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Durch Himmel und Hoelle

Durch Himmel und Hoelle

Titel: Durch Himmel und Hoelle
Autoren: Unknown
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und ich machte es besser als deine Groß- mutter. Ich erklärte deiner Mutter, der lieben Elizabeth, was sie tun müßte - genauso wie ich dir deine Pflichten zugewiesen habe. Vater war nicht oft hier, und wenn er da war, war er zu betrunken, um ir- gend jemanden oder etwas zu erkennen. Elizabeth hat bald heraus- gefunden, wo sie hier in meinem Haus hingehörte. Ha! Der kleine Emporkömmling - sie versuchte, sich in Graystone einzuschmei- cheln mit diesem süßen, falschen Lächeln. Na ja, sie hat bekommen, was sie verdient hat!«
    Ein Lächeln der Erinnerung zog über Agathas Gesicht, ihre Au- gen leuchteten teuflisch auf. »Vater starb bald danach - eigentlich war es ein Wunder, daß er so lange durchgehalten hat. Ich habe ihn nicht vermißt - er hat nur gestört und zuviel Geld für Whisky aus- gegeben.
    Weißt du, wie er gestorben ist? Es ist ziemlich amüsant«, sagte Agatha und blickte Elysia ins Gesicht, als würde sie sie zum ersten Mal sehen. »Er dachte, er sehe deine Großmutter unten am Trep- penabsatz. Er stolperte die Treppe hinunter und verhängte sich im losen Gürtel seines Hausmantels. Er stürzte schwer - mir direkt vor

die Füße - und brach sich das Genick. Ich kann mir nicht vorstellen, daß er mich mit ihr verwechselt hat. Ich trug nur ihren Morgenman- tel, um Staub zu wischen - ich wollte natürlich mein Kleid nicht schmutzig machen«, fügte sie gleichgültig hinzu. »Vater war ein haltloser, besoffener Narr; nicht nur sie, auch der Suff hat ihm den Verstand geraubt. Nach seinem Tod gehörte das Haus mir. Ich war endlich die rechtmäßige Herrin von Graystone. Das Gericht machte mich auch zum Vormund deiner Mutter - eine Vormund- schaft, die sie, da bin ich mir sicher, verabscheute. Sie hat mir nie da- für gedankt, daß ich ihr ein Heim geboten habe, obwohl ich sie ge- nausogut hätte hinauswerfen können. Der Tag, an dem ich dieses billige, falsche, kleine Luder in mein Haus genommen -«
    »Das ist nicht wahr! Sie war kein -« unterbrach Elysia sie. Der Zorn hatte ihre Zunge gelöst, die durch Agathas wilden Ausbruch wie gelähmt gewesen war.
    »Du hältst den Mund und hörst dir die Wahrheit über deine wun- derbare Mutter an. Sie hat dir nur Lügen erzählt«, knurrte Agatha. »Deine Mutter hat unter meinem Dach gelebt, meine Mildtätigkeit ausgenützt, nicht mal die Hälfte ihrer Pflichten erfüllt, um ihr tägli- ches Brot zu verdienen - ein faules Luder - genau wie du. Und wie hat sie's mir vergolten? Hinter meinem Rücken hat sie mir mein Ei- gentum gestohlen!«
    Agatha sprach auf einmal sehr schnell, fast atemlos, als sie sich an die Vergangenheit erinnerte. Die aufgestauten Worte überschlugen sich förmlich in einem Schwall von Haß.
    »Auf einem Nachbargut sollte ein großer Ball stattfinden, und ich bekam eine Einladung. Es war das Ereignis des Jahres. Ich mußte natürlich für deine Mutter absagen. Sie hatte nichts Passendes anzu- ziehen und war wirklich noch zu jung. Sie hatte noch nicht mal ihre Saison in London gehabt. Aber das wäre ohnehin viel zu teuer ge- wesen, und außerdem ist eine Saison in London pro Familie genug, oder?

Ich erinnere mich noch ganz genau an diese Nacht. Der Ball war prächtiger als einige, die ich in London besucht hatte. Mehr als tau- send Kerzen erleuchteten den Ballsaal, in dem die Damen mit ihren Juwelen und Federn tanzten. Es gab Champagner, lachende Ge- sichter, Musik - und Captain Demarice. Er sah so gut aus, so elegant wie ein Prinz. Er war Kavallerieoffizier, ein hervorragender Reiter - einer der besten im Land - und voller Abenteuerlust und Mut. Er war der jüngere Sohn eines Lord, hatte kein Vermögen und auch keinerlei Aussicht, etwas zu erben. Aber er war außergewöhnlich, und es spielte keine Rolle, daß er nicht reich war. Er war groß und hatte dichtes schwarzes Haar und seltsame, leicht schräge grüne Augen.«
    Agathas Blick fiel auf Elysias Gesicht. Sie erblaßte sichtbar, als sie in Elysias Augen blickte.
    »Du hast seine Augen! Verdammt! Jedesmal, wenn ich dich an- schaue, sehe ich ihn vor mir stehen, wie er mich verächtlich betrach- tet. Das Lächeln, das ich liebte, war dann wie weggewischt. Er warf mir Kränkungen an den Kopf, die ich nie vergessen kann. Seine Stimme verfolgt mich jede Nacht in meinen Träumen. Ich kann nicht entrinnen, nicht einmal im Schlaf - er ist immer da.«
    Agathas dünne Finger zupften hastig an ihren ordentlich hochge- steckten Haaren, bis sich einige Strähnen lösten und ihr ums Ge- sicht
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