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Durch Himmel und Hoelle

Durch Himmel und Hoelle

Titel: Durch Himmel und Hoelle
Autoren: Unknown
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welch Entzücken Wald dem Auge bietet, Selbst Götter des Olymp hier Elysium fanden.
    Alexander Pope
    17. K APITEL
    Die Blackmores bekamen ein christliches Begräbnis, und der Vikar gab sich besondere Mühe mit einem Nachruf, der alle Beteiligten zufriedenstellen sollte. Er konnte die Verstorbenen nicht als ehren- wert bezeichnen, und ihre Tugenden zu preisen wäre wahrhaftig gotteslästerlich gewesen und hätte ihm die bittere Kritik der Dorf- bewohner eingehandelt. Aber wie sollte er vor Gott stehen, sie ver- dammen und als die Sünder brandmarken, die sie gewesen waren, wie es die hiesige Bevölkerung gerne gehabt hätte?
    Am Ende hielt der Vikar eine aufwühlende Predigt über die Sün- den der Habgier und des Lasters und den unvermeidlichen Unter- gang derer, die dem unchristlichen Pfad folgten. Er erbat Gottes Verzeihung für die armen Seelen, die so weit vom Pfad der Tugend abgekommen waren, und forderte die Gemeinde auf, sich das war- nende Beispiel der Sünder zu Herzen zu nehmen.
    Elysia, Lord Trevegne und Peter hatten Louisa zur Beerdigung begleitet, wobei Elysia nicht vergessen konnte, daß beinahe auch ihr Nachruf heute verlesen worden wäre.
    Ian war vor zwei Tagen nach London zurückgekehrt und wurde erst nächste Woche zurückerwartet. Elysia vermutete, daß er nicht ohne Ring wiederkam, außerdem glaubte sie, daß er seinen Dienst

quittieren würde, sobald der Krieg mit Napoleon vorbei war. In Blackmore Hall wartete reichlich Arbeit auf ihn. Das Anwesen würde sicher ein rentabler Betrieb, wenn man ehrlich wirtschaftete, und die Farmer würden davon profitieren, wenn sie ihr Land zu- rückbekamen und die Minen den Betrieb wieder aufnahmen. Ja, es gab reichlich zu tun für Ian, wenn er zurückkehrte.
    Die Gäste des verstorbenen Squire waren eiligst nach London ab- gereist, ohne das Begräbnis abzuwarten. Jeder wußte was von den angeblich so dringenden Geschäften, die sie als Entschuldigung an- führten, zu halten war. Lady Woodley fuhr ebenfalls ab - eine In- formation von Louisa, die für Elysia äußerst interessant gewesen war. Alex war immer noch hier und machte keinerlei Anstalten ab- zureisen.
    Die Beerdigung der Blackmores hatte heute morgen unter einem klaren, blauen Himmel stattgefunden. Jetzt war es bereits dunkel, und ein gelber Mond ging am schwarzen Himmel auf und kämpfte mit Milliarden funkelnder Sterne um die Vorherrschaft. Sie sahen aus wie strahlende Juwelen, knapp außer Reichweite, aber doch nahe genug, um zu verlocken, dachte Elysia verträumt. Sie drehte sich weg von dem Fenster, als zwei Diener den Raum betraten und einen kleinen Tisch vor dem Kamin aufstellten. Sie beobachtete wohlwollend, daß er mit glitzerndem Kristall und Porzellan ge- deckt wurde. Eine kleine Vase wurde in die Mitte des spitzenbe- deckten Tisches gestellt, deren Facetten die Flammen des Feuers einfingen, während die einzelne rote Rose ihre duftenden Blüten- blätter in der Wärme des Kaminfeuers öffnete.
    Elysias Herz klopfte schneller, als sie sah, daß für zwei gedeckt und ein Silberkühler mit geeistem Champagner neben den Tisch ge- stellt wurde. Sie beobachtete bestürzt, wie ein Diener die hohen Kerzen anzündete.
    Alex plante doch hoffentlich nicht, mit ihr allein - in dieser ro- mantisch arrangierten Umgebung - zu essen. Elysia ließ sich auf ei-

nen Stuhl fallen, ihre Beine versagten ihr den Dienst. Wie sollte sie noch länger gegen ihn ankämpfen? Sie hatte weder die Kraft noch das Herz dazu. Sie hatte sich etwas vorgemacht. Sie war ein Feig- ling. Die Herrin seines Hauses zu sein und seine Söhne zu gebären war nur ein Traum für ihre einsamen Nächte.
    Im kalten, erbarmungslosen Tageslicht wußte sie, daß sie dazu nicht fähig war, dazu liebte sie ihn viel zu sehr. Sie konnte es nicht ertragen, ihm im Schein der Kerzen gegenüberzusitzen und zu wis- sen, daß er dabei an eine andere Frau dachte. Nein! Solche Höllen- qualen konnte sie nicht erdulden.
    »Guten Abend, Mylady.« Alex kam mit seinem schiefen Grinsen herein, das ihr das Herz im Leib umdrehte. Er schnippte einen imaginären Fussel vom Ärmel seines schwarzen Samtrocks, aus dem frech weiße Spitzenmanschetten ragten, ein schöner Kontrast zu dem dunklen Stoff. Jetzt brauchte er nur noch eine schwarze Au- genklappe, und fertig war der perfekte Pirat. Seine weißen Zähne strahlten in seinem gebräunten Gesicht, als er offensichtlich ohne sonderliches Interesse sagte: »Ich dachte, daß Ihr heute abend viel- leicht lieber hier
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