich mir sicher war, dass nur Lucy und ich nahe genug standen, um sie zu verstehen.
    »Will«, begann sie, »es tut mir leid, dass du weggehst. Ich hätte dich gern öfter gesehen.«
    Ich fand, dass Will ziemlich überrascht aussah und in ihrer Gegenwart recht verlegen wirkte. Es erinnerte mich daran, wie ich mich in Lucys Nähe fühlte. Ich freute mich für ihn, aber gleichzeitig tat er mir auch ein wenig leid: Er schien zwar seine Fassung, seine Stärke und sein Selbstvertrauen verlieren zu können, aber nur in der Gegenwart einer wunderschönen Frau, die obendrein ganz offensichtlich auch sehr liebevoll und vertrauenswürdig war.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass du das willst, Rachel«, erwiderte er leise.
    Sie schenkte ihm ein Lächeln, in dem Freude und Bedauern, Sehnsucht und Schüchternheit lagen und das sowohl enthüllte als auch verbarg – wie es die Schönheit der Frauen stets tut. Vielleicht ist das aber auch das Wesen der Schönheit, und bei Frauen ist sie eben am auffälligsten und faszinierendsten. Ich erkannte sofort, dass das Lächeln dieser Frau – genau wie Lucys bezauberndes Auge – jeden Mann, den sie in ihr Herz schloss, vollkommen entwaffnen konnte, wenn sie ihn auf diese ganz besondere Weise ansah. Will bekam bei diesem Lächeln jedenfalls sichtbar weiche Knie.
    Sie hörte auf zu lächeln und sah für einen Moment sehr ernst aus. »Ich habe nur gesagt, dass ich mir nicht sicher bin, ob du der Vater bist. Nur du dachtest, dass würde bedeuten, dass ich dich nicht mehr sehen will.«
    »Und jetzt kannst du es nicht mehr. Jetzt ist es zu spät.« Er klang eher gereizt als wütend – erschöpft, verletzt, schwach und unsicher.
    Sie schob ihre Hand unter seine und führte sie ein Stück nach oben. Nun würde sie ihm mehr von ihren wahren Gefühlen zeigen, dachte ich. Nun würde sie ihm zeigen, ob auch sie verletzlich sein konnte. »Will«, sagte sie mit noch leiserer Stimme, sodass ich sie kaum noch verstehen konnte, »zwing mich nicht, zu betteln oder mich dafür zu entschuldigen, wer ich bin. Ich bin ziemlich außer Rand und Band gewesen, das weiß ich. Aber bei Gott, dem Allmächtigen, in dieser Welt gibt es so viel Elend, willst du mir da wirklich das bisschen Spaß, das kleine bisschen Vergnügen vorhalten, das ich mir hin und wieder gegönnt habe, um all den Schmerz und all die Hässlichkeit für eine Weile zu vergessen?«
    Er zog seine Hand nicht weg. »Nein. Das will ich nicht. Ich hab nur geglaubt, dass das bedeutet, dass du nicht mit mir zusammen sein willst.«
    »Will, wir waren schließlich nicht verheiratet. Du hast nie gesagt, dass du mehr willst.« Die Muskeln in ihrem Arm spannten sich an, als sie ihre Hand fester um seine schloss. »Aber schön, ich sage dir, was ich bedaure. Ich sage dir, was mir leidtut. Jedenfalls nicht, dass ich mit vielen Männern Sex hatte. Du wusstest das, und du hast kein Recht, mich deswegen zu verurteilen.« Sie beugte ihren Kopf nach vorne, um ihm in die Augen schauen zu können, da er den Boden anstarrte. »Das Einzige, was ich bedaure, ist, dass ich nicht kapiert habe, dass von all den Männern, mit denen ich geschlafen habe, du der Einzige warst, der sich einen Dreck um meine Art zu leben geschert hat. Es war falsch und dumm und unreif von mir, das nicht zu erkennen. Ich habe dir damit wehgetan und du hast mich deshalb falsch verstanden. Und das tut mir leid, Will. Das tut mir sehr leid.«
    Er nickte und versuchte weiterhin, ihrem Blick auszuweichen. Ich glaube, er wusste, dass alle Tatkraft und Stärke bei ihr liegen würden, sobald er in ihre Augen sah, die nun vor Tränen glänzten, was ihre ungeheure Schönheit und Kraft nur noch vergrößerte. Diese Aussicht, da war ich mir sicher, fürchtete er ebenso, wie er sie herbeisehnte. »Es ist okay. Du musst dich nicht entschuldigen. Wie du schon gesagt hast, ich hab dir ja nicht gezeigt, was ich gefühlt oder gewollt habe. Milton hat eben
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