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Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)

Titel: Dying to Live - Die Traurigkeit der Zombies (German Edition)
Autoren: Kim Paffenroth
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zutiefst.
    Mein Dad stellte sich neben mich. »Das passt ja«, murmelte er. »Ein Haufen Wilder.«
    Milton gelang es besser, seine Ungläubigkeit zu verbergen, aber auch er konnte ein paar Sekunden lang nichts erwidern. »Und Ihre Gemeinde … hat überlebt? Mit diesen Gesetzen?«
    Der Colonel zuckte mit den Schultern. »Wir brauchten strenge Gesetze, um zu überleben.«
    Milton räusperte sich. »Nun, ich bin mir sicher, dass Sie getan haben, was Sie für das Beste hielten. Aber wenn das Ihre Gesetze sind, dann glaube ich nicht, dass wir hier heute eine Entscheidung treffen können, die Sie oder Ihre Leute zufriedenstellt. Wir haben keine derartigen Strafen. Das hatten wir nie. Das Äußerste, was wir je in Betracht gezogen haben, war eine Verbannung, und unter diesen Umständen, da ja niemand getötet wurde, glaube ich nicht, dass wir davon tatsächlich Gebrauch machen würden. Das ergibt für uns keinen Sinn. Aber ein Krieg mit anderen Lebenden tut das genauso wenig.
    Vielleicht hat man Ihnen bereits erklärt, Colonel, dass wir auch keinen Krieg gegen die Toten führen. Daher erscheinen uns die beiden Alternativen, die hier zur Debatte stehen – extreme Bestrafung oder offener Krieg – absolut sinnlos, barbarisch und grausam. Alles, was wir nun tun können, ist, Will zu vergeben und ihn zu beschützen und es Ihnen und Ihren Leuten zu überlassen, wie Sie darauf reagieren und welche Form der Vergeltung Sie wählen wollen. Aber ich bin mir sicher, dass Jack Ihnen klar gemacht hat, dass wir durchaus in der Lage sind, uns zu verteidigen.«
    »Ich glaube, ich habe diese Tatsache mehr als klar gemacht, Milton«, knurrte mein Dad. Sie war hässlich, diese andere Seite von ihm – hässlich und unvermeidlich.
    Will wirkte nun wieder sehr angespannt und bewegte sich unruhig von einem Fuß auf den anderen. Schließlich sagte er doch etwas: »Das kannst du nicht tun, Milton. Du kannst mich nicht beschützen, wenn dafür meinetwegen Menschen kämpfen und sterben müssen. Das wäre vollkommen sinnlos. Ich schätze, das wäre nicht barbarisch, sondern irgendwie das genaue Gegenteil davon, aber es wäre auf jeden Fall sinnlos. Einzelne müssen doch andauernd Opfer für die Gemeinschaft bringen. Genau das lehrt man uns doch.«
    »Aber die Gemeinschaft kann den Einzelnen nicht dazu zwingen, ein solches Opfer zu bringen«, erwiderte Milton. »So etwas tun nur Tiere wie Ameisen. Und die Gemeinschaft kann nicht dazu gezwungen werden, Gewalt auszuüben, nur, um die Androhung weiterer Gewalt abzuwenden. Das ist Erpressung.« Bei dieser Bemerkung drehte er sich zum Colonel um, der jedoch nur wieder mit den Schultern zuckte.
    »Das verstehe ich«, sagte Will. »Aber ich kann die Gemeinschaft verlassen. Es gibt keine Regel, dass jeder in unserer Gemeinde bleiben muss. Wir sind alle frei, zu gehen, wann immer wir wollen.«
    Milton nickte und seufzte erneut. »Das ist ein mutiger Vorschlag, Will. Wie du schon sagst, haben wir nicht die Mittel, dich aufzuhalten. Aber wenn dein Opfer noch nicht einmal seinen eigentlichen Zweck erfüllen würde, was für einen Sinn hätte es dann? Deshalb muss ich den Colonel fragen – wenn Will unsere Gemeinde verlässt und in die Wildnis geht, wäre das Ihnen und Ihren Leuten Versicherung genug, dass wir Ihnen nicht schaden und Sie nicht beleidigen wollen und dass wir die Person, die Ihrer Gemeinde solchen Schaden zugefügt hat, angemessen bestraft haben?«
    Der Colonel runzelte die Stirn. »Ich glaube, das würde all meinen Leuten auf geradezu absurde Weise nachsichtig erscheinen, aber vielleicht könnten wir – angesichts der Tatsache, dass ihr euch so sehr von uns unterscheidet und euch an diese seltsame, unpraktische Lebensweise gewöhnt zu haben scheint – in diesem Fall über eure mangelnde Weisheit und diese schädliche Mildtätigkeit, die ihr so hoch schätzt, hinwegsehen. Ich würde meinen Leuten Bericht darüber erstatten, dass der Täter gefasst wurde und ins Exil geschickt werden wird. Ich würde die Tatsache, dass er dies freiwillig für sich erwählt hat, an eurer Stelle verschweigen. Aber angesichts dieser Strafe würde ich davon ausgehen, dass wir von weiterem Blutvergießen absehen und versuchen würden, in Zukunft friedlich mit euch zu leben.«
    »Was ist mit ihnen?«, fragte Will und zeigte auf die beiden Zombies, die noch immer geduldig und mit beschämtem Ausdruck auf die Entscheidung warteten, die wir, die Lebenden, für sie treffen würden. Ich fragte mich, ob sie wirklich der
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